Forumsregeln
Antwort schreiben

Re: Hamlet

25.02.2014, 20:47

Arianna hat geschrieben::daumen: In meinen Augen ist es auch ein Zeichen der Zeitlosigkeit und Qualität Shakespearscher Themen und Texte, dass sie eben auch eine moderne, "andere" Umsetzung "verkraften".


Das ist genau, was ich an diesen Werken so grandios finde. Sie sind zeitlos. Man kann sie transferieren und sie verlieren trotzdem nicht ihre Faszination. Wenn man sich darauf einlässt, bieten sie mehr als der ausgefeilteste Thriller mit 10 Oskar-Drohungen. :evilgrin:

25.02.2014, 20:47

Re: Hamlet

25.02.2014, 22:46

Maike hat geschrieben:Unter den gleichen Aspekt muss man dann auch Shakespeare Re-Told sehen. Und ich glaube schon, dass ein Teil des Reizes von Shakespeare der Plot ist. Das waren damals wie heute plots mit Massenappell. Und für jemanden wie RA ganz sicher auch die Charaktere und deren Motivationen. Besser diese Art von Shakespeare als gar nicht.



Ich sehe das, vielleicht aus meiner speziellen beruflichen Warte, etwas anders, Maike.

Die Essenz der künstlerischen Mitteilung eines Autors ist die Sprache. Ebenso wie die Essenz eines Artefakts der bildenden Künste Form und Farbe sind. Oder wie die Essenz eines musikalischen Kunstwerks die Tonfolgen und der Rhythmus sind.

Wenn es also heute einen zeitgenössischen Autor dazu drängt, eine Novelle über einen grüblerischen Dänenprinzen zu schreiben, dann ist ihm dies natürlich unbenommen. Und wenn ein Schauspieler/ Sprecher von der Klasse Richard Armitages diese Novelle liest, so wird sicherlich ein großartiges Hörbuch daraus. :lol:

Aber in meinen Augen steckt dann in solch einem Projekt "Hamlet" ebenso wenig Shakespeare, wie Leonardo da Vinci in einem Bild steckt, das als "Mona Lisa" firmiert, aber eine lächelnde junge Frau mit Pixiecut in einer Lederjacke zeigt. (Nur, dass eben gottlob niemand auf die Idee kommt, die Mona Lisa zu überpinseln, um sie "zeitgemäßer" zu machen - Autoren genießen leider weniger Respekt als Maler. :beleidigt: )

Ich würde mich in diesem Sinne übrigens auch weigern, eine zum Rap umgeschriebene "Aida" als "Verdi-Aufführung" zu bejubeln. ;)

Re: Hamlet

25.02.2014, 22:55

...wenn ihm aber nun weder die RSC noch sonst jemand die Rolle des Hamlet auf der Bühne anbietet, ist dies sicher eine Möglichkeit sich wegzubewegen von Comicverfilmungen und hin zu klassischem Theater.

Re: Hamlet

25.02.2014, 23:01

Maike hat geschrieben:...wenn ihm aber nun weder die RSC noch sonst jemand die Rolle des Hamlet auf der Bühne anbietet, ist dies sicher eine Möglichkeit sich wegzubewegen von Comicverfilmungen und hin zu klassischem Theater.



Ich hoffe es für ihn, Maike, und drücke ihm, das weisst Du, für seine berufliche Zukunft ganz fest alle zur Verfügung stehenden Daumen!!!

Und jetzt will ich hier nicht weiter stören. ;)

Man liest sich. :winke:

Re: Hamlet

25.02.2014, 23:02

Miou hat geschrieben:
Ich würde mich in diesem Sinne übrigens auch weigern, eine zum Rap umgeschriebene "Aida" als "Verdi-Aufführung" zu bejubeln. ;)


Aber Loriots nacherzählten Ring finde ich z.B. sehr unterhaltsam. Ich denke z.B. auch an Calixto Bieitos Tempest-Inszenierung mit ganz viel Henry Purcell, die teilweise von der Kritik zerrissen wird, da nicht pur Shakespeare ... Der Beispiele ließen sich viele hinzufügen - und ich kann vielen durchaus etwas abgewinnen. :nix:

Übrigens, wie kommst Du darauf, dass Du hier störst? Mir gefallen solche Diskussionsansätze! :daumen:

Re: Hamlet

25.02.2014, 23:31

Damiana hat geschrieben:
Arianna hat geschrieben::daumen: In meinen Augen ist es auch ein Zeichen der Zeitlosigkeit und Qualität Shakespearscher Themen und Texte, dass sie eben auch eine moderne, "andere" Umsetzung "verkraften".


Das ist genau, was ich an diesen Werken so grandios finde. Sie sind zeitlos. Man kann sie transferieren und sie verlieren trotzdem nicht ihre Faszination. Wenn man sich darauf einlässt, bieten sie mehr als der ausgefeilteste Thriller mit 10 Oskar-Drohungen. :evilgrin:

Ich glaube, ich muss mal zum Augenarzt: Ich las im ersten Moment doch glatt "10 Oskar Umdrehungen" und wunderte mich zunächst gar sehr! :lachen: :lachen: :nobrain:

Ich kann Euch beiden nur zustimmen: Eben weil Shakespeares Werke so zeitlos sind, kann jede Zeit dafür eine eigene Interpretation und / oder eine neue Form der Darstellung finden. :daumen: Und gehört es irgendwie nicht auch zu den "Aufgaben" der Kunst, neue Wege zu beschreiten? Selbst wenn man dafür einen klassischen Text in heutige Sprache überträgt?

@Arianna: Loriots Nacherzählung von Wagners Ring ist einfach nur grandios - aber das lebt natürlich auch vom Loriots genialem Wortwitz. :daumen: :daumen:

Re: Hamlet

25.02.2014, 23:32

Miou hat geschrieben:
Maike hat geschrieben:Die Essenz der künstlerischen Mitteilung eines Autors ist die Sprache. Ebenso wie die Essenz eines Artefakts der bildenden Künste Form und Farbe sind. Oder wie die Essenz eines musikalischen Kunstwerks die Tonfolgen und der Rhythmus sind.


Was niemand bestritt. :kuss: Dennoch ist es legitim all diese Werke (und deren verborgenem Inhalt) einer breiten Masse zugänglich zu machen, oder nicht?

Re: Hamlet

25.02.2014, 23:41

Floumi hat geschrieben:Ich kann Euch beiden nur zustimmen: Eben weil Shakespeares Werke so zeitlos sind, kann jede Zeit dafür eine eigene Interpretation und / oder eine neue Form der Darstellung finden. :daumen: Und gehört es irgendwie nicht auch zu den "Aufgaben" der Kunst, neue Wege zu beschreiten? Selbst wenn man dafür einen klassischen Text in heutige Sprache überträgt?

:samekind:
Sonst würden wir bis zum heutigen Tag ausschließlich gleich bleibende Höhlenmalereien betrachten und in antike Dramenaufführungen mit Chor und ausschließlich männlichen Darstellern gehen. Und da alles ein Prozess ist, steckt halt doch in allem immer das Alte und Traditionelle mit drin - und sei es, weil sich jemand ganz gezielt davon abgrenzt. Bei uns allen - Künstler wie Rezipienten - läuft das, was wir kennen, immer automatisch als Vergleichsfolie mit und wenn 'Hamlet' draufsteht, dann eben ein bißchen mehr Shakespeare als sonst.

Re: Hamlet

25.02.2014, 23:45

Laudine hat geschrieben: Bei uns allen - Künstler wie Rezipienten - läuft das, was wir kennen, immer automatisch als Vergleichsfolie mit und wenn 'Hamlet' draufsteht, dann eben ein bißchen mehr Shakespeare als sonst.


:daumen: Und mit der Zusatzoption, dass mir das ganz subjektiv mal mehr, mal weniger gefällt ... :nix:

Re: Hamlet

25.02.2014, 23:52

Laudine hat geschrieben:
Floumi hat geschrieben:Ich kann Euch beiden nur zustimmen: Eben weil Shakespeares Werke so zeitlos sind, kann jede Zeit dafür eine eigene Interpretation und / oder eine neue Form der Darstellung finden. :daumen: Und gehört es irgendwie nicht auch zu den "Aufgaben" der Kunst, neue Wege zu beschreiten? Selbst wenn man dafür einen klassischen Text in heutige Sprache überträgt?

:samekind:
Sonst würden wir bis zum heutigen Tag ausschließlich gleich bleibende Höhlenmalereien betrachten und in antike Dramenaufführungen mit Chor und aussschließlich männlichen Darstellern gehen. Und da alles ein Prozess ist, steckt halt doch in allem immer das Alte und Traditionelle mit drin - und sei es, weil sich jemand ganz gezielt davon abgrenzt. Bei uns allen - Künstler wie Rezipienten - läuft das, was wir kennen, immer automatisch als Vergleichsfolie mit und wenn 'Hamlet' draufsteht, dann eben ein bißchen mehr Shakespeare als sonst.


:zustimm:

Ich sehe das ganz genauso und verstehe auch nicht was das Problem dabei sein sollte ein Werk wie Hamlet so aufzuarbeiten, dass die breite Masse es kennenlernen kann. Wenn ich mich für die Geschichte interessiere, würde ich doch von alleine Recherche betreiben und vielleicht zu Shakespeares "Hamlet" greifen und es auch lesen, was ich ohne "Hamlet: The Novel" vielleicht nicht gemacht hätte.

Ich sehe in so einer "Neuauflage" auch eine Chance für die älteren Werke. Es könnte ihnen wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Re: Hamlet

26.02.2014, 07:17

Also ich hab Shakespeare in der Schule gegen die Nibelungen getauscht ;-)
Ich weiß, es ist kein Vergleich, war aber damals einfacher. Geb ich zu.
Aber, als ich so um die 18 war kam auf einem dritten Programm jeden Sonntagmorgen eine
Shakespeare Verfilmung. Karg, stark, verständlich. Hat mich damals sehr beeindruckt.
Sehr. Werd ich nie vergessen.
Ich denke auch, dass Shakespeare für die breite Masse aufgearbeitet, sehr interessant sein könnte. Keine einfache Kost, aber schließlich zeitlos.

Re: Hamlet

26.02.2014, 12:18

Ein interessanter Hamlet- spin von Tom Stoppard: Rosencrantz and Guildenstern are dead. Die Hamlet - Geschichte aus der Sicht zweier Nebenrollen:
http://thebestnotes.com/booknotes/Rosen ... ide04.html

Wer sich als Einsteiger für das Leben und die Zeit von Shakespeare interessiert, kann ich das Buch von Bill Bryson empfehlen- unterhaltsam zu lesen und informativ:
http://www.amazon.de/Shakespeare-World- ... 000719790X

Re: Hamlet

26.02.2014, 22:56

Nimue hat geschrieben:Ein interessanter Hamlet- spin von Tom Stoppard: Rosencrantz and Guildenstern are dead. Die Hamlet - Geschichte aus der Sicht zweier Nebenrollen:
http://thebestnotes.com/booknotes/Rosen ... ide04.html

Wer sich als Einsteiger für das Leben und die Zeit von Shakespeare interessiert, kann ich das Buch von Bill Bryson empfehlen- unterhaltsam zu lesen und informativ:
http://www.amazon.de/Shakespeare-World- ... 000719790X


Oh ja, das war auch ein toller Film! :daumen: Nachdem ich mich an der Uni ein ganzes Semester lang mit "Hamlet" beschäftigt hatte, fand ich diesen Aspekt ganz besonders interessant 8)

Den besten Zugang zu Shakespeare bietet meiner Meinung nach die "Cambridge School Shakespeare" Reihe: da hat man auf der einen Seite den Originaltext und auf der gegenüberliegenden Seite Anmerkungen, Hintergrund, Ideen zu Gruppenarbeiten etc.. Und natürlich Worterklärungen, denn vieles bei Shakespeare ist auch für Muttersprachler nicht immer leicht zu verstehen

http://www.amazon.de/Hamlet-Cambridge-S ... are+hamlet

Eigentlich finde ich es ganz spannend, was alles so entsteht "inspiriert von Shakespeare". Dazu gehören für mich z.B. auch Verdis Opern "Otello" (angeblich die beste von mehr als 200 Opern, die alle auf Shakespeares Stück basieren :schlaumeier: ) und Macbeth. :grins:

Re: Hamlet

26.02.2014, 23:04

:daumen: Und Verdi ist nur ein musikalischer Gipfel! Massenets Roméo et Juliette ist daneben auch erwähnenswert.

Die Cambridge-Reihe hatten wir auch - und dazu die BBC-Shakespeare-Verfilmungen der späten 70er und 80er Jahre mit Derek Jacobi etc. Damals hatte ich mich richtig gut in die Sprache eingehört.

Übrigens ist ja auch das Pinter-Proust-Projekt nichts anderes als eine Neuaufbereitung. Ich find's spannend!

Re: Hamlet

26.02.2014, 23:23

Danke für die ganzen Links, Nimue und Anne! :kuss: :kuss: Da ist bestimmt für den einen oder anderen was dabei.

Ich bin auch gespannt wie dieses Audiobook aussehen wird, vor allem weil es ja eine Neuaufbereitung ist. Mal sehen ob und wie es sich mit unserer Schultheater-Aufführung von 2005 vergleichen lässt. :lachen:
Antwort schreiben




Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Audi, TV, Bild, Erde, NES

Impressum | Datenschutz