Maike hat geschrieben:
Unter den gleichen Aspekt muss man dann auch Shakespeare Re-Told sehen. Und ich glaube schon, dass ein Teil des Reizes von Shakespeare der Plot ist. Das waren damals wie heute plots mit Massenappell. Und für jemanden wie RA ganz sicher auch die Charaktere und deren Motivationen. Besser diese Art von Shakespeare als gar nicht.
Ich sehe das, vielleicht aus meiner speziellen beruflichen Warte, etwas anders, Maike.
Die Essenz der künstlerischen Mitteilung eines Autors ist die Sprache. Ebenso wie die Essenz eines Artefakts der bildenden Künste Form und Farbe sind. Oder wie die Essenz eines musikalischen Kunstwerks die Tonfolgen und der Rhythmus sind.
Wenn es also heute einen zeitgenössischen Autor dazu drängt, eine Novelle über einen grüblerischen Dänenprinzen zu schreiben, dann ist ihm dies natürlich unbenommen. Und wenn ein Schauspieler/ Sprecher von der Klasse Richard Armitages diese Novelle liest, so wird sicherlich ein großartiges Hörbuch daraus.
Aber in meinen Augen steckt dann in solch einem Projekt "Hamlet" ebenso wenig Shakespeare, wie Leonardo da Vinci in einem Bild steckt, das als "Mona Lisa" firmiert, aber eine lächelnde junge Frau mit Pixiecut in einer Lederjacke zeigt. (Nur, dass eben gottlob niemand auf die Idee kommt, die Mona Lisa zu überpinseln, um sie "zeitgemäßer" zu machen - Autoren genießen leider weniger Respekt als Maler.
)
Ich würde mich in diesem Sinne übrigens auch weigern, eine zum Rap umgeschriebene "Aida" als "Verdi-Aufführung" zu bejubeln.