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BeitragVerfasst: 08.02.2020, 18:06 
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Mill overseer & Head of the Berlin Station
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Die BZ fand den Film nicht so toll:

Zitat:
Filmstarts der Woche im Überblick
Neu im Kino: Enkel für Anfänger, 21 Bridges, Birds Of Prey, Intrige und The Lodge


[...]

Kino zum Gruseln: „The Lodge“


DIE STORY: Nach dem Tod seiner Frau stellt Richard (Richard Armitage) seinen beiden Kindern Grace (Riley Keough) vor. Doch Mia und Aidan lehnen ihre Stiefmutter ab. Weihnachten in einer Berghütte soll alle näher bringen. Doch Richard muss noch mal weg, und plötzlich spukt es in der eingeschneiten Einöde…

DER STAR: Als Zwerg Thorin Eichenschild aus „Der Hobbit“ wurde Richard Armitage zum Weltstar. Zuletzt spielte er den Ex-Mann von Julie Delpy im Berlin-Drama „My Zoe“.

DIE REGISSEURE: Die Österreicher Veronika Franz und Severin Fiala landeten gleich mit ihrem Regiedebüt „Ich seh, Ich seh“ einen internationalen Horror-Hit.

BZ-WERTUNG: Atmosphärischer Gruselschocker, der aber oft viel zu langatmig inszeniert ist, um durchgängig fesselnd zu sein. (113 Min., frei ab 16).


https://www.bz-berlin.de/kultur/filmstarts-neu-im-kino-6-februar-2020-enkel-fuer-anfaenger-21-bridges-birds-of-prey-intrige-the-lodge

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Verfasst: 08.02.2020, 18:06 


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BeitragVerfasst: 08.02.2020, 18:10 
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Vorsichtig positiv wird hier geurteilt:

Zitat:
Kinostarts
The Lodge - Kritik und Trailer zum Film


5.02.2020 09:31 (Akt. 6.02.2020 11:10)

Mit "Ich seh Ich seh" vermochte das österreichische Regieteam Severin Fiala und Veronika Franz auf sich aufmerksam zu machen. Das unheimliche Debüt der beiden liegt fünf Jahre zurück. Nun legen sie etwas Neues vor: Es geht um einen Journalisten, der die Weihnachtszeit zusammen mit den Kindern und neuer Partnerin (die Mutter der Kids ist gestorben) in einer Hütte verbringt. Als der Vater die Kinder für paar Tage mit der Stiefmutter allein lässt, passieren seltsame Dinge.

Die erste US-amerikanische Produktion des österreichischen Regieerfolgsduos Veronika Franz und Severin Fiala ist ein frostiger Streifen geworden: "The Lodge" erforscht schonungslos und konsequent menschliche Abgründe, ohne dabei Klischees auf den Leim zu gehen. Am Freitag kommt der Horrorthriller in die heimischen Kinos.

The Lodge - Kurzinhalt zum Film

Die beiden Kinder Aiden (Jaeden Martell) und Mia (Lia McHugh) machen die Verlobte ihres Vaters Richard (Richard Armitage) für den Tod ihrer Mutter (Alicia Silverstone) verantwortlich. Dieser will das Eis zwischen dem Nachwuchs und der zukünftigen Frau Grace (Riley Keough) brechen und organisiert ein gemeinsames Weihnachtsfest in einer abgelegenen Hütte. Doch Richard muss wegen seines Jobs Grace mit den Kindern einige Tage allein lassen.

Erst zu Beginn der zweiten Hälfte des Films stellt sich die eigentliche Extremsituation ein: Die Kinder sind allein mit ihrer zukünftigen Stiefmutter ohne Strom und Wasser in ihrer Hütte eingeschneit. Seit "The Shining" weiß man, dass die Kombination Kinder und eingeschneites Haus im Nirgendwo nicht gut enden kann. Doch wo Stanley Kubricks "Shining" und der Alien-Horrorklassiker "The Thing", von dem im Film Ausschnitte zu sehen sind, den Schrecken von außen auf eine in der winterlichen Einöde isolierten Gruppe heraufbeschwören, entspringt das Grauen bei "The Lodge" aus dem alltäglich Menschlichen und entwickelt einen Sog, der niemanden kalt lässt.

The Lodge - Die Kritik

Was schnell ein fades Beziehungsdrama werden könnte, wird in "The Lodge" jedoch gekonnt packend inszeniert, wobei auch der eine oder andere Schocker nicht fehlen darf. Franz und Fiala verwenden viel Altbewährtes aus ihrem internationalen Erfolg "Ich seh Ich seh": Wieder einmal geht es um das gestörte Verhältnis von Kindern zu ihrer Mutter, wieder einmal müssen Tiere dran glauben und wieder einmal ist der Horror kein Schreckgespenst, sondern der Abgrund der menschlichen Psyche. Neben Armitage und Keough liefern besonders Martell und McHugh eine eindringliche und unmittelbare Performance.

Die österreichischen Regisseure beweisen mit "The Lodge" einmal mehr ihre Erzählkunst: Eindrucksvolle, intensive und lange Einstellungen, die von vermeintlicher Ruhe sofort in völligen Irrsinn umschwenken können, lassen das Publikum keinen Augenblick verschnaufen. Franz und Fiala beherrschen mit gewaltiger und symbolträchtiger Bildsprache dieses Spiel perfekt und legen auch die eine oder andere falsche Fährte, sodass der Kinogang zum Wagnis wird. Mit verstörender atmosphärischer Musik erschaffen sie ein eisiges Kammerspiel, in dem die klirrende Kälte der Umgebung im Einklang mit der frostigen Beziehung der Figuren steht.

Die Auflösung der Handlung mag zunächst unbefriedigend wirken, lässt bei genauerer Betrachtung jedoch viel Spielraum für weitere Spekulationen und Interpretationen des Films. An "The Lodge" hat man noch einige Zeit zu knabbern.


https://www.vienna.at/the-lodge-kritik-und-trailer-zum-film/6509516

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BeitragVerfasst: 08.02.2020, 18:18 
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Arianna hat geschrieben:

Die selbe Kritik bieten:

https://www.bunte.de/entertainment/film/lodge-sehr-leiser-horror-thriller-aus-oesterreich.html

https://www.brigitte.de/aktuell/the-lodge--etwas-zu-leiser-horror-schocker-vom-regie-duo-aus-oesterreich-11723220.html

https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.der-neue-film-vom-duo-franz-fiala-the-lodge-zu-leise-rieselt-der-schnee.1799eec9-a4cb-42e6-9c3c-b29234ed7a33.html

https://www.news.de/film/855825037/filmkritik-the-lodge-zu-leise-rieselt-der-schnee/1/

https://www.freenet.de/unterhaltung/kino/the-lodge-zu-leise-rieselt-der-schnee_7645314_4730006.html

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BeitragVerfasst: 08.02.2020, 18:24 
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Zitat:
Film "The Lodge": Scheitelknien macht die Stube wohnlich

Mit "The Lodge", ihrem ersten englischsprachigen Streifen, entführen die "Ich seh Ich seh"-Macher Veronika Franz und Severin Fiala in eine Familienhölle aus Furnierholz und Schnee
Dorian Waller


6. Februar 2020, 09:00


Frischgebackene Halbwaisen gemeinsam mit der Stiefmutter in spe zum ersten Kennenlernen in einer einsamen Berghütte einquartieren: Eine schlechtere Idee kann man sich kaum vorstellen. Da schlechte Ideen aber der Katalysator jedes Horrorplots sind, geht es schon in Ordnung, wenn Veronika Franz und Severin Fiala für ihre erste englischsprachige Produktion The Lodge mit Co-Autor Sergio Casci dieses Szenario wählen.

Vieles erinnert dabei an Ich seh Ich seh, das international erfolgreiche Spielfilmdebüt des österreichischen Regieduos. Zwei Kinder mit einer Vorliebe für urtümliche Haustiere (2014 Fauchschaben, diesmal Salzkrebse), eine nicht akzeptierte Mutterfigur und die ständige Ungewissheit, wem hier zu trauen ist. Damit werden teils ähnliche Themenfelder durchmessen, letztlich schlägt The Lodge aber einen anderen Weg ein. Die Schrecken, die auf dem düsteren Pfad lauern, sind jedoch wohlvertraute Elemente der Genre-Folklore. Dielen knarzen, Taschenlampen blenden, Nasen bluten, rissige Madonnenbilder krachen auf den Boden.

Hüttenzauber

Der Einstieg ist furios inszeniert. Laura (Alicia Silverstone) bringt ihre Kinder Mia und Aiden (Lia McHugh und Jaeden Martell) zu deren Vater Richard (Richard Armitage). Dessen Eröffnung, dass er und seine junge Freundin Grace heiraten wollen, kommt nicht gut an. Wenige Monate später ist Laura tot, das Verhältnis zwischen Vater und Kindern angespannt. Fehlt zu allem Unglück nur noch Richards Idee, die Weihnachtstage in der titelgebenden Hütte zu verbringen. Nicht nur, dass der wuchtige Holzbau voll von Erinnerungen an heile Zeiten ist – da Richard vor Heiligabend noch zu arbeiten hat, sollen Grace (Riley Keough) und die Kinder die ersten Tage zu dritt in der Abgeschiedenheit damit verbringen, miteinander warm zu werden.

Als würden Mutterloyalität und Stiefmuttermalus noch nicht reichen, wissen Mia und Aiden von ihrer Mutter, dass Grace einen Knacks hat. Ihr Vater war der Führer einer christlichen Weltuntergangssekte, sie selbst ist die einzige Überlebende der Gruppenhimmelsfahrt. Der heimliche Griff zum Pillendöschen und die offensichtliche Reserviertheit gegenüber allen Relikten von Lauras Katholizismus sind deutliche Zeichen, dass das Trauma noch nicht ganz überwunden wurde.

Wie sich das Hüttenleben im weiteren Verlauf gestaltet, darf trotz gewisser Vorhersehbarkeiten nicht verraten werden. Bis zum finalen Akt, in dem der Film noch einen kleinen Haken schlägt, liegt der Fokus aber nun ganz auf Grace und der Frage, was diese in eine Abwärtsspirale treibt: die Dämonen der eigenen Vergangenheit, die jeden Annäherungsversuch unterlaufenden Kinder oder ein fauler Hüttenzauber?

Holz kann alles

Neben der Elvis-Enkelin Keough wird das Haus so oder so zum zweiten Hauptdarsteller. Was Holzvertäfelungsfetischisten zum Jauchzen bringen könnte, zeigt die bevorzugt die Decke entlangstreichende Kamera von Thimios Bakatakis als Sarg, in dem die Bewohner lebend begraben sind. Ständige Düsternis und in schrägem Winkel gefilmte Großaufnahmen drehen weiter an der Klaustrophobieschraube. Auch als Zuseher sehnt man sich danach, der Enge zu entfliehen. Doch die Ausflüge ins Freie bringen keine Erlösung. Im unendlich scheinenden Winterweiß können weder Auge noch Mensch Halt finden.

So geht es wieder hinein in die böse Stube, dem Horror der eigenen Familie kann man schließlich nicht entkommen. Franz und Fiala halten sich dabei mit Schockeffekten zurück, auch wenn sie sehr wohl wissen, wie man Zuckreflexe auslöst. Ruhe, enervierende musikalische Ausbrüche (Danny Bensi und Saunder Jurriaans) und eine Vielzahl falscher Fährten bilden das Material der Nervenprobe. Eine gewisse Monotonie und Unstimmigkeiten der Handlung nehmen die Filmemacher dabei in Kauf, eine vertiefende Reflexion etwa zur symbolisch dominanten Religiosität lassen sie außen vor.

The Lodge bleibt handwerklich überzeugend und erfreut zudem mit einer erwärmenden Darstellung des schon von Andreas Gabalier als österreichisches Kulturgut besungenen Scheitelkniens. Ein Auftritt der beschnäuztuchten Volkstolle bleibt aus. Wäre auch zu viel des Grauens.

(Dorian Waller, 6.2.2020)


https://www.derstandard.de/story/2000114206119/film-the-lodge-scheitelknien-macht-die-stube-wohnlich


Ungewöhnliche 4 von 6 Sternen werden hier vergeben:

Zitat:
"The Lodge" ist ein frostiger Horrorthriller

08. Februar 2020 00:04 Uhr


Mit "Ich seh Ich seh" vermochte das österreichische Regieteam Severin Fiala und Veronika Franz auf sich aufmerksam zu machen. Nun legen sie etwas Neues vor: Die erste US-amerikanische Produktion des Duos ist ein frostiger Streifen geworden.

"The Lodge" erforscht schonungslos und konsequent menschliche Abgründe, ohne dabei Klischees auf den Leim zu gehen. Mit Darstellern wie Richard Armitage, Riley Keough und Alicia Silverstone ist der Horrorthriller auch prominent besetzt.

Die Kinder Aidan (Jaeden Martell) und Mia (Lia McHugh) machen die Verlobte ihres Vaters Richard (Richard Armitage) für den Tod ihrer Mutter verantwortlich. Dieser will das Eis zwischen dem Nachwuchs und der zukünftigen Frau Grace (Riley Keough) brechen und organisiert ein gemeinsames Weihnachtsfest in einer abgelegenen Hütte. Doch Richard muss wegen seines Jobs Grace und die Kinder einige Tage allein lassen. Seit "The Shining" weiß man, dass die Kombination Kinder und eingeschneites Haus im Nirgendwo nicht gut enden kann...

"The Lodge", USA/GB 2019, 109 Min.


https://www.nachrichten.at/kultur/kino/filmrezensionen/the-lodge-ist-ein-frostiger-horrorthriller;art12975,3223557

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BeitragVerfasst: 08.02.2020, 18:29 
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Diese Kritikerin findet den Film eher mittelmäßig:

Zitat:
The Lodge (2019)

Eine Filmkritik von Lucia Wiedergrün


Die Eisbrecher

„The Lodge“ ist die dritte Zusammenarbeit des österreichischen Regieduos Veronika Franz und Severin Fiala. Nach ihrem internationalen Durchbruch mit dem bemerkenswerten Ich seh, ich seh im Jahr 2014, bleiben die beiden dem Horrorgenre in ihrem aktuellen Werk „The Lodge“ treu, setzen diesmal räumlich aber auf die andere Seite des Atlantiks über.

Die titelgebende Lodge ist ein eindrucksvoller Holzbau, der nicht wenige Gemeinsamkeiten mit einem Sarg hat. Gelegen an einem zugefrorenen See, mitten in den eisigen Weiten einer nordamerikanischen Winterlandschaft, die unberührt von Spuren menschlichen Lebens scheint. Für die Geschwister Mia (Lia McHugh) und Aiden (Jaeden Martell) ist dieser wenig einladende Ort aufgeladen mit liebevollen Erinnerungen an ihre Mutter (Alicia Silverstone), weswegen die beiden auch wenig begeistert sind, als ihr Vater Richard (Richard Armitage) darauf besteht, zum diesjährigen Weihnachtsfest an diesem geschichtsträchtigen Ort auch seine neue Verlobte Grace (Riley Keough) mitzunehmen. Als die Arbeit Richard dann auch noch für einige Tage zurück in die Stadt ruft und Grace mit den Kindern allein im eingeschneiten Haus am Ende der Welt zurückbleibt, scheint die Katastrophe vorprogrammiert. Zumal Mia und Aiden nicht die einzigen sind, die von den Traumata der Vergangenheit eingeholt werden.

Was hier wie der filmische Prolog klingt, die einleitenden fünfzehn Minuten, erstreckt sich tatsächlich über das erste Drittel der ca. 100 Minuten Spielzeit. The Lodge nimmt sich seine Zeit und dehnt diese dann wie Kaugummi, nur um anschließend ganz unvermittelt Schnitte zu setzen – wie eine Schlange, die plötzlich zuschnappt. Die Sparsamkeit, mit der diese jumpcuts eingesetzt werden, macht sie umso effektiver und sorgt durchaus für einige gute Schockmomente. Im Kontrast zu diesen kurzen Augenblicken werden immer wieder die langen, dunklen Flure des Hauses und dessen Treppenaufgänge einem quälend langsamen Herauszoomen unterzogen, was sich anfühlt, als würde der Film die Luft anhalten und damit testen, wie lange das Publikum ebenfalls das Atmen einstellt. Dabei geht The Lodge ein waghalsiges Spiel mit der Aufmerksamkeitspanne seiner Zuschauer*innen ein, das nicht immer aufgeht.

Dass dieser stilistisch durchaus gelungene Spannungsaufbau immer wieder ins Leere läuft, ist vor allem der Vorhersehbarkeit des Drehbuchs und der übermäßigen Verwendung bekannter Horrortropen geschuldet. Mias Kinderzimmer ist mit einer Miniaturausgabe des Ferienhauses geschmückt, dessen Puppenbewohner ein scheinbar synchron zu den Ereignissen in der Lodge stattfindendes Eigenleben führen. Die Lodge selber trägt wiederum mit ihrer architektonischen Düsternis durchaus zur klaustrophobischen Seherfahrung bei, gerade in der Gegenüberstellung mit den weißen Weiten vor den Fenstern, die doch keinen Ausweg bieten können. Leider verlässt der Film sich dann aber nicht genug auf diesen Gegensatz. Stattdessen werden bekannte Inszenierungsstrategien, wie das böse blickende Heiligenbild über dem Esstisch oder Mias dem Aussehen ihrer Mutter nachempfundene Puppe, immer wieder in den Vordergrund gerückt und damit etwas überstrapaziert.

Dass die Spannungsbögen manchmal so lang werden, dass die Aufmerksamkeit abschweifen kann, tut dem Film dabei auch nicht gerade gut, bietet es doch zu viele Möglichkeiten, über einen möglichen Fortgang der Geschichte nachzudenken, der dann auch tatsächlich in eher erwartbarer Form eintritt. Das ist schade, denn sowohl die beengende Atmosphäre des Hauses als auch das enigmatische Schauspiel der zwei Jungschauspieler*innen und Riley Keoughs böten eigentlich wunderbare Möglichkeiten, sich in dem toxischen Misstrauen zu ergehen, welches sich langsam im Haus ausbreitet. So aber bietet The Lodge seinem Publikum, anders als seinen Protagonist*innen, durchaus einige Möglichkeiten dem Horror zu entkommen.


https://www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/the-lodge-2019

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BeitragVerfasst: 08.02.2020, 23:03 
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Hier kommt der Film nicht gut an:

Zitat:
Die Kino-Kritiker

«The Lodge» - «Hereditary» in längst nicht so gut


von Antje Wessels | 1 Kommentar 06. Februar 2020, 14:30 Uhr

Der zweite Film ist immer der schwerste. Er entscheidet darüber, ob man Eintagsfliege bleibt oder zum Dauerbrenner wird. Für Veronika Franz und Severin Fiala ist «The Lodge» nun die Nachfolgearbeit ihres Psychothrillers «Ich seh, ich seh».
Filmfacts: «The Lodge»

Start: 6. Februar 2020
Genre: Horror/Drama
FSK: 16
Laufzeit: 106 Min.
Kamera: Thimios Bakatakis
Musik: Danny Bensi, Saunder Jurriaans
Buch: Sergio Casci, Severin Fiala, Veronika Franz
Regie: Veronika Franz, Severin Fiala
Darsteller: Richard Armitage, Riley Keough, Alicia Silverstone, Jaeden Martell, Lia McHugh
OT: The Lodge (UK/CAN/USA 2019)

Veronika Franz und Severin Fiala haben mit ihrem Spielfilmdebüt «Ich seh, ich seh» 2014 für enorm viel Aufsehen gesorgt. Der Hype um das österreichische Regieduo war, auch international, durchaus vergleichbar mit jenem um einen Ari Aster, dessen Erstlingswerk «Hereditary» vier Jahre später von vielen zu einem der besten Horrorfilme aller Zeiten auserkoren wurde. Nun finden diese beiden Beiträge in Franz‘ und Fialas Folgefilm «The Lodge» auf gewisse Art und Weise zusammen. Optisch und akustisch erinnert der Schneehüttenhorror nämlich derart stark an Asters Debüt, dass man fast schon von inszenatorischem Abschreiben sprechen möchte. Allein der Trailer funktioniert nach demselben audiovisuellen Prinzip. Das muss aber erst einmal gar kein Problem sein. Gut kopiert ist immer noch besser als schlecht selbst gemacht. Doch wie schon der sich einzig und allein auf einen vom Prolog an vorhersehbaren Twist stützende «Ich seh, ich seh» ist auch «The Lodge» in erster Linie Blendwerk, das sich auf Mechanismen und Motive verlässt, die sich andere (Horror-)Filmer aktueller Generation längst zu eigen gemacht haben.

Und verlässt man einmal den Filmsektor, kommt man im Falle von «The Lodge» sogar noch zu weiteren, deutlich abstruseren Vergleichen: Die Handlung erinnert zum Beispiel stark an einen mehrere Jahre alten Donald-Duck-Cartoon.

Von der Außenwelt abgeschnitten

Journalist Richard (Richard Armitage) beschließt, die Weihnachtsferien mit seinen beiden Kindern Mia (Lia McHugh) und Aidan (Jaeden Martell) sowie seiner neuen Freundin Grace (Riley Keough) in seiner gemütlichen, verschneiten Waldhütte in den Bergen zu verbringen. Doch seine Kinder sind davon alles andere als begeistert: Sie trauen ihrer „zukünftigen Stiefmutter“ nicht über den Weg – und lassen sie das auch bei jeder Gelegenheit spüren. Als Richard beruflich für ein paar Tage in die Stadt fahren muss und seine Familie alleine in den Bergen zurück lässt, passieren jeden Tag neue, unheimliche Ereignisse, die Mia und Aidan in ihrer Meinung bestärken, dass mit Grace irgendetwas nicht stimmt. Und als die Geschwister dann auch noch äußerst grausamen Details aus Graces Kindheit auf die Spur kommen, beginnt ein zunehmend eskalierendes Katz-und-Maus-Spiel, das die Drei an die Grenzen des Wahnsinns – und hindurch – führt…

Zugegeben: Der Einstieg in «The Lodge» trifft einen mit voller Wucht in die Magengrube. Dabei packen die auch für das Drehbuch mitverantwortlichen Franz und Fiala sowie Autor Sergio Casci («The Caller») hierfür noch nicht mal einen besonders innovativen Überraschungseffekt aus, sondern bedienen sich ganz einfach an Genre-Großmeistern wie «Psycho»-Regisseur Alfred Hitchcock oder «Scream»-Mastermind Wes Craven, indem sie für wenige Minuten Alicia Silverstone («Book Club – Das Beste kommt noch») als Hauptfigur etablieren, eh diese sich kurz darauf vor laufender Kamera in den Kopf schießt. Im ersten Moment ist das schockierend, im zweiten aber schon gar nicht mehr so sehr. Das direkte Zeigen des Selbstmordes hätte es ohnehin nicht gebraucht. Zwischen diesem und den eigentlichen Ereignissen vergeht ein Zeitsprung über mehrere Monate, sodass die direkten Folgen des Suizids gar nicht so sehr thematisiert werden. Die Erwähnung des Muttertodes hätte völlig genügt, um das Szenario zu etablieren, das Zeigen des Selbstmords entpuppt sich somit schnell als Effekthascherei.

Im Fokus von «The Lodge» steht nämlich ohnehin der fragwürdige Patchwork-Familienurlaub, den Vater Richard gemeinsam mit seinen Kindern und der von ihnen verhassten neuen Freundin unternimmt. Und schon da beginnt das Problem. Denn High-Concept-Prämisse hin oder her: Um zu schlucken, dass ein Vater seine noch deutlich vom Tod der leiblichen Mutter gezeichneten Kinder mit der neuen, alles andere als in die Familie integrierten Partnerin alleine lässt und diese aufgrund einer Sekten-Vergangenheit zudem in einem psychisch äußerst labilen Zustand ist, muss man schon beide Augen ganz fest zudrücken, um nicht durchgehend die Grundidee infrage zu stellen und den handelnden Figuren die aus dem Ruder geratenen Ereignisse dadurch irgendwie auch ein Stückweit zu gönnen.

Schneehorror auf den Spuren alter Meister


Aber nehmen wir einmal an, dass man sich mit der Grundidee halbwegs arrangiert, funktioniert zu Beginn von «The Lodge» zumindest das Spiel mit den Feindbildern. Wie es das Skript nämlich hinbekommt, dass sich über einen ziemlich langen Zeitraum gar nicht so recht erkennen lässt, ob nun Sektenflüchtling Grace oder doch die beiden Kinder Böses im Schilde führen, ist über weite Strecken die größte Stärke des Films. Sowohl Riley Keough («American Honey») als auch die beiden Filmgeschwister Jaeden Martell («Es: Kapitel II») und Lia McHugh («Along comes the Devil») nehmen einander nichts an unnahbar-düsterer Präsenz, indem sich beide Parteien immer wieder gegenseitig testen und provozieren. Inwiefern bei Grace Unsicherheit die Ursache für ihren bisweilen ungelenken Umgang mit den Kids ist, oder sie ganz bewussten Psychoterror betreibt, bleibt ebenso lange offen wie die Frage, ob die diabolischen Gesichtsausdrücke der Kinder eher der der Marke „Hunde die bellen, beißen nicht“ entstammen, oder ob man es bei Aidan und Mia mit den inoffiziellen Nachfolgern der sadistischen Zwillinge aus «Ich seh, ich seh» zu tun hat. Darstellerisch ist das hier in den ruhigen Momenten jedenfalls ganz großes Kino, was sich allerdings ändert, sobald die Geschehnisse in der Hütte schleichend eskalieren.

Was mit verschwundenem Proviant und stillstehenden Uhren im ganzen Haus beginnt und mit unheimlichen Stimmen und Geräuschen weitergeführt wird, mündet schließlich in immer hanebücheneren Symbolen, Motiven und Visionen, eh Aidan eine obskure Erklärung nach der anderen auspackt, bis man schon allein deshalb auf Graces Seite sein muss, weil man genauso wenig wie sie weiß, was hier eigentlich – im wahrsten Sinne des Wortes – gespielt wird. All diesen skurrilen Verwicklungen gleicht sich auch das Spiel des Dreiergespannes an, das groß gestikulierend beginnt und schließlich am Overacting kratzt. Im Anbetracht des erzählerischen Verlaufs ist das allerdings sogar konsequent; Aus dem Psychodrama wird heillos konstruierter Over-the-Top-Horror, den man, wie schon die eigentliche Prämisse, jedoch kaum ernst nehmen kann, wodurch er einen Großteil seines Schreckens verliert.

Das können die Macher mit ihrer zwar sehr stark von bestehenden Horrorfilmen und Regiestilen inspirierte (oder eben geklauten), aber immerhin wirkungsvollen Inszenierung ein Stückweit ausgleichen. Wenngleich das Puppenhaus-Motiv gen Ende des Films sogar inhaltlich seine erzählerische Zweckdienlichkeit offenbart, erinnern die Aufnahmen aus dem Inneren des Spielzeughauses sowie die Übergänge von dort in die echte Lodge einfach derart stark an «Hereditary», dass man den Vergleich einfach ziehen muss. Nur leider ist «The Lodge» längst nicht so penibel durchdesignt, dass seine Kopie dem Vergleich standhalten würde. Auch die Tatsache, dass Kameramann Thimios Bakatakis bislang für einen Großteil der Yorgos-Lanthimos-Arbeiten (unter anderem «The Killing of a Sacred Deer») verantwortlich zeichnete, ist dem Film anzumerken. Die verzerrten Perspektiven und ungewohnten Kameraeinstellungen, die die Darsteller stets deutlich kleiner erscheinen lassen als die eigentlich ziemlich beengte Hütte um sie herum, sorgen automatisch für Unbehagen.

Kein Zweifel: Inszenatorisch verstehen Severin Fiala und Veronika Franz ihr Handwerk. Auch der Verzicht auf typische Jumpscares – selbst in Momenten, die sich ganz hervorragend dafür eignen würden – zeugt von einer Ambition, mit denen ein Großteil aktuell geschätzter Horrorfilmer ihre Werke in Szene setzen. Wir erinnern da neben Ari Aster auch an einen Robert Eggers oder Jordan Peele. Doch letztlich stellen sich die österreichischen Genrefilmer mit ihrer von Anfang an an den Haaren herbeigezogenen Geschichte selbst ein Bein. Und dadurch, dass ihr Film eigentlich nur deshalb okay ist, weil sie munter von deutlich besseren Genrevertretern kopieren. Da greifen wir doch lieber gleich zum Original.

Fazit

Ganz viel «Hereditary» hier, eine Prise Yorgos Lanthimos dort und eine Story, die man aufgrund ihrer schmerzhaft konstruierten Grundidee eigentlich von Anfang an nicht ernst nehmen kann: Auch für «The Lodge» bedienen sich die «Ich seh, ich seh»-Regisseure Veronika Franz und Severin Fiala lieber an Bekanntem, anstatt Neues zu kreieren.


«The Lodge» ist ab dem 6. Februar in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.


http://www.quotenmeter.de/n/115628/the-lodge-hereditary-in-laengst-nicht-so-gut

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Zitat:
The Lodge

Einleitung

Nach ihrem aufsehenerregenden Spielfilmdebüt "Ich Seh Ich Seh" bringen die österreichischen Regisseure Severin Fiala und Veronika Franz ihren zweiten Horrorfilm The Lodge am 6. Februar 2020 in die Kinos. Dieses Mal konnten die Filmemacher die international bekannten Schauspieler Richard Armitage (Der Hobbit) und Riley Keough (Under the Silver Lake) gewinnen.

Richard (Richard Armitage) bringt seine Kinder Aidan und Mia zusammen mit seiner zukünftigen Frau und Stiefmutter der Kinder, Grace, in eine verschneite Hütte, damit sich die Patchwork-Familie besser einleben kann. Gerade als die Beziehung zwischen Grace und den Kindern zu tauen beginnt, passieren plötzlich einige seltsame und beängstigende Ereignisse.


Kritik

Von Anfang an baut The Lodge eine unheimlich düstere, sogar depressive Atmosphäre auf, die über die gesamte Laufzeit aufrechterhalten wird. Unterstützt wird dies von der guten Kamera, die immer sehr nah an den Protagonisten bleibt und ein Gefühl der Enge und Bedrücktheit kreiert. Der kleine und kalte Raum der namensgebenden Hütte wird somit auf den Zuschauer übertragen. Dazu werden die Stimmung und das angespannte Verhältnis zwischen den Protagonisten durch die langsame und ruhige Erzählweise gefördert.

Dank der düsteren Atmosphäre werden außerdem die psychologischen Aspekte, die vom Start etabliert werden, unterstützt.

In ihrem zweiten Spielfilm widmen sich die Regisseure Severin Fiala und Veronika Franz Traumata, religiöser Motive und den Bausteinen klassischer Geistergeschichten.

Nach einem starken Anfang plätschert The Lodge eine Zeitlang vor sich und schafft es nicht immer das vorhandene Potenzial sowie stärken auszuspielen. Trotz der beklemmenden Atmosphäre schleicht sich gerne mal die ein oder andere Länge ein. Gerade durch die psychologische Komponente gepaart mit der Atmosphäre und den schaurigen Bildern aus der Hütte, hätte ein unfassbar spannender Film entstehen können. Stattdessen punktet The Lodge mit starken Einzelmomenten und nicht mit dem großen Ganzen. Immer wieder werden beklemmende Szenen inszeniert, die Eindruck hinterlassen können. Leider können da die Story und der weniger gelungene (vor allem unglaubwürdige) Twist nicht mithalten.

Glücklicherweise schaffen es die Regisseure den Film äußerst depressiv und mit einem heftigen Schlag in die Magengrube zu beenden, der die Hauptmotive aufnimmt und die Geschichte stimmig auserzählt.

Eine große Stärke des Films ist die wundervolle Riley Keough, die in ihrer reservierten Art überzeugend spielt. Ihr allmähliches abrutschen in einen Wahnähnlichen Zustand wirkt zu jeder Zeit glaubwürdig.

Die Jungdarsteller Jaeden Martell und Lia McHugh zeigen eine solide Performance, ohne jedoch besonders aufzufallen. Die angespannte Situation zwischen Stiefmutter und den Kindern wird von den Darstellern mit der entsprechenden Anspannung, glaubwürdig dargestellt.


Fazit
The Lodge ist durchaus ein solides Horror-Drama geworden, das jedoch sein volles Potenzial nicht immer ausschöpfen kann. Die dichte und beklemmende Atmosphäre sowie die interessanten Motive kann der Film nicht immer nutzen. Auch schmälert der weniger überzeugende Twist das Gesamtergebnis.
Aber The Lodge ist ein atmosphärischer und angemessen inszenierter Horrorfilm, der für Fans des Genres definitiv einen Blick wert ist.



6/10



https://www.movie-infos.net/datenbank/Entry/442-The-Lodge/

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Die 'Wiener Zeitung' führt die Schwächen des Films auf die Beteiligung Hollywoods zurück:

Zitat:
Filmkritik

Hollywood liebt subtilen Horror aus Österreich


vom 05.02.2020, 17:30 Uhr

Matthias Greuling

Es als österreichisches Regie-Duo bis nach Hollywood zu schaffen, dazu gehören Talent, Arbeitseifer und viel Leidenschaft. Eigenschaften, die Severin Fiala und Veronika Franz zweifellos besitzen, das zeigte schon ihr erster Horrorfilm "Ich seh, ich seh", der 2014 zum Überraschungshit wurde, auch und gerade, weil er sehr reduziert erzählt war und den Horror als stets präsentes Gefühl verabreichte anstatt in billigen Schockeffekten.

Einen ähnlichen Weg haben Fiala und Franz nun mit ihrer ersten Hollywood-Produktion "The Lodge" eingeschlagen: Grace (Riley Keough, Enkelin von "King" Elvis Presley), die neue Freundin von Richard (Richard Armitage), begleitet ihn und seine beiden Kinder über Weihnachten in ein abgelegenes Haus. Richard will, dass Grace seine Kinder besser kennenlernt, und als er überraschend in die Stadt zurück muss, beginnt der Horror zwischen Grace und den Kids. Diese finden heraus, dass Grace die einzige Überlebende eines Massenselbstmordes in einer christlichen Sekte ist.

Horror

The Lodge, USA 2019

Regie: Severin Fiala, Veronika Franz. Mit: Riley Keough, Jaeden Martell, Lia McHugh

Fiala und Franz gelingt es, eine durchwegs ungemütliche Atmosphäre aufzubauen. Sie hangeln sich von Twist zu Twist, legen viele falsche Fährten, übertreiben es damit zwar manchmal, hinterlassen beim Zuschauer aber stets großes Unbehagen. "The Lodge" ist subtiles Horrorkino, dem man aber auch anmerkt, dass die Regisseure ihre Entscheidungen nicht allein treffen durften, sondern dass sich auch die Produzenten eingemischt haben. Das ist mitunter der Preis einer Hollywood-Karriere.


https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/film/2048868-Hollywood-liebt-subtilen-Horror-aus-Oesterreich.html

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Hier gibt es 4,5 von 5:

Zitat:
"The Lodge": Böse eingeschneit mit der künftigen Stiefmutter

Veronika Franz und Severin Fiala entfesseln mit Starbesetzung im kanadischen Winter psychologischen Horror.


von Franco Schedl

Zwei Kinder allein mit ihrer Mutter in einem abgelegenen Haus: aus dieser Grundsituation haben Veronika Franz und Severin Fiala 2015 einen beeindruckenden Horrorthriller geschaffen. Fünf Jahre nach „Ich seh Ich seh“ kehren die beiden nun mit ihrem ersten amerikanisch-kanadischen Werk nach Europa zurück und die Ausgangslage ist sehr ähnlich geblieben – bloß sind die Kinder diesmal keine Zwillinge, die Frau ist eine künftige Stiefmutter und es liegt viel Schnee.

Tragödie vor Winterlandschaft

Ein Psychiater überredet seine beiden Kinder Aiden und Mia, die Weihnachtsferien in einer einsamen Hütte in Gesellschaft seiner Freundin Grace zu verbringen. Zwischen der psychisch instabilen jungen Frau und den Teenagern herrscht allerdings eine gespannte Stimmung, weil sie Grace für ein Ereignis verantwortlich machen, das mit ihrer echten Mutter zusammenhängt. Als die Drei dann auch noch durch Schneemassen von der Außenwelt fast gänzlich abgeschnitten sind und die Dinge nicht so laufen, wie sie sollten, bahnt sich an dem entlegenen Ort eine Tragödie an.

Große Namen

Franz und Fiala können für ihre erstes internationales Projekt eine erstklassige Besetzungsliste vorweisen: Richard Armitage („The Hobbit“) ist ebenso mit dabei wie Elvis Presleys Enkelin Riley Keough („Mad Max: Fury Road“, „The House That Jack Built“), Alicia Silverstone („Clueless“, „Batman & Robin“) oder der Nachwuchsstar Jaeden Martell („Es: Kapitel 1 +2“ und derzeit in „Knives Out“); und besonders stolz dürften die beiden Genrefans hinter der Kamera darauf sein, dass ihr Film von den berühmten britischen Hammer Studios finanziert wurde.


Psychohorror

Wer „Ich seh Ich seh“ kennt, könnte bald auf den Verdacht geraten, dass auch hier alles eine ähnliche Wendung nehmen wird, doch das wäre ein Irrtum. "The Lodge" ist ein psychologisches Kammerspiel auf engstem Raum (nicht umsonst spielt - wie in „Hereditary“ - ein Puppenhaus eine wichtige Rolle). Die Geschichte wurde extrem atmosphärisch inszeniert, baut sich langsam auf und steuert mit zwingender Konsequenz auf eine Katastrophe zu. Die Szenen sind perfekt ineinandergefügt: es gibt keine Einstellung zu viel, kein Wort zu wenig. Übernatürliches wird man hier umsonst suchen - statt Geistererscheinungen setzten Franz und Fiala ganz auf den Horror, der unter unseren Schädeldecken lauert und sobald er durch bestimme Umstände erst einmal aktiviert wurde, zu fatalen Handlungen führt. Wir merken, dass wir in uns in der Neuen Welt befinden, weil jederzeit eine Feuerwaffe greifbar ist. Die Story verfügt zudem über einen stark religiösen Hintergrund. Wir sind immerhin im Land der Sekten, selbsternannten Heilsbringer, fanatischen Prediger und Selbstmordapostel - sogar die Häuser haben hier mitunter Kreuzesform (aber das wird den Figuren auch nichts helfen).

4 ½ von 5 unheimlichen Heiligenbildern


https://www.film.at/filmkritiken/the-lodge-boese-eingeschneit-mit-der-kuenftigen-stiefmutter/400745949

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BeitragVerfasst: 08.02.2020, 23:19 
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Hier wird mit Hanneke verglichen:

Zitat:
05.02.2020 14:45 |

Kino

Gefangen in der Einöde

„The Lodge“: Frostiger Horror in der Waldhütte



Die erste US-amerikanische Produktion des österreichischen Regie-Erfolgsduos Veronika Franz und Severin Fiala ist ein frostiger Streifen geworden: „The Lodge“ (Kinostart: 7. Februar) erforscht schonungslos und konsequent menschliche Abgründe, ohne dabei Klischees auf den Leim zu gehen.

Die beiden Kinder Aiden (Jaeden Martell) und Mia (Lia McHugh) machen die Verlobte ihres Vaters Richard (Richard Armitage) für den Tod ihrer Mutter (Alicia Silverstone) verantwortlich. Dieser will das Eis zwischen dem Nachwuchs und der zukünftigen Frau Grace (Riley Keough) brechen und organisiert ein gemeinsames Weihnachtsfest in einer abgelegenen Hütte. Doch Richard muss wegen seines Jobs Grace mit den Kindern einige Tage allein lassen.

Erst zu Beginn der zweiten Hälfte des Films stellt sich die eigentliche Extremsituation ein: Die Kinder sind allein mit ihrer zukünftigen Stiefmutter ohne Strom und Wasser in ihrer Hütte eingeschneit. Seit „The Shining“ weiß man, dass die Kombination Kinder und eingeschneites Haus im Nirgendwo nicht gut enden kann. Doch wo Stanley Kubricks „Shining“ und der Alien-Horrorklassiker „The Thing“, von dem im Film Ausschnitte zu sehen sind, den Schrecken von außen auf eine in der winterlichen Einöde isolierten Gruppe heraufbeschwören, entspringt das Grauen bei „The Lodge“ aus dem alltäglich Menschlichen und entwickelt einen Sog, der niemanden kalt lässt.

Das sagt „Krone“-Kinoexpertin Christina Krisch zum Film: Schon mit „Ich seh ich seh“ bewies das Regieduo Veronika Franz und Severin Fiala ein Händchen für packenden Psychohorror. In „The Lodge“, gedreht in der kanadischen Wildnis, umgibt uns vom ersten Moment an eine emotional wie klimatisch eisige Atmosphäre, die keinen Raum für Harmonie lässt. Für ihr klaustrophobisches Drama, in das Missgunst, religiöse Besessenheit und Liebeswahn hineinspielen, verschreiben sich die österreichischen Filmemacher einer statisch-zermürbenden Bildästhetik, die an Michael Hanekes filmische Psycho-Tristesse gemahnt. Beklemmend.


https://www.krone.at/2092124

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BeitragVerfasst: 09.02.2020, 06:37 
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Der letzte Satz im "Standard" ist typisch für diese Zeitung. :lol:


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BeitragVerfasst: 09.02.2020, 14:40 
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:grins: Ich habe richtig Spaß mit allen Kritiken österreichischer Zeitungen. Ich sollte wirklich mal wieder meine Großtante besuchen.

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BeitragVerfasst: 09.02.2020, 15:04 
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Eine positive Einschätzung in der 'Vogue':

Zitat:
With The Lodge, 2020 Finally Has Its First Great Horror Movie

By Taylor Antrim
February 7, 2020


And finally: We have the first good horror film of 2020. For those of us who like to see something scary in theaters, January flickers with false promise. The dumping ground of Hollywood, it always offers a few horror titles amid the wreckage. Gretel & Hansel? The Turning? The Grudge? None of them worked.

But now we have The Lodge, out on Friday, a snowbound chamber piece about two kids spending a winter holiday in a cabin with their father’s mysterious new girlfriend, Grace (Riley Keough). Directed by the Austrian pair Veronika Franz and Severin Fiala—known for another memorable horror chamber piece, 2014’s Goodnight Mommy—The Lodge is a slow-burn genre exercise that exerts the pressure of a steel vise.

It begins with Alicia Silverstone, of all people. Her face drained of all of that Clueless pep, Silverstone plays Laura, the mother of teenage Aidan (Jaeden Martell) and 11-year-old Mia (Lia McHugh), barely holding on in the wake of a split from her husband, Richard (Richard Armitage). Dropping off her kids at Richard’s house, she learns that he is once and for all moving on with his new girlfriend—and let’s just say she doesn’t take the news well. The Lodge thus starts with a frightening jolt, before it propels us into the snowbound wilderness.

Richard is forging ahead with a vacation with Aidan and Mia—and the eerily quiet Grace. Their destination is an isolated lake house, tucked snug in snowdrifts. (The filmmakers shot on location in Quebec.) It’s a place Richard and Laura enjoyed with the kids, who are now stone-faced at the prospect of sharing it with Grace. That’s because she’s not just a mother surrogate but also a young woman with a secret. Via a bit of snooping on his father’s notes (he’s a journalist, working on a book about cults), Aidan discovers that Grace is the sole surviving member of a religious doomsday cult.

Keough is capable of wild, showy performances—I still remember the feral energy she gave to 2016’s American Honey—but here she keeps herself at a controlled, eerie simmer. Grace seems absurdly young to play stepmother to these kids, and anyway she can’t quite rise to the occasion—especially on an ice skating expedition that goes predictably wrong. Back in the house, she downs pills in secret and fends off disquieting visions from her past. When Richard is suddenly (and rather implausibly) called away for a work emergency, she assures him that she can take care of the kids by herself. Stone-faced, Aidan and Mia watch their father depart.

The Lodge flips the trope of the evil stepmother on its head: What if the innocent-seeming children are the ones up to no good? To reveal more would be to ruin the twists and turns in store. Not all of which, I must admit, made perfect sense to me. But The Lodge is less about a cleverly constructed plot than a mood of claustrophobic unease. When the power goes out and the taps run dry, the house becomes a haunted playground of cold shadows and aquarium light.

The film recalls 2018’s Hereditary in more than one respect (a dollhouse also plays an unsettling role here), but The Lodge never goes batshit like that memorably disturbing film did. Franz and Fiala are more interested in plunging you into the midst of Grace’s psychological breakdown, while children engage in minor-key cruelty. It’s a film about the durability of trauma, loaded with frighting visions of Grace’s past and a world-class ending scene—I wouldn’t dream of giving it away—that clings to you like a chill.


https://www.vogue.com/article/the-lodge-movie-review?utm_source=twitter&utm_brand=vogue&mbid=social_twitter_vr&utm_social-type=owned&utm_medium=social&utm_campaign=runway

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BeitragVerfasst: 09.02.2020, 18:07 
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Kurz, knapp, positiv:

Zitat:
Aus der Vergangenheit lernen

7. Februar 2020

Die Kinostarts der Woche im Überblick

…und was sonst so Filmisches in der Stadt passiert.

Ein Mensch, gleich allen anderen. Umgeben von Grenzen, willkürlich in die nationale Geometrie geboren, in seiner Haut steckend, auf Austausch angewiesen. Sensitiv, politisch, sozial. Die Cinémathèque umspielt mit ihrer Reihe »inhale/exile« verschiedene Formen von Grenzen, die mit jedem Atemzug, mit jeder Flucht, mit jedem Blick in die Welt spürbar, überschritten, gewollt oder ungewollt aufgehoben, in Frage gestellt oder verschoben werden.

»inhale/exile« – Filmreihe mit Einführungen: 7., 14., 27.2., Interim der Cinémathèque Leipzig

Film der Woche: Über einhundert Jahre liegt die Affäre Dreyfus zurück und ist seitdem vielfach aufgearbeitet worden. Zuletzt nahm sich Robert Harris des Stoffs in seinem Roman „Intrige“ an, den Regisseur Roman Polanski nun verfilmte. Er erzählt sachlich, aber spannend von den Ereignissen um den jüdischen Offizier Alfred Dreyfus (Louis Garrel), der 1894 fälschlich der Spionage bezichtigt und zu einer lebenslangen Haftstrafe auf der Gefängnisinsel Devil’s Island verurteilt wird. Als der aufrechte Colonel Georges Picquart (Jean Dujardin) seinen Dienst als Chef des Nachrichtendienstes antritt, stößt er auf einen beispiellosen Justizskandal, in den die höchsten Offiziere verwickelt sind. Polanski macht daraus einen packenden Justizthriller mit einem überragenden Jean Dujardin in der Rolle des Ermittlers. Der Stoff ist angesichts weltweiter antisemitischer Tendenzen aktueller denn je. Ausführliche Kritik im aktuellen kreuzer.

»Intrige«: ab 6.2., Passage Kinos

Bei seinen Vorgesetzten wird der New Yorker Polizist Andre Davis (»Black Panther« Chadwick Boseman) für seine gewaltsame Durchsetzung von Recht und Gesetz beklatscht und verachtet. Als er an einen Tatort im Herzen der Stadt gerufen wird, an dem acht Polizisten getötet wurden, ist das Ziel zunächst klar: Die 21 Brücken, die nach Manhattan führen, abriegeln und den Mörder fassen – koste es, was es wolle. Doch im Laufe der Nacht stößt Davis auf Fragen, für die er keine Antworten erhält. Serien-Spezialist Brian Kirg (»Game of Thrones«) inszenierte mit »21 Bridges« einen gradlinigen Cop-Thriller alter Schule. Interessant ist dabei, dass er den Tatort zu Beginn aus zwei Perspektiven zeigt und so Sympathien für die unfreiwilligen Täter und die ermittelnden Beamten schafft. Am Ende ist man aber als Zuschauer besser aufgehoben, wenn man nicht zu viele Fragen stellt und »21 Bridges« als das nimmt, was er ist: Ein schnörkelloser Action-Thriller. latu

»21 Bridges«: ab 6.2., Regina Palast, Cineplex, CineStar

Mit ihrem Spielfilmdebüt »Ich seh, ich seh« sorgten Severin Fiala und Veronika Franz 2014 für einen Überraschungshit, der in der Jahresbestenliste vieler Horrorfans vorne mitspielte. Mit »The Lodge« inszenierten sie nun ihren ersten englischsprachigen Film, der viele Parallelen zu ihrem Erstling aufweist. Auch hier steht die Beziehung einer Mutter zu ihren Kindern im Mittelpunkt. Auch hier steht ein Barriere zwischen ihnen. Doch die Abgründe, die dahinter lauern, sind grundsätzlich andere. Grace (Riley Keough) verbringt die Weihnachtsfeiertage mit ihrem zukünftigen Mann Richard (Richard Armitage) und seinen Kindern (Jaeden Martell, Lia McHugh) in einer entlegenen Hütte in den Bergen. Als Richard beruflich in die Stadt muss, bleibt Grace alleine mit den Kindern zurück. Unerklärliche Dinge geschehen und Grace holen die Geister ihrer Vergangenheit als einzige Überlebende einer radikalen Sekte ein. Clever konstruieren Franz und Fiala ihren ästhetisch inszenierten Horror, der auf eine beklemmende Atmosphäre und nervenzerfetztende Spannung setzt.

»The Lodge«: ab 6.2., Regina Palast, Cineplex, CineStar




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Kultur | Stadtleben | 7. Februar 2020 | Kein Kommentar
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…und was sonst so Filmisches in der Stadt passiert.

Ein Mensch, gleich allen anderen. Umgeben von Grenzen, willkürlich in die nationale Geometrie geboren, in seiner Haut steckend, auf Austausch angewiesen. Sensitiv, politisch, sozial. Die Cinémathèque umspielt mit ihrer Reihe »inhale/exile« verschiedene Formen von Grenzen, die mit jedem Atemzug, mit jeder Flucht, mit jedem Blick in die Welt spürbar, überschritten, gewollt oder ungewollt aufgehoben, in Frage gestellt oder verschoben werden.

»inhale/exile« – Filmreihe mit Einführungen: 7., 14., 27.2., Interim der Cinémathèque Leipzig

Film der Woche: Über einhundert Jahre liegt die Affäre Dreyfus zurück und ist seitdem vielfach aufgearbeitet worden. Zuletzt nahm sich Robert Harris des Stoffs in seinem Roman „Intrige“ an, den Regisseur Roman Polanski nun verfilmte. Er erzählt sachlich, aber spannend von den Ereignissen um den jüdischen Offizier Alfred Dreyfus (Louis Garrel), der 1894 fälschlich der Spionage bezichtigt und zu einer lebenslangen Haftstrafe auf der Gefängnisinsel Devil’s Island verurteilt wird. Als der aufrechte Colonel Georges Picquart (Jean Dujardin) seinen Dienst als Chef des Nachrichtendienstes antritt, stößt er auf einen beispiellosen Justizskandal, in den die höchsten Offiziere verwickelt sind. Polanski macht daraus einen packenden Justizthriller mit einem überragenden Jean Dujardin in der Rolle des Ermittlers. Der Stoff ist angesichts weltweiter antisemitischer Tendenzen aktueller denn je. Ausführliche Kritik im aktuellen kreuzer.

»Intrige«: ab 6.2., Passage Kinos

Bei seinen Vorgesetzten wird der New Yorker Polizist Andre Davis (»Black Panther« Chadwick Boseman) für seine gewaltsame Durchsetzung von Recht und Gesetz beklatscht und verachtet. Als er an einen Tatort im Herzen der Stadt gerufen wird, an dem acht Polizisten getötet wurden, ist das Ziel zunächst klar: Die 21 Brücken, die nach Manhattan führen, abriegeln und den Mörder fassen – koste es, was es wolle. Doch im Laufe der Nacht stößt Davis auf Fragen, für die er keine Antworten erhält. Serien-Spezialist Brian Kirg (»Game of Thrones«) inszenierte mit »21 Bridges« einen gradlinigen Cop-Thriller alter Schule. Interessant ist dabei, dass er den Tatort zu Beginn aus zwei Perspektiven zeigt und so Sympathien für die unfreiwilligen Täter und die ermittelnden Beamten schafft. Am Ende ist man aber als Zuschauer besser aufgehoben, wenn man nicht zu viele Fragen stellt und »21 Bridges« als das nimmt, was er ist: Ein schnörkelloser Action-Thriller. latu

»21 Bridges«: ab 6.2., Regina Palast, Cineplex, CineStar

Mit ihrem Spielfilmdebüt »Ich seh, ich seh« sorgten Severin Fiala und Veronika Franz 2014 für einen Überraschungshit, der in der Jahresbestenliste vieler Horrorfans vorne mitspielte. Mit »The Lodge« inszenierten sie nun ihren ersten englischsprachigen Film, der viele Parallelen zu ihrem Erstling aufweist. Auch hier steht die Beziehung einer Mutter zu ihren Kindern im Mittelpunkt. Auch hier steht ein Barriere zwischen ihnen. Doch die Abgründe, die dahinter lauern, sind grundsätzlich andere. Grace (Riley Keough) verbringt die Weihnachtsfeiertage mit ihrem zukünftigen Mann Richard (Richard Armitage) und seinen Kindern (Jaeden Martell, Lia McHugh) in einer entlegenen Hütte in den Bergen. Als Richard beruflich in die Stadt muss, bleibt Grace alleine mit den Kindern zurück. Unerklärliche Dinge geschehen und Grace holen die Geister ihrer Vergangenheit als einzige Überlebende einer radikalen Sekte ein. Clever konstruieren Franz und Fiala ihren ästhetisch inszenierten Horror, der auf eine beklemmende Atmosphäre und nervenzerfetztende Spannung setzt.

»The Lodge«: ab 6.2., Regina Palast, Cineplex, CineStar


Als Joshua 2009 im Kongo landet, wartet Tjostolv schon auf ihn. Die beiden Ex-Soldaten kennen Afrika. Gemeinsam haben sie als Söldner in Uganda gekämpft. Joshua lebt bei seiner Frau in Norwegen. Tjostolv ist anders. Er kann nicht zurück in ein normales Leben. Er ist süchtig nach Afrika, ein Thrill-Junkie. Joshua lässt sich davon anstecken. Nur auf dem Schlachtfeld fühlen sie sich wirklich lebendig. Da sind sie im viertgrößten Staat Afrikas genau richtig. Im Kongokrieg führt das Militär eine blutige Schlacht gegen die Rebellen. In deren Auftrag sollen sie in die feindlichen Linien vordringen und die gestohlenen Schätze zurückholen. Doch schon bald rennen die beiden Weißen um ihr Leben. Die Stimme von Joshua, der die Geschichte aus dem Knast heraus erzählt, macht von vornherein klar, womit wir es zu tun haben: Mit zwei moralisch höchst fragwürdigen Figuren, die sich mit einer Mischung aus Naivität und Einfältigkeit ins Abenteuer stürzen. Das macht es äußerst schwer, jedwede Form von Empathie für sie aufzubringen. Man wird das Gefühl nicht los, die Filmemacher wollen Zustimmung provozieren, ernten aber nur Kopfschütteln. Ausführliche Kritik im aktuellen kreuzer.

»Congo Murder«: ab 6.2., Schaubühne Lindenfels


https://kreuzer-leipzig.de/2020/02/07/aus-der-vergangenheit-lernen/

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BeitragVerfasst: 10.02.2020, 08:43 
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Uhtred's warrior maiden
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Keine eigentliche Kritik, aber ein wie ich finde sehr guter Artikel zu den Hintergründen der Story, die man so natürlich auch nur ergründen kann, wenn man den Film gesehen hat ;) :

https://www.hollywoodreporter.com/heat- ... es-1273680

Zitat:
HEAT VISION
How 'The Lodge' Dismantles Gender and Mental Illness Tropes
FEBRUARY 08, 2020 9:00AM by Kristen Lopez
The horror film is all about the ways women negate their own feelings in order to be considered pretty, suitable and normal.
'The Lodge' | Courtesy of Sundance Institute
The horror film is all about the ways women negate their own feelings in order to be considered pretty, suitable and normal.
[This story contains spoilers for The Lodge]

Directors Severin Fiala and Veronika Franz’s The Lodge is about mood, though not strictly relegated to cinematic atmosphere. The story of a woman (Riley Keogh) tasked with caring for her new boyfriend’s two children in a remote mountain lodge is all about the ways women negate their own feelings in order to be considered pretty, suitable, normal. Fiala and Franz tell a story about women’s mental health, wrapped up in an examination of religion, relationships, and motherhood that asks, at its heart, how far a woman will go to be seen as “normal.”



Depression hangs around the fringes of The Lodge from its first scene as we meet Laura (Alicia Silverstone). She stands in front of a mirror in her bathroom, looking upset and trying to keep her emotions in check as she prepares to drive her children, Aiden (Jaeden Martell) Mia (Lia McHugh) to visit their father. As she drives, she looks in the mirror, applying lipstick. Despite her estrangement from her ex, Richard (Richard Armitage), she wants to look attractive to him. Unfortunately, the reunion quickly turns sour as Laura discovers that Richard is going to marry Grace (Keogh), the woman he left Laura for. Richard looks for confirmation from Laura that she's accepting of this new situation, that she’s OK. Laura quickly flashes a smile, and then walks away.

Reminiscent of Gone Girl’s “cool girl” speech, The Lodge examines women’s own feelings of being labeled crazy. Throughout history, craziness and hysteria have been associated with women and to undo that stereotype women are willing to hide whatever they have to, even mental illness. Laura’s heart is broken, her already fragile mental state completely fractured, yet she still wants to present to her husband that she is the kind, obedient wife, giving him a smile and the facade that she’s accepting. Though Richard isn’t unkind in his revelation to Laura, he doesn’t give her feelings any consideration, openly lying to her about Grace not being in the house when Laura sees, later, that she is. Richard’s lies are effortless and simple; Laura has to sublimate her entire emotional core, despite knowing that she no longer has to. Laura eventually settles on killing herself. Her motivations are unclear, though it could be because she sees her inability to save her marriage as the ultimate failure.

Laura’s death transitions the story towards its other female protagonist, Grace comes into the film as a shape to bounce perceptions off of. Her back, walking away, is the audience's and Laura’s first introduction to her, while Aiden and Mia see her obscured by windows. The lone survivor of a suicidal religious cult, Grace is perceived as a prophet by her father’s religion, a “psychopath” by Laura (and, by proxy, Aiden and Mia), and as a fascinating character study by Richard, who wrote about her and the cult in one of his books. Grace is a totem for everyone else’s feelings with no one noticing, or caring, about her own. When Aiden and Mia finally meet her, as she turns toward them to say hello, she is a quiet, meek woman; her dog, Grady, the only one who understands her.

But like Laura, Grace also hides her own issues. She’s seen taking pills and while it’s unclear what they are for, it’s evident she both needs them and feels the need to hide them from Richard. The two women share a commonality in that they believe that Richard cannot, or will not, like them if they are dealing with their own struggles; that if he were to realize they weren’t perfect, the relationship would end. As Richard tells the kids, Grace wants to spend time with them while he is at work and the audience is unclear whether this is true or not. Grace certainly wants the kids to like her, particularly Aiden, because they will all be a family in the near future. But there’s also an element of testing, that Grace wants Richard to see she can handle children. Again, she hides her own feelings about kids like she hides the pills that allow her to cope.

Once Richard leaves, the film takes on an environment mimicking Grace’s mental state. The lodge feels confining, with its ceilings always shown. The blustery weather outside gives off a depressing vibe to complement Grace's state of mind. Grace, already struggling to deal with the children in her care, also finds herself drawn to Laura’s religious paraphernalia left inside the house. Not even the lodge itself allows Grace to be an individual, as Richard saw no problem with leaving photos of him and his wife, as well as other reminders of her inside.

Various religious objects conjure up images of Grace's past relationship with her father and the cult she grew up in. When her pills and personal belongings disappear in the night, along with everything else in the house, Grace is left to ponder what’s happening. Is Laura’s ghost asserting dominance over her last sanctuary and her children? Is Grace being persecuted for losing faith? Or, in the grand tradition of female narratives, is Grace simply going crazy?

By the film’s conclusion these questions are open to interpretation. It’s easy to think Grace has been driven mad by Aiden and Mia’s “joke,” having her believe they died and are stuck in purgatory. Or maybe Grace has finally become the prophet her father foresaw her to be, spreading his word again and getting right what she failed to do the first time. Or maybe Grace finally lets the facade of being OK drop and is being her authentic self. Her adherence to religion overtakes her. She uses it to situate herself as the woman she wants to be. Whether it is right or wrong is up to the audiences’ interpretation, but The Lodge questions how far a woman must be pushed before she finally unleashes what’s always been inside her.

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