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BeitragVerfasst: 06.07.2014, 16:47 
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Captain Ians Rekrut

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Aber nichts dazu, weshalb er diese fiktive Affäre grundsätzlich eingebaut hatte?


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Verfasst: 06.07.2014, 16:47 


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BeitragVerfasst: 06.07.2014, 16:49 
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Squirrel's finest hidden treasure
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Und wahrscheinlich wohl auch, um Proctor - egal welches Alter er - nicht als Kinderschänder darzustellen; die sind heute nicht gern gesehen und waren es wohl auch nicht in den 50er und 60er Jahren.
Steffi hat geschrieben:
Aber nichts dazu, weshalb er diese fiktive Affäre grundsätzlich eingebaut hatte?

Nein, dazu habe ich noch nichts gefunden.

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BeitragVerfasst: 06.07.2014, 17:02 
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Mill overseer & Head of the Berlin Station
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Steffi hat geschrieben:
Kurze Frage an diejenigen, die das Stück in Verbindung mit der Sekundärliteratur gelesen haben: Wird in dieser zufällig erwähnt, weshalb Miller sich dafür entschied aus der 11-12 Jahre alten Abigail eine 17-jährige Heranwachsende zu machen bzw. welche (dramaturgischen?) Beweggründe er hatte, Abigail weit mehr in den Vordergrund zu stellen (als dies historisch der Fall war) und sie eine Affäre mit Proctor haben zu lassen, die dann ja der Katalysator für die darauffolgenden Ereignisse werden? Ich besitze nur die "blanke" Ausgabe des Stücks, würde die Beweggründe aber gerne für ein tieferes Verständnis in Erfahrung bringen wollen.

Ganz ohne Sekundärliteratur: Ein Drama lebt ja von den Dialogen und dem Zusammenspiel der Protagonisten - auch wenn es ziemlich lange beschreibende Passagen in TC gibt. Indem die Figuren miteinander noch stärker persönlich verknüpft werden, als das in der historischen Wirklichkeit der Fall war, wird ein Mikrokosmos geschaffen, so dass die Situation in Salem, die unterschiedlichen Gründe für die "Massenhysterie" und die vielfältigen Konflikte fokussiert werden können.

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BeitragVerfasst: 06.07.2014, 17:06 
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Uhtred's warrior maiden
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Ein wesentliches Thema des Dramas ist die Ehe, aber auch die Sexualität: die ungezügelte weibliche Sexualität hielt Miller für 1 wesentliches Element einer jeden Hexenjagd: "Witch hunts are always spooked by women's horrifying sexuality awakened by the superstud Devil." (Zitat aus: Arthur Miller: The Crucuble : Lektüreschlüssel /von Andrew Williams. - Stuttgart : Reclam, 2011. - S. 61)
Die Affäre verstärkt m.E. nach noch das puritanische Dilemma, denn Sexualität war ein Tabuthema.

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BeitragVerfasst: 06.07.2014, 17:21 
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Mill overseer & Head of the Berlin Station
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Arianna hat geschrieben:
Die Affäre verstärkt m.E. nach noch das puritanische Dilemma, denn Sexualität war ein Tabuthema.

Yep! Und nur durch das Triangle kann das vorgeführt werden: erotische Anziehung und Energie zwischen Abigail und Proctor vs. puritanische Ehe der Proctor = Elizabeths Verzeihen und "Schuldeingeständnis" am Schluss als Hinweis ihrer Erkenntnis.

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BeitragVerfasst: 06.07.2014, 17:54 
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Captain Ians Rekrut

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Nicole1971 hat geschrieben:
Und wahrscheinlich wohl auch, um Proctor - egal welches Alter er - nicht als Kinderschänder darzustellen; die sind heute nicht gern gesehen und waren es wohl auch nicht in den 50er und 60er Jahren.

Zunächst hatte ich an einen eventuellen Zusammenhang mit Nabokovs "Lolita" gedacht, eine Art "Nabokovs Lolita hat mich thematisch und künstlerisch dazu angetrieben, mich auch mit diesem Thema auseinanderzusetzen und es in irgendeiner Form zu verarbeiten", sah dann aber, daß Millers Stück zwei Jahre vor dem Roman erschienen ist.

@Arianna & Nicole1971 Danke dennoch für die schnelle Antwort!

Laudine hat geschrieben:
Indem die Figuren miteinander noch stärker persönlich verknüpft werden, als das in der historischen Wirklichkeit der Fall war, wird ein Mikrokosmos geschaffen, so dass die Situation in Salem, die unterschiedlichen Gründe für die "Massenhysterie" und die vielfältigen Konflikte fokussiert werden können.

Ja, das ist sinnig. Es verändert allerdings die historische Realität, obwohl ich natürlich annehme, daß es Miller nicht um die reine Wiedergabe von historischen Fakten ging (die er ja auch in anderen Bereichen der Ereignisse verändert hat). Ich frage mich nur so ganz nebenbei (ausgelöst durch deinen Ansatz), ob die Hinzudichtung der Affäre nicht letztlich auch ein wenig von dem "Es bedarf nicht viel um Konflikte eskalieren zu lassen"-Charakter nimmt. Von dem, was ich jetzt über den historischen Hintergrund weiß (und da mögt ihr/du sicher besser informiert sein), reichten langjährige Animositäten ("Jeder verklagt jeden", was auch im Stück ein Thema ist) aus, um in die Katastrophe zu führen. Es hat den Katalysator "Junge Frau verstrickt sich und eine ganze Gemeinde aufgrund erstmalig aufblühender (sexueller) Gefühle in ein ausartendes Geflecht von Beschuldigungen mit katastrophalem Ausgang" nicht gebraucht. Aber vielleicht hat Miller mit diesem fiktiven Katalysator die Geschichte nicht (nur) "aufpeppen" wollen, sondern ein im Grunde zweites Thema mit eingebunden und -verarbeitet, bei dem dann doch irgendwie Abigail auf Lolita trifft.

Arianna hat geschrieben:
Ein wesentliches Thema des Dramas ist die Ehe, aber auch die Sexualität: die ungezügelte weibliche Sexualität hielt Miller für 1 wesentliches Element einer jeden Hexenjagd: "Witch hunts are always spooked by women's horrifying sexuality awakened by the superstud Devil." (Zitat aus: Arthur Miller: The Crucuble : Lektüreschlüssel /von Andrew Williams. - Stuttgart : Reclam, 2011. - S. 61)

In der historischen Realität dieser Ereignisse spielte Sexualität keine Rolle, oder? Flapsig gesagt war es mehr sowas wie: Ein "Maschendrahtzaun"-Streit in Verbindung mit religiösem Wahn (nicht religiös-sexuell) artete aus? Erst Miller macht daraus eine Hexenjagd mit sexuellen Motiven (für die er dann einen geeigneten Antagonisten zu Proctor/Elizabeth in Form von Abigail hinzugefügt hat)?

Manchmal frage ich mich, was die realen Proctors zu Millers Version gesagt hätten.


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BeitragVerfasst: 06.07.2014, 18:02 
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Uhtred's warrior maiden
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Nun, da Theater und Literatur neben anderem nicht in den Kanon zur himmlischen Glückseligkeit gehörten nach puritanischem Glaubensmuster wäre ihre Reaktion vermutlich blankes Entsetzen ?! :blackwings:

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BeitragVerfasst: 06.07.2014, 18:13 
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Mill overseer & Head of the Berlin Station
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Steffi hat geschrieben:
Laudine hat geschrieben:
Indem die Figuren miteinander noch stärker persönlich verknüpft werden, als das in der historischen Wirklichkeit der Fall war, wird ein Mikrokosmos geschaffen, so dass die Situation in Salem, die unterschiedlichen Gründe für die "Massenhysterie" und die vielfältigen Konflikte fokussiert werden können.

Ja, das ist sinnig. Es verändert allerdings die historische Realität, obwohl ich natürlich annehme, daß es Miller nicht um die reine Wiedergabe von historischen Fakten ging (die er ja auch in anderen Bereichen der Ereignisse verändert hat).

Ja, es ging Miller nicht um die Wiedergabe der historischen Realität, sondern um das - leider zeitlose - Phänomen von Hexenjagden. Seine Erlebnisse zur Zeit der McCarthy-Ära gaben da zusätzliche Anregungen, aber er legte großen Wert darauf, dass die Botschaft überzeitlich ist.

Steffi hat geschrieben:
Ich frage mich nur so ganz nebenbei (ausgelöst durch deinen Ansatz), ob die Hinzudichtung der Affäre nicht letztlich auch ein wenig von dem "Es bedarf nicht viel um Konflikte eskalieren zu lassen"-Charakter nimmt. Von dem, was ich jetzt über den historischen Hintergrund weiß (und da mögt ihr/du sicher besser informiert sein), reichten langjährige Animositäten ("Jeder verklagt jeden", was auch im Stück ein Thema ist) aus, um in die Katastrophe zu führen. Es hat den Katalysator "Junge Frau verstrickt sich und eine ganze Gemeinde aufgrund erstmalig aufblühender (sexueller) Gefühle in ein ausartendes Geflecht von Beschuldigungen mit katastrophalem Ausgang" nicht gebraucht. Aber vielleicht hat Miller mit diesem fiktiven Katalysator die Geschichte nicht (nur) "aufpeppen" wollen, sondern ein im Grunde zweites Thema mit eingebunden und -verarbeitet, bei dem dann doch irgendwie Abigail auf Lolita trifft.

Die Gründe für die historische Massenhysterie sind vielfältig: neben dem reinen Besitzstreben und Streitigkeiten der Nachbarn, spielen die allgemein gegenwärtige Angst in der von Indianderangriffen bedrohten Region, aber eben auch die Restriktionen der puritanischen Gesellschaftsstruktur eine Rolle. Und letzteres wird anhand des Dreiecksverhältnisses vorgeführt bzw. vertieft, denn der Auslöser des Konflikts - das Nackttanzen im Wald und die Angst vor dem Auspeitschen als Strafe dafür - liegt ja auch in diesen Restriktionen begründet. Die anderen Themen werden ebenfalls angesprochen - das Begehren des Nachbarn Besitz ist kein gutes christlich-puritanisches Verhalten, Proctors Ablehnung des Reverends und das Fernbleiben von den Gottesdiensten thematisiert ebenfalls die Religonsthematik und zeigt die Spannungen innerhalb der Religionsgruppe und ihres Verständnisse u.v.m. Das alles wird zu einem stimmigen Teppich verknüpft.

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BeitragVerfasst: 06.07.2014, 18:14 
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Captain Ians Rekrut

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Arianna hat geschrieben:
Nun, da Theater und Literatur neben anderem nicht in den Kanon zur himmlischen Glückseligkeit gehörten nach puritanischem Glaubensmuster wäre ihre Reaktion vermutlich blankes Entsetzen ?! :blackwings:

Ja, das vermute ich auch ganz stark. Ich nehme an, John Proctor hätte seine Frau nicht zur stage door schleichen lassen und sie hätte gar nicht erst das Bedürfnis gehabt ;) Aber wer weiß, vielleicht hat man sich bereits auf Wolke 7653979 mit Miller ausgesprochen. Garantiert kein uninteressantes Gespräch :mrgreen:


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BeitragVerfasst: 06.07.2014, 18:23 
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Captain Ians Rekrut

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Laudine hat geschrieben:
Ja, es ging Miller nicht um die Wiedergabe der historischen Realität, sondern um das - leider zeitlose - Phänomen von Hexenjagden. Seine Erlebnisse zur Zeit der McCarthy-Ära gaben da zusätzliche Anregungen, aber er legte großen Wert darauf, dass die Botschaft überzeitlich ist.

Wobei mich in dem Zusammenhang immer der deutsche Titel "Hexenjagd" irritiert. Aber das ist meinerseits lediglich Korrinthenkackerei, weil ein minimales Übersetzungsproblem.


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BeitragVerfasst: 06.07.2014, 19:22 
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Squirrel's finest hidden treasure
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Steffi hat geschrieben:
Laudine hat geschrieben:
Ja, es ging Miller nicht um die Wiedergabe der historischen Realität, sondern um das - leider zeitlose - Phänomen von Hexenjagden. Seine Erlebnisse zur Zeit der McCarthy-Ära gaben da zusätzliche Anregungen, aber er legte großen Wert darauf, dass die Botschaft überzeitlich ist.

Wobei mich in dem Zusammenhang immer der deutsche Titel "Hexenjagd" irritiert. Aber das ist meinerseits lediglich Korrinthenkackerei, weil ein minimales Übersetzungsproblem.

"Feuerprobe" passt meines Erachtens noch schlechter zum Stück. ;)

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BeitragVerfasst: 06.07.2014, 19:39 
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Captain Ians Rekrut

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Nicole1971 hat geschrieben:
"Feuerprobe" passt meines Erachtens noch schlechter zum Stück. ;)

Ohne jeden Zweifel. Und "Schmelztiegel" trifft es auch so ein gaaanz kleines Bischen nicht ;) Obwohl... Hatte Mr. A nicht gesagt, das Rund im Old Vic würde aussehen/aufgebaut sein wie ein "crucible". Sowas in der Art? Aber so ein Titel würde sich dann ja damit ausschließlich auf das Stück, aufgeführt im OV, beziehen. Selbst im übertragenen Sinne käme "Schmelztiegel" jetzt auch nicht so richtig passend rüber. Ist aber auch wurscht. Ich assoziiere das Wort "Hexenjagd" nur mit etwas leicht anderem als dem, was ich dann lese. Ist aber wie gesagt, reine Korrinthenkackerei und keine Kritik.


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BeitragVerfasst: 21.07.2015, 22:46 
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Mill overseer & MM ambassador
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Wohnort: zu weit weg von der Glückseligkeit
https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=798509210246746&id=403886873042317

Leider ist dies nur ein Facebook-Post, aber eine tolle Zusammenfassung der wahren Ereignisse, nach denen Arthur Miller ja das Stück verfasst hat. Mir gefiel es, das rückblickend durchzulesen.

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No, I can't, really... (MMs Antwort auf eine "freche" Frage von mir...)


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