Und damit komme ich nun zur inhaltlichen Diskussion der Folge:
Gleich der Beginn hat mir sehr gut gefallen.
Jetzt wissen wir, wie das mit dem Telefonat geklappt hat, und gleichzeitig wird uns vor Augen geführt, welches Potenzial in Francis D. steckt, wenn er nur richtig gefördert und nicht gebrochen worden wäre. Andererseits wird durch die Verwandlung des Telefonats in ein Therapiegespräch mit Hannibal deutlich, dass nun der nächste an dessen Strippen hängt und zur Spielfigur im Hannibal-Setting wird. Die ganze Sequenz gehört für mich zu den wirklich gelungenen Modernisierungen innerhalb der Serie.
Dank dieser Einstiegsszene und dem Umstand, dass gleich drei zentrale FD-Szenen in der Folge vorkommen (der Zoo, die gemeinsame Nacht mit Reba und das Museum), wird diese Episode zu der FD-Folge schlechthin. Allerdings könnte uns auch in diesem Fall unsere Wahrnehmung ein kleines Schnippchen spielen (vielleicht sollte man bei späterem, wiederholten Ansehen mal die Zeit stoppen), denn auch die Sequenzen um Will (v.a. mit Bedelia, aber auch mit Hannibal) nehmen so einigen Raum ein. Und bevor ich zu den für uns zentralen FD-Momenten komme: Mir hat das Wechselspiel zwischen Will und Bedelia gut gefallen, da es das Netz der Abhängigkeiten und des Manipulativen als zentralem Thema der Serie stimmig aufgegriffen und weiter geführt hat. Und wie schon im Fall von Alana Bloom und Dr. Chilton wird die Gleichwertigkeit aller im Netz (um) Hannibal(s) auch wunderbar räumlich auf den Punkt gebracht: Alana sitzt nun auf Fredericks Chefsessel, Bedelia steht in Wills Hörsaal. Ich bin jedenfalls froh, dass nun endlich, endlich etwas mehr Licht ins Dunkel der Verbindung von Bedelia und Hannibal durch die ominöse Geschichte um die Zunge des gemeinsamen Patienten gekommen ist. Und gleichzeitig wird die Sorge um Will geschürt, dessen scheinbar gewonnene Unabhängigkeit von Hannibal deutlich entlarvt ist.
Die Sequenzen mit Francis D. sind weiterhin erstaunlich nah am Buch, wenn man von so kleinen Eingriffen, wie dem Umwandeln des Briefes in den Anruf, absieht. Wie erhofft, hat sich das Problem des unnatürlich ausschauenden Tiger aufgeklärt. Zunächst liegt er ja noch recht unauffälig auf dem OP-Tisch, erstrahlt dann aber nach FD's Erklärung für Reba in Orange. Das Überblenden von wirklichen und inneren Bildern ist ja zentral für diesen gesamten Teil über Reba und Francis, die gerade auf diese Weise implizit als zueinander passend dargestellt werden. Der Kampf gegen den roten Drachen ist beeindruckend umgesetzt, der Wunsch, Reba vor ihm zu schützen, vermittelt die Geste besser als 1000 Worte, ebenso das Verspeisen des Bildes - eine so lange Sequenz hatte ich da gar nicht erwartet. Allein die goldwehend-fließende Reba ist mir persönlich ein bißchen zu viel des Guten, auch wenn es zum Gesamtkonzept natürlich passt. Aber das ist dann reine Geschmackssache.