Kurz, knapp, positiv:
Zitat:
Aus der Vergangenheit lernen
7. Februar 2020
Die Kinostarts der Woche im Überblick
…und was sonst so Filmisches in der Stadt passiert.
Ein Mensch, gleich allen anderen. Umgeben von Grenzen, willkürlich in die nationale Geometrie geboren, in seiner Haut steckend, auf Austausch angewiesen. Sensitiv, politisch, sozial. Die Cinémathèque umspielt mit ihrer Reihe »inhale/exile« verschiedene Formen von Grenzen, die mit jedem Atemzug, mit jeder Flucht, mit jedem Blick in die Welt spürbar, überschritten, gewollt oder ungewollt aufgehoben, in Frage gestellt oder verschoben werden.
»inhale/exile« – Filmreihe mit Einführungen: 7., 14., 27.2., Interim der Cinémathèque Leipzig
Film der Woche: Über einhundert Jahre liegt die Affäre Dreyfus zurück und ist seitdem vielfach aufgearbeitet worden. Zuletzt nahm sich Robert Harris des Stoffs in seinem Roman „Intrige“ an, den Regisseur Roman Polanski nun verfilmte. Er erzählt sachlich, aber spannend von den Ereignissen um den jüdischen Offizier Alfred Dreyfus (Louis Garrel), der 1894 fälschlich der Spionage bezichtigt und zu einer lebenslangen Haftstrafe auf der Gefängnisinsel Devil’s Island verurteilt wird. Als der aufrechte Colonel Georges Picquart (Jean Dujardin) seinen Dienst als Chef des Nachrichtendienstes antritt, stößt er auf einen beispiellosen Justizskandal, in den die höchsten Offiziere verwickelt sind. Polanski macht daraus einen packenden Justizthriller mit einem überragenden Jean Dujardin in der Rolle des Ermittlers. Der Stoff ist angesichts weltweiter antisemitischer Tendenzen aktueller denn je. Ausführliche Kritik im aktuellen kreuzer.
»Intrige«: ab 6.2., Passage Kinos
Bei seinen Vorgesetzten wird der New Yorker Polizist Andre Davis (»Black Panther« Chadwick Boseman) für seine gewaltsame Durchsetzung von Recht und Gesetz beklatscht und verachtet. Als er an einen Tatort im Herzen der Stadt gerufen wird, an dem acht Polizisten getötet wurden, ist das Ziel zunächst klar: Die 21 Brücken, die nach Manhattan führen, abriegeln und den Mörder fassen – koste es, was es wolle. Doch im Laufe der Nacht stößt Davis auf Fragen, für die er keine Antworten erhält. Serien-Spezialist Brian Kirg (»Game of Thrones«) inszenierte mit »21 Bridges« einen gradlinigen Cop-Thriller alter Schule. Interessant ist dabei, dass er den Tatort zu Beginn aus zwei Perspektiven zeigt und so Sympathien für die unfreiwilligen Täter und die ermittelnden Beamten schafft. Am Ende ist man aber als Zuschauer besser aufgehoben, wenn man nicht zu viele Fragen stellt und »21 Bridges« als das nimmt, was er ist: Ein schnörkelloser Action-Thriller. latu
»21 Bridges«: ab 6.2., Regina Palast, Cineplex, CineStar
Mit ihrem Spielfilmdebüt »Ich seh, ich seh« sorgten Severin Fiala und Veronika Franz 2014 für einen Überraschungshit, der in der Jahresbestenliste vieler Horrorfans vorne mitspielte. Mit »The Lodge« inszenierten sie nun ihren ersten englischsprachigen Film, der viele Parallelen zu ihrem Erstling aufweist. Auch hier steht die Beziehung einer Mutter zu ihren Kindern im Mittelpunkt. Auch hier steht ein Barriere zwischen ihnen. Doch die Abgründe, die dahinter lauern, sind grundsätzlich andere. Grace (Riley Keough) verbringt die Weihnachtsfeiertage mit ihrem zukünftigen Mann Richard (Richard Armitage) und seinen Kindern (Jaeden Martell, Lia McHugh) in einer entlegenen Hütte in den Bergen. Als Richard beruflich in die Stadt muss, bleibt Grace alleine mit den Kindern zurück. Unerklärliche Dinge geschehen und Grace holen die Geister ihrer Vergangenheit als einzige Überlebende einer radikalen Sekte ein. Clever konstruieren Franz und Fiala ihren ästhetisch inszenierten Horror, der auf eine beklemmende Atmosphäre und nervenzerfetztende Spannung setzt.
»The Lodge«: ab 6.2., Regina Palast, Cineplex, CineStar
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Kultur | Stadtleben | 7. Februar 2020 | Kein Kommentar
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Aus der Vergangenheit lernen
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…und was sonst so Filmisches in der Stadt passiert.
Ein Mensch, gleich allen anderen. Umgeben von Grenzen, willkürlich in die nationale Geometrie geboren, in seiner Haut steckend, auf Austausch angewiesen. Sensitiv, politisch, sozial. Die Cinémathèque umspielt mit ihrer Reihe »inhale/exile« verschiedene Formen von Grenzen, die mit jedem Atemzug, mit jeder Flucht, mit jedem Blick in die Welt spürbar, überschritten, gewollt oder ungewollt aufgehoben, in Frage gestellt oder verschoben werden.
»inhale/exile« – Filmreihe mit Einführungen: 7., 14., 27.2., Interim der Cinémathèque Leipzig
Film der Woche: Über einhundert Jahre liegt die Affäre Dreyfus zurück und ist seitdem vielfach aufgearbeitet worden. Zuletzt nahm sich Robert Harris des Stoffs in seinem Roman „Intrige“ an, den Regisseur Roman Polanski nun verfilmte. Er erzählt sachlich, aber spannend von den Ereignissen um den jüdischen Offizier Alfred Dreyfus (Louis Garrel), der 1894 fälschlich der Spionage bezichtigt und zu einer lebenslangen Haftstrafe auf der Gefängnisinsel Devil’s Island verurteilt wird. Als der aufrechte Colonel Georges Picquart (Jean Dujardin) seinen Dienst als Chef des Nachrichtendienstes antritt, stößt er auf einen beispiellosen Justizskandal, in den die höchsten Offiziere verwickelt sind. Polanski macht daraus einen packenden Justizthriller mit einem überragenden Jean Dujardin in der Rolle des Ermittlers. Der Stoff ist angesichts weltweiter antisemitischer Tendenzen aktueller denn je. Ausführliche Kritik im aktuellen kreuzer.
»Intrige«: ab 6.2., Passage Kinos
Bei seinen Vorgesetzten wird der New Yorker Polizist Andre Davis (»Black Panther« Chadwick Boseman) für seine gewaltsame Durchsetzung von Recht und Gesetz beklatscht und verachtet. Als er an einen Tatort im Herzen der Stadt gerufen wird, an dem acht Polizisten getötet wurden, ist das Ziel zunächst klar: Die 21 Brücken, die nach Manhattan führen, abriegeln und den Mörder fassen – koste es, was es wolle. Doch im Laufe der Nacht stößt Davis auf Fragen, für die er keine Antworten erhält. Serien-Spezialist Brian Kirg (»Game of Thrones«) inszenierte mit »21 Bridges« einen gradlinigen Cop-Thriller alter Schule. Interessant ist dabei, dass er den Tatort zu Beginn aus zwei Perspektiven zeigt und so Sympathien für die unfreiwilligen Täter und die ermittelnden Beamten schafft. Am Ende ist man aber als Zuschauer besser aufgehoben, wenn man nicht zu viele Fragen stellt und »21 Bridges« als das nimmt, was er ist: Ein schnörkelloser Action-Thriller. latu
»21 Bridges«: ab 6.2., Regina Palast, Cineplex, CineStar
Mit ihrem Spielfilmdebüt »Ich seh, ich seh« sorgten Severin Fiala und Veronika Franz 2014 für einen Überraschungshit, der in der Jahresbestenliste vieler Horrorfans vorne mitspielte. Mit »The Lodge« inszenierten sie nun ihren ersten englischsprachigen Film, der viele Parallelen zu ihrem Erstling aufweist. Auch hier steht die Beziehung einer Mutter zu ihren Kindern im Mittelpunkt. Auch hier steht ein Barriere zwischen ihnen. Doch die Abgründe, die dahinter lauern, sind grundsätzlich andere. Grace (Riley Keough) verbringt die Weihnachtsfeiertage mit ihrem zukünftigen Mann Richard (Richard Armitage) und seinen Kindern (Jaeden Martell, Lia McHugh) in einer entlegenen Hütte in den Bergen. Als Richard beruflich in die Stadt muss, bleibt Grace alleine mit den Kindern zurück. Unerklärliche Dinge geschehen und Grace holen die Geister ihrer Vergangenheit als einzige Überlebende einer radikalen Sekte ein. Clever konstruieren Franz und Fiala ihren ästhetisch inszenierten Horror, der auf eine beklemmende Atmosphäre und nervenzerfetztende Spannung setzt.
»The Lodge«: ab 6.2., Regina Palast, Cineplex, CineStar
Als Joshua 2009 im Kongo landet, wartet Tjostolv schon auf ihn. Die beiden Ex-Soldaten kennen Afrika. Gemeinsam haben sie als Söldner in Uganda gekämpft. Joshua lebt bei seiner Frau in Norwegen. Tjostolv ist anders. Er kann nicht zurück in ein normales Leben. Er ist süchtig nach Afrika, ein Thrill-Junkie. Joshua lässt sich davon anstecken. Nur auf dem Schlachtfeld fühlen sie sich wirklich lebendig. Da sind sie im viertgrößten Staat Afrikas genau richtig. Im Kongokrieg führt das Militär eine blutige Schlacht gegen die Rebellen. In deren Auftrag sollen sie in die feindlichen Linien vordringen und die gestohlenen Schätze zurückholen. Doch schon bald rennen die beiden Weißen um ihr Leben. Die Stimme von Joshua, der die Geschichte aus dem Knast heraus erzählt, macht von vornherein klar, womit wir es zu tun haben: Mit zwei moralisch höchst fragwürdigen Figuren, die sich mit einer Mischung aus Naivität und Einfältigkeit ins Abenteuer stürzen. Das macht es äußerst schwer, jedwede Form von Empathie für sie aufzubringen. Man wird das Gefühl nicht los, die Filmemacher wollen Zustimmung provozieren, ernten aber nur Kopfschütteln. Ausführliche Kritik im aktuellen kreuzer.
»Congo Murder«: ab 6.2., Schaubühne Lindenfels
https://kreuzer-leipzig.de/2020/02/07/aus-der-vergangenheit-lernen/