Schön, das die aktuellen Dreharbeiten überhaupt irgendwo erwähnt werden, aber so wie ich das sehe, nutzt man für die Serie eher die Babelsberger Studios und "echte" Berliner Straßen:
Zitat:
15.07.2017 von Sandra Calvez
Von Drohnen, Spinnen und Löwen
Beim Smart Production Day konnten Filmschaffende neueste Technik in der Außenkulisse von Studio Babelsberg ausprobieren
Babelsberg - Mit lautem Gebrumm hebt die Kameradrohne ab. Von einer Haltevorrichtung vorne an einem Auto geht es steil nach oben, die gefilmten Bilder werden direkt übertragen auf eine Leinwand. Angetrieben von Propellern an acht Armen dreht die Drohne ihre Runden über der „Neuen Berliner Straße“ von Studio Babelsberg. Bis hoch über den Rand der Kulissenwände von Stadthäusern in verschiedenen Architekturstilen – nur nicht über die Besucher, das ist aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt.
Die Drohne ist einer der Hingucker und vor allem Hinhörer des Smart Production Days in der Filmkulisse „Neue Berliner Straße“ des Studio Babelsberg. Erstmals organisierte das Studio am gestrigen Freitag einen solchen Schautag für Produzenten, Kameraleute, Regisseure und andere Filmschaffende. Sie konnten sich dort über die neueste Filmtechnik informieren, vieles ausprobieren und die Möglichkeiten des Filmsets erkunden. So sollen auch neue Produktionen an den Standort gelockt werden.
Die Außenkulisse „Neue Berliner Straße“ wurde fast auf den Tag genau vor einem Jahr auf 15 000 Quadratmetern neu eröffnet. In dem 16-Millionen-Euro-Projekt wurden bisher vor allem hochwertige Serien gedreht – unter anderem „Babylon Berlin“ von Tom Tykwer oder derzeit die zweite Staffel der amerikanischen Geheimdienstserie „Berlin Station“.
Dutzende Filmschaffende sind der Einladung gefolgt und gehen von Station zu Station. Besonders groß ist die Anziehungskraft einer sogenannten Spidercam, Spinnenkamera. Diese läuft an langen Seilen, die an vier Kränen befestigt sind. „Bisher begleiten wir mit dieser Technik vor allem Fußballspiele oder derzeit die Tournee von Coldplay. Filmdrehs sind für uns Neuland“, erklärt Philip von Senden, Geschäftsführer von Spidercam. Das Besondere an der Kamera: „Wir können Verfolgungsfahrten oder Läufe dreidimensional drehen und auch Überkopfbilder machen.“
Für Filmausstatter Bernhard Henrich ist die Spidercam eindeutig einer der Höhepunkte des Entdeckungstages. „Damit kann man so flexibel filmen, sogar in Bodenhöhe“, sagt er. Der Set Decorator, der mit seiner Ausstattung für „Bridge of Spies“ für einen Oscar nominiert wurde, analysiert aber gleich die praktischen Aspekte. „Diese Technik muss man bei der Gestaltung der Straße miteinbeziehen, darf die Laternen nicht zu eng stellen, um für eine Verfolgungsjagd Platz zu lassen.“
Der Filmproduzent Tom Zickler lässt sich im Detail die Kameras erklären, die der Technikverleiher Arri Rental mitgebracht hat. Zickler, der mit Til Schweiger unter anderem „Keinohrhasen“ und „Barfuß“ produziert hat, hat dieses Jahr gemeinsam mit dem Studio Babelsberg eine eigene Produktionsfirma gegründet, Traumfabrik Babelsberg. Mit ihr plant er für nächstes Jahr die erste Eigenproduktion. „Ich schaue mich hier konkret nach Technik für mein Projekt um“, erklärt er. Daneben sei der Smart Production Day „wie ein Klassentreffen“.
In der Tat kennen sich viele. „In dieser Branche läuft so viel über nette Gespräche“, betont Riccarda Caiati, Marketing- Managerin bei Arri Rental. Dieser Tag sei nicht nur eine Gelegenheit, sich auf den neuesten Technikstand zu bringen und die Studiomöglichkeiten zu begutachten, sondern auch in lockerer Atmosphäre in Kontakt zu kommen mit Kollegen.
Besonders stolz ist Marketing-Direktorin Caiati auf den sogenannten Hexatron. Dieses massive schwarze Gefährt mit dicken Reifen und meterlangem, ausfahrbarem Arm erinnert an eine Mischung aus Kran und Riesentraktor. Und wirklich wurde er aus einem Landwirtschaftsfahrzeug entwickelt. Das mehr als zwei Tonnen schwere Gefährt, an dessen Kran eine Kamera befestigt ist, kann auch zum Dreh auf unwegsamem Terrain genutzt werden. Ob Berg oder Wiese, sogar durch kleine Wasserläufe kann der Hexatron fahren, um vor Ort drehen zu können. Drei Stück gibt es davon weltweit. Laut Studio-Babelsberg-Chef Christoph Fisser wurde der innovative Kamerakran erstmals bei der Studio-Produktion „Radegund“ von Regisseur Terrence Malick eingesetzt.
Doch nicht jede vorgestellte Technik kommt so imposant wie der Hexatron daher. Manchmal geht es auch um Details. Die 3D-Drucker des 3D-Labors, das zum Art Department des Studio Babelsberg gehört, fertigen Einzelteile und Requisiten. Gerade wird Schicht für Schicht ein Löwenkopf gedruckt, der als Türklopfer einen Ring im Maul tragen soll. Das dauert mehrere Stunden, aber der Drucker arbeitet selbstständig daran. „Ein Regisseur wollte einmal unbedingt ein Schwert, das genau aussehen sollte wie das einer Statue in Spandau“, erzählt Produktdesigner Sebastian Voigt. „Also haben wir das gescannt und in mehreren Exemplaren in 3D gedruckt.“
Inzwischen ist die Drohne wieder wohlbehalten in einem Schaumstoffring gelandet. Matthias Piper, der Pilot, tätschelt sie fast liebevoll. Erst vier Wochen ist dieses Fluggerät alt, es kann vom fahrenden Auto aus starten und von einer gedrehten Dialogszene ohne Schnitt in eine Luftaufnahme übergehen. Und so neue Perspektiven liefern auf das Set.
http://www.pnn.de/potsdam/1200613/Und noch eine Kurzewähnung der Serie:
Zitat:
Film-Blog Von Berlin Calling bis Berlin Falling
13.07.2017
Von Jakob Maurer
Berlin ist überall. Auch im Kino ist die deutsche Hauptstadt omnipräsent: aktuell in Ken Dukens Thriller "Berlin Falling" (DE 2017). Nur an zwei Tagen läuft er diese Woche in ausgewählten Kinos.
Eine Dampflok braust über Wiesen und Felder, vorbei an Bahnhütten und einsamen Weilern. „15 Kilometer bis Berlin“, verkündet ein Schild und ist gleich wieder aus den Augen. Im Eiltempo geht es über eine Brücke und dann – hinein in den Moloch Berlin. „Dieser Film ‚Berlin‘ ist eine schlimme Enttäuschung“, schreibt der Filmkritiker und -theoretiker Siegfried Kracauer am 17. November 1927 in der Frankfurter Zeitung über BERLIN. SINFONIE DER GROSSSTADT (DE 1927). Trotz Kracauers harten Urteils gilt der Dokumentarfilm von Walter Ruttmann heute als Klassiker der Filmgeschichte.
Er beginnt mit einer rasanten, wild geschnittenen Zugfahrt vom Land in die Stadt. Und dokumentiert dann in Form eines Montagegewitters einen Tag aus dem Jahr 1927 in der pulsierenden Metropole.
In den 90 Jahren, die seither vergangen sind, hat die Stadt für Filmemacher nichts von ihrem Reiz verloren. Ganz im Gegenteil: Insgesamt 229 Filmprojekte wurden 2016 mit 26,5 Millionen Euro in Berlin gefördert.
Und manchmal ist sogar die Rede vom ganz eigenen „Berlin-Film“. Aber was ist das eigentlich?
So was wie Cate Shortlands Psychothriller BERLIN SYNDROM (AU 2017)? Die US-amerikanische Serie BERLIN STATION (US/DE 2016-) über einen CIA-Agenten in der Hauptstadt? Oder doch Klassiker wie BERLIN ALEXANDERPLATZ (DE 1980) von Rainer Werner Fassbinder oder DER HIMMEL ÜBER BERLIN (DE 1987) von Wim Wenders.
Vor neun Jahren startete BERLIN CALLING (DE 2008): Hannes Stöhrs Film über die Techno-Szene mit dem inzwischen weltbekannten DJ Paul Kalkbrenner in der Hauptrolle. Und in dieser Woche kommt BERLIN FALLING (DE 2017) von Regiedebütant Ken Duken in die Kinos. Bloß am Donnerstag und Freitag ist der Thriller in Multiplex-Kinos in ganz Deutschland zu sehen – danach nur noch bei Pay-TV-Sender Sky.
Darin will ein ehemaliger Elitesoldat seine Frau und Tochter abholen und fährt dafür mit dem Auto nach Berlin. Er nimmt einen Mann per Anhalter mit, der sich als Terrorist mit Bombe im Gepäck entpuppt.
Doch für einen wahren „Berlin-Film“ muss nicht der Name der Stadt im Titel vorkommen. Vielmehr muss die Arm-aber-Sexy-Anziehungskraft transportiert werden, die der ehemalige Bürgermeister Klaus Wowereit 2003 verkündete und die sich als Werbeslogan der Stadt etabliert hat – so wie Tom Schilling als Taugenichts Niko Fischer in Jan Ole Gersters OH BOY (D 2012).
Der „Berlin-Film“ hat fast immer zwei Bausteine: die Landflucht und die Club-Szene.
Wie der Zug, der in BERLIN. SINFONIE DER GROSSSTADT in die Stadt braust, oder das Auto in BERLIN FALLING gibt es häufig Figuren, die es in die Metropole zieht. So auch in Tom Lass’ neuem Mumblecore-Film BLIND & HÄSSLICH (DE 2017), der vor zwei Wochen Premiere beim Filmfest München feierte. Darin zieht es zwei junge Menschen nach Berlin und die Großstadt lässt sie aufeinander los.
Mit einer unvergesslichen Club-Szene beginnt Sebastian Schippers VICTORIA (D 2015). Zum Beat von DJ Kozes Burn With Me tanzt noch so eine Neu-Berlinerin, Victoria, im Strobo-Licht und trifft auf Sonne, Boxer, Blinker und Fuß. Und solche Szenen findet man fast in jedem Film über junge Menschen in Berlin.
In der zweiten Hälfte von 2017 geht munter weiter mit Berlin-Filmen und -Serien: der Macher von WIR SIND JUNG. WIR SIND STARK (DE 2013), Burhan Qurbani, arbeitet an einer neuen Kino-Adapation von Alfred Döblins Roman Berlin Alexanderplatz. Und Tom Tykwer produziert derzeit für die ARD und für Sky die Serie BABYLON BERLIN (DE 2017-) und will damit die 1920er Jahre wieder aufleben lassen, wie sie schon Walter Ruttmann dokumentierte. Bleibt zu hoffen, dass das Urteil dann nicht wie bei Siegfried Kracauer ausfallen wird: „Ist das Berlin? Nein, das ist ein schauderhafter Abdruck, von einer gewissen Geistigkeit produziert, die mehr als peinlich ist.“
http://www.fnp.de/freizeit/kinoprogramm/film-blog/art51660,2709891