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 Betreff des Beitrags: Re: Sparkhouse
BeitragVerfasst: 01.11.2011, 08:37 
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Squirrel's finest hidden treasure
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Laudine hat geschrieben:
:daumen: Ich glaube, Du machst auf einen wichtigen Punkt hinsichtlich der Fragen, ob nicht A und C das tragische Liebespaar sind, und warum viele eher mit JS leiden, aufmerksam.

An sich sind die, die sich lieben, aber nicht zueinander kommen können, die tragischen Gestalten, mit denen man mitleidet. Bei SH geht das aber nicht auf, weil der Film in der Gegenwart und in der westlichen Welt spielt. Viele heutige Autorinnen und Autoren versetzen ihre Geschichten ja gerade deshalb in die Vergangenheit, weil dort stärkere und unüberwindbare ständische, religiöse, ethnische etc. Grenzen wirklich tragische Konstellationen ermöglichen. In Gegenwartshandlungen funktioniert das nur noch in Ausnahmefällen und in SH meines Erachtens nicht, denn A und C könnten heiraten (das Aufgebot war ja sogar bestellt); A muss nicht bis an sein Lebensende bei seiner Ehefrau bleiben; C muss nicht J heiraten. Und auch A's Vater müsste nicht bei seiner Frau bleiben, die ihrerseits eigentlich auch nicht an ihm festhalten muß, wo doch ihr Hund ihr bester Freund war. :evilgrin: Es fehlt also die wirkliche Tragik, die uns mitleiden lässt.
Und ich gebe zu, auch J muss nicht C heiraten. Da er es aber augenscheinlich aus emotionalen Gründen tut, wie problematisch das auch sein mag, und sich damit von den anderen unterscheidet, erscheint er vielen am ehesten als tragische Gestalt, die dann auch tatsächlich ein Stück weit mit J mitleiden (und nicht nur mit RA).


Natürlich ist die erste Reaktion, man fast sich an den Kopf und fragt sich, wie kann er nur so dumm sein und sein Haus (das so schön im brit. Equivalent zum Gelsenkirchener Barock eingerichtet ist ;) ) verkaufen und eine Frau heiraten, die einen anderen liebt und nur am Geld interessiert ist, um sich ihren Wunsch zu erfüllen.
Nur, John ist schüchtern, er ist einsam und er liebt sie wirklich.
Da mir die Situation selbst leider nur zu bekannt ist (schüchtern, einsam, unglücklich verliebt) bin ich mal in mich gegangen und habe ehrlich nachgedacht.
Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich nicht ausschließen könnte ähnlich zu handeln. Vielleicht mag ich ihn deshalb, weil ich es in mancher Situation aus vollem Herzen nachfühlen konnte, wie er gefühlt haben muss. :sigh2:

Was Andrew und Carol angeht: Ich glaube ein Teil ihrer Zuneigung beruhte darauf, dass die Eltern den jeweils anderen abgelehnt haben. Ob sie so happy mit einander geworden wären, wenn der Reiz wegfällt, ist eine andere Frage. Auch wenn man sich die beiden charakterlich ansieht. Er ist eher intellektuell, spielt lieber auf Sicherheit und ist feige. Sie ist impulsiv, unbeherrscht und eher der praktische Typ. Ich denke, wenn bei den beiden eheliche Normalität eingezogen wäre, wär sie wohl schnell von ihrem Mann frustriert.

Außerdem, wenn Andrew so an ihr hängt, wieso heiratet er dann eine andere bzw. lässt sich überhaupt mit einer anderen ein? Er wurde ja schließlich nicht mit vorgehaltener Waffe gezwungen.


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: 01.11.2011, 08:37 


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 Betreff des Beitrags: Re: Sparkhouse
BeitragVerfasst: 01.11.2011, 09:57 
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Mill overseer & Head of the Berlin Station
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Edin hat geschrieben:
Natürlich ist die erste Reaktion, man fast sich an den Kopf und fragt sich, wie kann er nur so dumm sein und sein Haus ( das so schön im brit. Equivalent zum Gelsenkirchener Barock eingerichtet ist ;) ) verkaufen und eine Frau heiraten, die einen anderen liebt und nur am Geld interessiert ist, um sich ihren Wunsch zu erfüllen.
Nur, John ist schüchtern, er ist einsam und er liebt sie wirklich.
Da mir die Situation selbst leider nur zu bekannt ist (schüchtern, einsam, unglücklich verliebt) bin ich mal in mich gegangen und habe ehrlich nachgedacht.
Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich nicht ausschließen könnte ähnlich zu handeln. Vielleicht mag ich ihn deshalb, weil ich es in mancher Situation aus vollem Herzen nachfühlen konnte, wie er gefühlt haben muss. :sigh2:

Zur Markierung: :daumen: :lachen: :lachen: :lachen:

Zum Rest: :there: :keks: Und danke, dass Du meine theoretischen Überlegungen bestätigst. :kuss:

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 Betreff des Beitrags: Re: Sparkhouse
BeitragVerfasst: 01.11.2011, 17:30 
Zu Anfang war er für mich ein unreifer Bengel, aber spätestens zu dem Zeitpunkt, wo Andrew Carol am Standesamt sitzen lässt, war es vorbei mit dem letzten Rest meiner Sympathie.

Dann hat er eine süße Frau, die ein Kind von ihm erwartet; die kann er doch nicht einfach vergessen! Dann die Szene, wo er John vorwirft Carol zu prostituieren... Er hat alles, was man sich wünschen kann und kann es nicht ertragen, dass Carol versucht mit Johns Hilfe den Hof zu retten, er denkt nur an sich.

Bei John kann ich mir eine Weiterentwicklung vorstellen, obwohl natürlich auch hier der Wunsch der Vater des Gedankens ist, weil Richard es spielt, aber John kommt aus Carols Welt, Andrew hätte sie nie verstanden.


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 Betreff des Beitrags: Re: Sparkhouse
BeitragVerfasst: 01.11.2011, 17:54 
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Mill overseer & Head of the Berlin Station
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Marian hat geschrieben:
Zu Anfang war er für mich ein unreifer Bengel, aber spätestens zu dem Zeitpunkt, wo Andrew Carol am Standesamt sitzen lässt, war es vorbei mit dem letzten Rest meiner Sympathie.

Dann hat er eine süße Frau, die ein Kind von ihm erwartet; die kann er doch nicht einfach vergessen! Dann die Szene, wo er John vorwirft Carol zu prostituieren... Er hat alles, was man sich wünschen kann und kann es nicht ertragen, dass Carol versucht mit Johns Hilfe den Hof zu retten, er denkt nur an sich.

Bei John kann ich mir eine Weiterentwicklung vorstellen, obwohl natürlich auch hier der Wunsch der Vater des Gedankens ist, weil Richard es spielt, aber John kommt aus Carols Welt, Andrew hätte sie nie verstanden.

Bei John kann man sich die Weiterentwicklung auch vorstellen, weil er für den Rezipienten erkennbar nachdenkt, z. B. auch über den Prostitutionsverdacht, während Andrew selbigen, genau wie diese Eröffnung vor dem Standesamt nach der Hochzeit und so vieles andere, ohne Rücksicht auf Verluste dem Gegenüber um die Ohren haut. Das ist wirklich sehr unerwachsen-egoistisch. Sicher sehen und reden wir uns JS ein bißchen schön, weil ihn RA spielt, aber ich glaube doch, dass die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird, genügend Futter dafür bietet.

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 Betreff des Beitrags: Re: Sparkhouse
BeitragVerfasst: 01.11.2011, 19:19 
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Mill overseer & Thorins Schneewittchen
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Marian hat geschrieben:
Dann hat er eine süße Frau, die ein Kind von ihm erwartet; die kann er doch nicht einfach vergessen! Dann die Szene, wo er John vorwirft Carol zu prostituieren... Er hat alles, was man sich wünschen kann und kann es nicht ertragen, dass Carol versucht mit Johns Hilfe den Hof zu retten, er denkt nur an sich.


Ich denke, Andrew ist so eine Figur die als flawed hero angelegt ist und nicht funktioniert. Genauso wie Robin. Während Guy viel schlimmere Vergehen verziehen wurden. Guy kann Leute durchbohren, weil sie ihre Steuern nicht bezahlen, es ist egal, Robin braucht nur ein falsches Wort zu Much sagen.

Wenn so eine Figur als tragischer, romantischer (byronischer?) Held mit Fehlern funktioniert, wenn wir ihm die überwältigende Stärke seiner Liebe für die Heldin abkaufen und mit ihm leiden, dann darf er fast alles. Nicht nüchtern betrachtet natürlich, nüchtern betrachtet würde jeder sich für John und nicht für Andrew entscheiden. Aber eigentlich sollte Zuschauer für Andrew und Carol sein und in John die zweite Wahl sehen. Ich glaube sowohl Andrew als auch Robin leiden unter mangelndem Charisma und darunter, dass die Darsteller zu jungenhaft sind, so entsteht der Eindruck des verzogenen Kindes und nicht des tragisch liebenden Mannes.

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 Betreff des Beitrags: Re: Sparkhouse
BeitragVerfasst: 01.11.2011, 19:24 
Flawed hero gut und schön, aber wo sind bei Andrew auch nur Ansätze dazu? Wo ist nur irgendeine selbstlose Handlung?

Übrigens, der Schauspieler war ca 26, als Sparkhouse gedreht wurde.

Robin war nervtötend, aber er hat objektiv gesehen den Armen etwas gegeben und den Sheriff beraubt. Jonas Armstrong war ca. 24 bei Staffel 1, aber er wirkt auch später nicht reifer.


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 Betreff des Beitrags: Re: Sparkhouse
BeitragVerfasst: 01.11.2011, 19:33 
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Mill overseer & Thorins Schneewittchen
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Marian hat geschrieben:
Flawed hero gut und schön, aber wo sind bei Andrew auch nur Ansätze dazu? Wo ist nur irgendeine selbstlose Handlung?


Muss er nicht. Er ist Cathy und Carol ist Heathcliff. Cathy ist auch ein egoistisches Biest und Heathcliff total durchgeknallt. Ihre überwältigende Liebe alleine sollte reichen. :lol:

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 Betreff des Beitrags: Re: Sparkhouse
BeitragVerfasst: 01.11.2011, 19:39 
Heathcliff ist ein Findelkind und wird von Hindley schikaniert; bei so einem Hintergrund kann man viel erklären. M.E. wird die Frage der angeblichen modernen Adaption von Wuthering Heights überstrapaziert. Da wollte wer und konnte nicht. Ich finde den Film toll, aber WH habe ich darin nie wiederfinden können.


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 Betreff des Beitrags: Re: Sparkhouse
BeitragVerfasst: 01.11.2011, 23:18 
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Marian hat geschrieben:
Heathcliff ist ein Findelkind und wird von Hindley schikaniert; bei so einem Hintergrund kann man viel erklären. M.E. wird die Frage der angeblichen modernen Adaption von Wuthering Heights überstrapaziert. Da wollte wer und konnte nicht. Ich finde den Film toll, aber WH habe ich darin nie wiederfinden können.

Eine Adaption muss nicht alles übernehmen. Als Rezeption gilt alles von ganz naher Umsetzung bis zum freien Aufgreifen von Grundstrukturen, Motiven etc. Ein Problem der früheren Rezeptionsforschung war, dass man immer versucht hat, zu bestimmen, ob die Übernahme gut (= nah an der Vorlage) oder schlecht (= entfernt) ist. Heute sieht man das, zum Glück, anders. Man betrachtet, was inspirierend gewirkt hat, und was dem Rezeptionszeugnis eigen ist. Dieser Eigenwert gilt nicht mehr als Schwäche und wird nicht mehr im Kontext der Vorlage gewertet, sondern eben auch im Kontext des Werkes selbst. Und ich persönlich mag SH, ohne dass ich ein Fan von WH bin. Wahrscheinlich gerade wegen des Eigenwerts. Und was Du nicht siehst, musst Du nicht finden, Marian. :kuss:
P.S. Ich hoffe, ich nerve Euch nicht. Die Rezeption mittelalterlicher Literatur in der Neuzeit gehört zu meinen Forschungsschwerpunkten, da kann ich weit ausholen. :grins: Ein wirklich spannender Ansatz der letzten Jahre liegt übrigens darin, nicht mehr nur die Vorlage als Interpretationszugang zum Rezeptionszeugnis zu verwenden, sondern auch umgekehrt. Wir müssten also WH nochmal von SH ausgehend betrachten. Das klingt zunächst absurd, aber man entdeckt wirklich viel Neues mit der Methode.

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 Betreff des Beitrags: Re: Sparkhouse
BeitragVerfasst: 02.11.2011, 12:25 
Du nervst nicht, laudine :kuss: Umgekehrt: Was von WH findest du denn in Sparkhouse wieder? Es ist schnell behauptet, es sei eine moderne Adaption, aber liefert es auch, was es behauptet? Ich liebe WH - außer dem Ende, das mir irgendwie drangekleistert schien - und ich liebe Sparkhouse, obwohl ich sowas sonst eher nicht gucken kann.


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 Betreff des Beitrags: Re: Sparkhouse
BeitragVerfasst: 02.11.2011, 12:55 
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Marian hat geschrieben:
Du nervst nicht, laudine :kuss: Umgekehrt: Was von WH findest du denn in Sparkhouse wieder? Es ist schnell behauptet, es sei eine moderne Adaption, aber liefert es auch, was es behauptet? Ich liebe WH - außer dem Ende, das mir irgendwie drangekleistert schien - und ich liebe Sparkhouse, obwohl ich sowas sonst eher nicht gucken kann.

Die Grundstruktur der (angeblichen) Seelenverwandtschaft, des extremen Unterschieds der Herkunft der Liebenden und deren Charakterzeichnungen (wenn auch in Umkehrung). Im Gegensatz dazu gibt es z. B. die Romeo-Julia-Grundstruktur. Dort kommen die Liebenden ja auch nicht zusammen, weil deren Familien es nicht wollen, aber diese sind einander gleich. So z. B. auch bei 'Romeo und Julia auf dem Dorf' von Gottfried Keller, wo alles im bäuerlichen Millieu spielt. Und dann spielen die Autoren von SH ja mit Versatzstücken aus WH (z. B. das Erhängen des Hundes). Ob sie da, im Unterschied zum Auto zerschlagen, so ohne weiteres ohne WH drauf gekommen wären. :nix: Aber wie Du sicher schon gemerkt hast, neige ich auch dazu, SH mehr aus sich selbst heraus zu interpretieren, denn A +C sind für mich nicht das tragische Liebespaar schlechthin, J und Becky haben für mich einen starken Eigenwert und auch die Eltern bekommen alle sehr eigene Geschichten.

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 Betreff des Beitrags: Re: Sparkhouse
BeitragVerfasst: 07.11.2011, 00:37 
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Hmm, also ich mische mich mal ein. Natürlich gibt es Grundstrukturen in der Handlung, diese Seelenverwandtschaft, die Tatsache, dass schließlich beide vergeben sind an andere Partner, aber sich dennoch noch lieben, das stürmische Temperament des einen und die feige Annahme gesellschaftlicher Regeln beim anderen. Und auch John kann für mich in diesem Zusammenhang als Hareton und damit auch als positive Vermittlerfigur verstanden werden. Ich denke, auch deshalb leidet man mit ihm mit, weil er eben nicht nur der Ehemann von Carol ist, sondern gleich zu Anfang immer wieder Vermittlerfunktionen im Film einnimmt. Damit stellt er in dieser Version nämlich die eigentlich einzige positive Person aus der Vorlage dar.
Aber das Problem bleibt eben, dass solch eine tragische Liebe heutzutage eher hausgemacht wirkt, wie hier schon erwähnt wurde. Anstatt zur Ehe gezwungen zu werden, denkt sich Andrew: "Es wäre doch schön sich abzulenken..." und heiratet Becky. Und ein weiteres Problem mit dem Stoff ist, dass ich schon WH in seiner Tragik nie verstanden habe. Die Leute leiden an der Liebe, klar, aber sie treiben sich gegenseitig in den Wahnsinn, benehmen sich bescheuert und kindisch. Ich hatte allgemein nie ein Riesen-Faible für traurige Liebesgeschichten, aber sowohl bei Wuthering Heights wie auch bei "Romeo und Julia" erschließt sich mir teils nicht der Grund für das Drama.
Wieso müssen sie sich gegenseitig in WH das Leben nur schwer machen anstatt einfach den Anderen zu vergessen, wegzuziehen und ein neues Leben anzufangen. Und wieso müssen durch ihre unglückliche Liebe andere zu Schaden kommen, wie etwa Isabella? Aus Liebe? Das kann mir doch keiner verkaufen. Die sind meiner Ansicht nach alle mehr oder minder gestört und total unsympathisch und da helfen die schönen Worte von Seelenverwandtschaft und sowas auch nicht weiter. Aus genau diesem Grund habe ich es auch nie gelesen.
Und genau weil die in der Vorlage schon unsympathisch waren, was man sich vielleicht mit der Tragik, dass die Verhältnisse damals schlimmer waren als heute, und der Romantik der Geschichte noch versüßen konnte, funktioniert auch das Mitleiden mit Andrew und Carol in SH nicht. Obwohl mit Carol kann ich mehr mitleiden als mit Heathcliff, denn die Tatsache ihrer Vergewaltigung erklärt einiges bei ihr und sie ist im Gegensatz zu Heathcliff auch nicht grundsätzlich böse, sondern nur aufbrausend. Zu John ist sie zwar nicht nett, aber sie schlägt ihn nicht und behandelt ihn auch nicht schlecht. Sie ignoriert ihn als Mensch nur, was nicht nett ist, aber zumindest auch nicht fies. Deswegen funktioniert für mit SH auch eher als WH, das Problem dabei ist nur, dass Andrew weinerlich und egoistisch ist und zwar so sehr, dass er irgendwann einfach nur noch nervt. Deswegen werden unbewusst dann Carol und John zu dem Paar, was man zusammensehen möchte, nicht weil er so ein toller Hecht ist, aber weil er menschlich ist und man sie trotz aller ihrer Fehler irgendwie mag, Andrew aber nur ein pathetisches, heulendes Kind ist, das Carol ihre Sorgen nie abnimmt, sondern alles immer nur schlimmer macht.
Naja, soweit meine Meinung dazu.


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 Betreff des Beitrags: Re: Sparkhouse
BeitragVerfasst: 07.11.2011, 10:45 
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Becci hat geschrieben:
Und auch John kann für mich in diesem Zusammenhang als Hareton und damit auch als positive Vermittlerfigur verstanden werden. Ich denke, auch deshalb leidet man mit ihm mit, weil er eben nicht nur der Ehemann von Carol ist, sondern gleich zu Anfang immer wieder Vermittlerfunktionen im Film einnimmt. Damit stellt er in dieser Version nämlich die eigentlich einzige positive Person aus der Vorlage dar.


Ah, stimmt! Das kommt auch noch mit dazu.

Becci hat geschrieben:
Und ein weiteres Problem mit dem Stoff ist, dass ich schon WH in seiner Tragik nie verstanden habe. Die Leute leiden an der Liebe, klar, aber sie treiben sich gegenseitig in den Wahnsinn, benehmen sich bescheuert und kindisch. Ich hatte allgemein nie ein Riesen-Faible für traurige Liebesgeschichten, aber sowohl bei Wuthering Heights wie auch bei "Romeo und Julia" erschließt sich mir teils nicht der Grund für das Drama.
Wieso müssen sie sich gegenseitig in WH das Leben nur schwer machen anstatt einfach den Anderen zu vergessen, wegzuziehen und ein neues Leben anzufangen. Und wieso müssen durch ihre unglückliche Liebe andere zu Schaden kommen, wie etwa Isabella? Aus Liebe? Das kann mir doch keiner verkaufen. Die sind meiner Ansicht nach alle mehr oder minder gestört und total unsympathisch und da helfen die schönen Worte von Seelenverwandtschaft und sowas auch nicht weiter. Aus genau diesem Grund habe ich es auch nie gelesen.


Jetzt muss ich ganz kurz einen Stab für 'Romeo und Julia' brechen. Nur ein ganz kurzes TN, sorry, aber ich komme auf WH/SH zurück: R+J ist deshalb tragisch, weil die beiden Liebenden gegen die gesellschaftlichen und familiären Widerstände versuchen, ihre Situation zu verändern. Sie sind auch auf bestem Wege und nur aufgrund von Unkenntnis und Fehleinschätzungen scheitern sie. Das ihre Liebe zueinander wichtiger ist als alles andere, wird dabei durch das Motiv des einander in den Tod folgen, unterstrichen. Und es beruht auf Gegenseitigkeit. Was bei WH/SH meines Erachtens fehlt, ist genau dieses Moment der absoluten Gleichwertigkeit der Gefühle und der Bereitschaft beider Liebender, alles dafür in Kauf zu nehmen, im selben Moment.

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 Betreff des Beitrags: Re: Sparkhouse
BeitragVerfasst: 07.11.2011, 18:19 
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Ich mag R+J auch mehr als WH, dennoch habe ich diesen Selbstmord aus Liebe nie ganz verstanden, zumal er ja so unnötig ist, weil Julia nicht tot ist. Und dann bringt sie sich um, um ihm zu folgen. Etwas lebensfremd wie ich finde, aber ja, es ist besser als WH und zwar aus den Gründen, die du genannt hast. Und weil Shakespeare es einfach raushatte. Ich meine, selbst R+J und andere seiner Tragödien haben ja auch lustige Szenen und wirken wie aus dem Leben. Bei WH hatte ich immer den Eindruck, es ist die Geschichte von einem Haufen Durchgeknallter, aber auch manche Stories von Hardy erwecken bei mir dieses Gefühl, auch wenn ich Hardy mehr schätze, da er auch einige richtig tolle Sachen geschrieben hat.


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 Betreff des Beitrags: Re: Sparkhouse
BeitragVerfasst: 07.11.2011, 18:59 
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Becci hat geschrieben:
Ich mag R+J auch mehr als WH, dennoch habe ich diesen Selbstmord aus Liebe nie ganz verstanden, zumal er ja so unnötig ist, weil Julia nicht tot ist. Und dann bringt sie sich um, um ihm zu folgen.


Bloß dass Romeo ja nicht weiß, dass Julia nur Scheintod ist. ;) Genau dadurch werden ja ihre Handlungen absolut identisch. Darum geht’s halt u. a. Und der Rest ist natürlich auch einfach die Logik der Handlung, sonst könnte ja auch vorher jemand hinterfragen, ob es solche Tränke überhaupt gibt und wie sie wirken. Da spielen einfach Zeit und Kontext ein wichtige Rolle.
WH verteidige ich nicht, weil ich dazu kein großes Bedürfnis verspüre. Da finde ich dann SH viel besser, gerade weil es abweicht. Ich wiederhole mich nicht weiter. Musste es aber hier noch schnell unterbringen, um das TN zu verschleiern. ;) :grins:

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