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BeitragVerfasst: 11.02.2007, 18:42 
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Squirrel's finest hidden treasure

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oh je ...ich hänge an Deinen Lippen Doris!! Und er war beim Friseur! Aber ... wer ist diese ominöse Frau??? Und was macht sie in seinem Zimmer --- während er DUSCHT?????? :schwitz: :ichauch:

PS - hat prima geklappt, GSD

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Verfasst: 11.02.2007, 18:42 


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BeitragVerfasst: 11.02.2007, 18:49 
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Mill overseer & Thorins Schneewittchen
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Natürlich ist es in Ordung, dich selbst hineinzuschreiben, du hast es verdient ! Und noch ein :keks: , hoffentlich geht es deiner Tochter gut.

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BeitragVerfasst: 11.02.2007, 19:19 
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Richard's purrrfect transylvanian bat
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Also bei der Kombination MM - Berlinale - geheimnisvoller Termin -,
da war es doch klar das nur Du dazu gehörst.

Und anders hätte ich mir deine Geschichte auch gar nicht gewünscht.



Hoffentlich hatte deine Tochter keinen schweren Unfall - ich denke ganz feste an Euch und drücke die Daumen das es nicht so schlimm ist.

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BeitragVerfasst: 11.02.2007, 22:58 
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Lovelace's dearest creature
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doris-anglophil hat geschrieben:

Er nahm seinen Dufflecoat von der Garderobe und als er ihn anzog, stellte er fest, dass sie ein fast identisches Kleidungsstück trug. So ein Zufall!

Ohh...wenn er wüsste warum... :grinsen:

Ich habe mit Vergnügen deine letzten beiden Kapitel gelesen. :ja:
Es ist wirklich so, als wäre ich live dabei. Irgendwie cool! 8)

Und hey, wenn schon nicht im wahren Leben, dann in deiner Geschichte. Man darf ja mal träumen. :wink:


Ach ja: Alles Gute für deine Tochter! Ich hoffe, dass der Reitunfall nicht all zu schwer gewesen ist.

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BeitragVerfasst: 11.02.2007, 23:18 
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Lucas' sugarhorse
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Toll! ich kann mich nur wiederholen: toll! ich lese das wirklich gerne und dass du drin auftauchst finde ich klasse!!!!

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BeitragVerfasst: 12.02.2007, 00:18 
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Wow, habs jetzt auch endlich gelesen und cool, dass du dich selbst reingeschrieben hast. Nach den ganzen RealFiktions hätte ich auch mal Lust das zu tun.... hmm, muss man sich nur noch einen guten Grund dafür überlegen, wenn ich nicht noch was neues beginnen will. :wink:
Nee, ganz, ganz klasse und ich liebe ja Berlin. War schon zweimal dort, hach, das ist soo toll, wenn eine Geschichte dann noch irgendwo spielt, wo man selbst schon mal war.


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BeitragVerfasst: 13.02.2007, 00:23 
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Der letzte Teil - noch ohne Bilder, ich liefere aber nach, versprochen!


IV – Wer hat noch einen Koffer in Berlin?


Einen Berliner konnte so schnell nichts erschüttern. Aber jetzt wandte Andreas sich auf Berlinerisch an sie und überging ihn diesmal völlig: „Also Jnädigste, ick will Ihnen ja nich zu nahe treten, aber ick muss Ihnen mal jleich zwee Dinge sag’n: Erstens, ick wees nich, wie Se det hinjekriegt ham, aber Se seh’n echt knorke aus. Zweetens: Se denken doch nu nich ernsthaft, ich wüsste nich, was se beeden da oben die janze Zeit über jetrieb’n ham, wa? Also, det is jetzt nich respektlos jemeint, janz im Jejenteil! Und – ähm, det bleibt aber unter uns, ne, der Meister hier muss det nich unbedingt wissen, oder?“
Und statt einer Antwort erhielt er nur ein freches Augenzwinkern von der Dame. Er grinste.

So gut wie alle Fans hatten sich vom Hoteleingang verzogen. Es war Samstagabend und drüben im Sonycenter kündigten unzählige Hochleistungs-Scheinwerfer und Massen von Menschen das Nahen der Hollywood-Prominenz an. Von ihnen hier nahm also zu diesem Zeitpunkt glücklicherweise niemand Notiz.

Im Auto ging es während der Fahrt es dann noch einmal um die geschäftlichen Belange: „Es tut mir leid, du hast viele aussagekräftige und hervorragende Argumente ins Feld geführt, aber ich sehe die Notwendigkeit eines solchen Buchprojektes einfach nicht. Ich kann mir nicht einmal annähernd vorstellen, dass damit ein Geschäft zu machen sein wird, geschweige denn, dass es überhaupt mehr als ein paar Dutzend Leute interessieren könnte. Und ich sehe mich selbst sowieso völlig anders, als völlig unspektakulären und allenfalls durchschnittlichen Mitmenschen.“
„Ich dachte mir schon, dass du so reagieren wirst. Es braucht dir auch nicht leid zu tun, ich habe wirklich damit gerechnet. Aber eines lass dir gesagt sein: Ich gebe nicht auf. Wenn es nicht in absehbarer Zukunft realisierbar sein wird, dann eben später. Ich werde wieder darauf zurückkommen, verlass’ dich drauf.“
Er lächelte: „Oh ja, so schätze ich dich ein, auch wenn ich dich kaum kenne. Aber mein erster Eindruck von dir war so, und der scheint mich nicht zu täuschen. Ich verspreche zunächst einmal nichts. Ich muss mir die ganze Sache reiflich überlegen und dazu werde ich mich auch mit anderen Leuten beraten. Chris wird ganz sicher einer der Ansprechpartner in dieser Sache sein und natürlich meine Frau. Ohne sie würde das Projekt so oder so nicht laufen, wenn sie nein sagt, dann kannst du dir ein Loch schaufeln! Dabei bleibt es dann nämlich auch. Kannst du mit dieser Aussage erst einmal leben?“
„Selbstverständlich kann ich das. Das ist doch immerhin eine Perspektive, die mir ausbaufähig scheint.“

Der Wagen fuhr am Restaurant vor. Andreas drehte sich zu seinen Fahrgästen um und sprach nun wieder Englisch: „Also, beim Rauskommen aus dem Hotel hatten Sie vorhin richtig Glück. Alle haben sich vor dem Sonycenter gedrängt. Hier, wo Sie sich jetzt befinden, dürfte erfahrungsgemäß nicht sehr viel los sein, was Andrang von Fans oder Journalisten betrifft. So wie Sie beide aber daherkommen, muss ich sagen, dass es jammerschade ist, dass keiner da ist, um sie mal so richtig für die Presse abzulichten. Ich könnte mir mit dem Tipp ein ziemlich fettes Zubrot verdienen, wenn ich nun ein paar Redakteure anrufen würde. So Blätter wie Bunte oder Gala warten sogar auf derartiges ‚Zuarbeiten’ und viele Fahrer, besonders Taxifahrer, haben da weit weniger Skrupel als ich. Aber Sie sollen den Abend richtig genießen, und zwar unbehelligt. Sie können also in Ruhe essen, ganz entspannt. Irgendwie habe ich nämlich an Ihnen beiden einen Narren gefressen, fragen Sie mich nicht, warum! Und nun nix wie raus mit Ihnen!“

Er schüttelte den Kopf, dieser Andreas war fast schon mehr als eine Spur zu dreist. Aber irgendwie auch amüsant.

Wenn sich jemand über seine Begleiterin wunderte, dann verbarg derjenige es gut.
Alles in allem war der Verlauf des Abends genauso, wie er sich das vorgestellt hatte: Grunzlangweilig! Und wenn seine Begleiterin nicht gewesen wäre, hätte er sich wohl stärker am französischen Rotwein als am italienischen Menu festgehalten. So aber nahm er sich halbwegs zusammen und konnte zumindest hin und wieder einen amüsierten Blick mit ihr tauschen, der eindeutig aussagte, dass beide die Veranstaltung als recht öde empfanden. Bei diesen Gelegenheiten kam seine linke Augenbraue zu wahrhaft perfekt zu nennenden Einsätzen.

Einen Gang von ihr zur Toilette nutzte er, um sie vor den Örtlichkeiten abzupassen und sich mit ihr über den weiteren Verlauf des Abends auszutauschen. Sie waren sich beide sofort einig, dass man auf keinen Fall länger als unbedingt notwendig bleiben sollte. Sobald sich ein günstiger Zeitpunkt ergab, wollte man die Zelte hier abbrechen. Andreas hatte ihnen seine Telefonnummer aufgeschrieben, er würde sie dann so schnell wie möglich abholen und entweder ins Hotel zurück oder zu einem anderen Ziel ihrer Wahl chauffieren.

Als die Espressi und Digestifs getrunken wurden, erhob er sich und entschuldigte sich kurz. Diese Gelegenheit nutzte er schnell, um dem Fahrer Bescheid zu geben. Als er an den Tisch zurückkehrte, gab er ihr mit beiden Händen Zeichen. Alle zehn Finger – in etwa zehn Minuten würde Andreas da sein. Sie nickte verstehend. Das Zeremoniell des Verabschiedens begann und zog sich gut fünf Minuten hin.

Dann hasteten beide zum Ausgang, von Andreas jedoch noch keine Spur. Sie hatten sich etwas zu sehr beeilt. Beide hatten die dicken Mäntel im Hotel gelassen und froren nun erbärmlich. Das Wetter war ekelhaft. Er blickte ein paar Mal mitleidig zu dem vor Kälte schnatternden weiblichen Wesen an seiner Seite, machte aber keinerlei Anstalten, ihr irgendwie Wärme spenden zu wollen, wie auch, wenn er selbst ordentlich fror? Endlich kam der Mercedes in Sicht, Andreas betätigte die Lichthupe. Schnell stiegen beide ein. Welch ein Glück, dass der Wagen gut geheizt war. Andreas wandte sich um und meinte: „Ick jloobe, det jibt noch Schnee, irjendwie hab ick det im Jefühl.“ Sie übersetzte rasch und schauderte noch mehr bei dem Gedanken. Der Fahrer machte weiter Konversation, nun aber auf Englisch: „Also, wo wollen wir denn nun hin? Aber die Adresse des Hotels möchte ich noch nicht von Ihnen hören, die Nacht ist noch jung und Berlin zur Berlinale ist rund um die Uhr in Action.“

Die beiden im Fond des Wagens blickten sich ratlos an. Eine Frage kam als Antwort: „Nun Andreas, ich fürchte, Sie müssen uns schon was empfehlen, da wir beide nicht unbedingt die Berlin-Experten sind.“
Der Chauffeur nickte: „Ja, also zum schicken Essen sind Sie ja nun gewesen, wie sieht es bei Ihnen mit Tanzen aus? Mehr Disco, mehr Club oder Bar, oder was?“
Unabhängig voneinander brach das Paar auf der Hinterbank des Mercedes in lautes Gelächter aus. Er fasste sich zuerst ein wenig und sagte: „Um Himmels willen! Nur keine Disco, wo alle Gäste kaum älter als zwanzig sind und ich mir wie ein Opa vorkomme! Und auf Tanzen bin ich an sich auch nicht sonderlich wild. Nur, wenn es unbedingt sein muss!“
Und sie ergänzte: „Wenn du dir da wie ein Opa vorkommst, was würde dann ich sein? Und meine mühsam eingepflanzten Ersatzteile machen auch nicht alles mit, leider. Aber vielleicht gibt es ein schönes Plätzchen, wo gute Musik läuft und meinetwegen auch getanzt wird, aber man vielleicht Spaß beim Zusehen hat?“

Andreas gab Gas und brauste durch Berlin. Unweit des Kaiser-Wilhelm-Platzes hielt er vor einem Club, vor dem sich eine Traube von Menschen drängte. Der Türsteher sah mit geübtem Auge die offizielle Limousine der Berlinale anrollen und geleitete sofort die Insassen des Fahrzeugs ohne großen Aufwand persönlich durch die Menge in das Innere des Gebäudes. Da lohnte es sich, Promi-Status zu haben und manch einer, der frierend in der Schlange stand, zückte sein Foto-Handy. Auch wenn man nicht wusste, wer der Herr und die Dame denn nun waren.


Bild Logo des Havanna-Clubs Berlin


Havanna-Club mit heißer Salsa-Musik. Na prima! Nicht, dass man hier noch einen sexy Mambo auf das Parkett legen musste! Doch es gab exzellente Drinks und viel zu sehen. Was manche auf dem Tanzparkett boten, sah richtig professionell aus. Tolle Tänzer, tolle Rhythmen, tolle Stimmung. Er hatte mittlerweile einiges intus, erst der Wein beim Essen, nun die Longdrinks mit viel Rum. Er wurde zusehends lockerer. Irgendwann swingte er mit, wippte mit einem Bein, wurde beweglich in der Hüfte. Eine Runde konnte nicht schaden, dachte er sich und nahm sie einfach an der Hand, zog sie die Stufen hinunter auf die Tanzfläche. Dort war es zum Glück so voll, dass sich fast niemand beim Tanzen voll entfalten konnte. Sie versuchten, sich gegenseitig nicht auf die Füße zu treten, was aber bedauerlicherweise sehr steif und hölzern wirkte. Es war nicht wirklich sehenswert. Nach einer Musiknummer gaben sie es auf und kehrten wieder in die Reihen der Zuschauer zurück.

Als beide gegen 2 Uhr aus dem Club traten, schlug ihnen eine arktische Kälte entgegen. Der leichte Nieselregen schien tatsächlich langsam in Schnee übergehen zu wollen. Andreas fuhr nun auch wie auf rohen Eiern, die Strassen waren wohl schon etwas glatt. Am Hotel angekommen, drehte Andreas sich fragend zu seinen Fahrgästen um: „Da wären wir! Wie halten Madame es? Darf ich Sie zu ihrer Bleibe chauffieren, oder ziehen Sie es vor, auch hier auszusteigen?“

Das Paar tauschte einen leicht panischen Blick, dann ergriff sie das Wort: „Ich fahre selbstverständlich in mein Hotel zurück. Es wäre mir sehr lieb, Andreas, wenn Sie diese Tour noch übernehmen könnten. Aber zuvor möchte ich noch ein paar Kleinigkeiten besprechen, also gedulden Sie sich bitte einen Moment, ich bin gleich wieder da.“

Damit stiegen die beiden aus und gingen in die Hotelhalle. Dort setzten sie sich in die Lobby und sprachen rasch und hektisch: „Wann geht dein Flug?“
„Ich glaube, um 11.45 Uhr.“
„Dann solltest du spätestens um 10.30 Uhr am Flughafen sein, oder?“
„Denke schon, ja.“
„Ich könnte mitfahren, mein Zug geht erst kurz nach 13 Uhr.“
„Das würdest du machen? Wie nett, danke. Soll ich Andreas darüber in Kenntnis setzen, dass er dich abholt?“
„Oh, das kann ich übernehmen, auf der Fahrt in mein Hotel. Er ist ja ein ganz Lieber, wenn auch ein bisschen – nun ja, eine Berliner Schnauze, eben.“
Er lachte herzhaft: „Gut umschrieben. Ich… ich möchte sagen, dass es ein wundervoller Abend für mich gewesen ist. Dank deiner Gesellschaft. Ich hätte vor gut fünfzehn Stunden auf meinem Flug hierher nicht gedacht, dass ich Berlin so genießen würde.“
Sie stand auf und er beeilte sich, ebenfalls aus den Polstern zu kommen. „Gute Nacht, wir sehen uns morgen.“
Er nickte: „Ja, darauf freue ich mich.“
Er musste sich sehr weit herunterbeugen, um sie freundschaftlich links und rechts auf die Wange zu küssen. Sie lächelte schräg, drehte sich um und entschwand seinem Blick.

Am nächsten Morgen lag Berlin unter einer ganz leichten Schneedecke, fast wie mit Puderzucker überstäubt.
Andreas musste nicht sonderlich aufpassen, die Strassen waren gestreut und frei. Gegen neun Uhr hatte er bereits vor ihrem Hotel gewartet. Sie hatte kaum geschlafen, die sich überschlagenden Ereignisse des Vortages hatten sie ruhelos gemacht. Etwas übermüdet kroch sie daher in den Fond des behaglich warmen Fahrzeugs, nachdem Andreas ihr Gepäck im Kofferraum verstaut hatte.

Vor seinem Hotel ein ähnliches Verfahren. Während Andreas den Trolley in den Kofferraum schaffte, gab es wiederum Küsschen zur Begrüßung auf der hinteren Sitzbank. Beide sahen sehr müde und übernächtigt aus. Er hatte sich offensichtlich nicht rasiert, seine Bartstoppeln kratzten ein wenig ihn ihrem Gesicht. Sehr viel wurde während der Fahrt nicht gesprochen.

Vor dem Terminal stellte der Fahrer den Trolley raus und verabschiedete sich: „War mir echt ein Vergnügen, Sie fahren zu dürfen. Leider muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich noch keinen einzigen Film mit Ihnen gesehen habe. Meine Freundin hat mir aber erzählt, sie hätte letzthin wohl bei Aldi diese Liebesschnulze - Sie verzeihen, aber ist halt nicht mein Fall - mit Ihnen in der Hauptrolle gekauft. Sie war echt begeistert, als sie gehört hat, dass ich Sie gefahren habe. Wünsche einen angenehmen Rückflug, und hoffentlich behalten Sie Berlin in guter Erinnerung.“


Bild Besucherterrasse des Flughafens Berlin-Tegel


Er bedankte sich bei Andreas, nahm seinen Trolley auf und ging mit seiner Begleiterin in das Innere des Terminals. Am Schalter checkte er ein und gab seinen Koffer auf. Das Boarding hatte noch nicht begonnen, es war also noch Zeit für einen Cappuccino. Sie schlürften vorsichtig den Schaum herunter, es waren noch nicht sehr viele Worte an diesem Morgen gefallen.

Er fragte: „Wie lange fährt dein Zug?“
“Wenn ich Glück habe, etwa fünfeinhalb Stunden!“
„So lange? Deutschland ist groß.“
„Ja.“
„Wann hast du vor, nach London zu kommen?“
„Das hängt doch ganz alleine von dir und den Fortschritten bezüglich des Buches ab. Wenn es da kein Weiterkommen gibt, brauche ich die Reise erst gar nicht anzutreten.“
„Du würdest also nur kommen, wenn es um das Buch geht?“
“Welchen Grund könnte ich sonst haben“
“Du bist knallhart, oder?“
„Ich? Wie kommst du jetzt da drauf?“
„Ich hatte gehofft, dass es noch andere Gründe für einen Besuch in London für dich gibt.“
„Welche?“
„Herrgott, kannst du dir denn nicht vorstellen, einfach nur mich sehen, mich besuchen zu wollen?“
„Welchen Sinn sollte das machen? Wenn es das Buchprojekt nicht gibt, was soll es dann geben?“
„Wie wäre es mit Freundschaft? Für mich ist es ein ziemlich seltenes Gut, das ich nicht jedem unbedacht gewähre und das auch ich nicht sehr oft angeboten bekomme.“
Sie war sprachlos, starrte ihn sekundenlang mit offenem Mund an.

Nach einem Blick auf die Anzeigetafel erhob er sich von der Espressobar: „Mein Flug ist aufgerufen. Kommst du mit bis zum Dutyfree-Bereich?“
Sie nickte, immer noch unfähig, sich zu äußern. Sie hatte einen Kloß im Hals. Während sie hinter ihm herging, holte sie einmal tief und unbemerkt Luft.

Vor der Sicherheitskontrolle drehte er sich um: „Ja, ich muss da jetzt rein. Es war wirklich toll, dass du mit hierher gekommen bist. Berlin hat mir extrem gut gefallen. Ich hoffe, dass ich irgendwann einmal wieder hier sein kann.“
Sie blickte auf ihre Füße, murmelte: „Kein Problem, dank Andreas lief das ja reibungslos.“
Er schaute irritiert: „Blödsinn, allein auf dich kam es an. Alle meine Erwartungen sind hier in Berlin übertroffen worden.“
„Das ist schön.“
„Ja, das ist es. Hör zu, ich gehe da jetzt durch, aber ich melde mich bei dir, sobald ich in London bin, damit du weißt, dass ich gut angekommen bin, ist das okay?“
Wiederum ein Nicken von ihr.
Er zog sie an einem Knebelverschluss ihres Dufflecoat näher zu sich ran, beugte sich runter und küsste sie ganz kurz und sanft – mitten auf den Mund. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ging durch die Kontrolleinrichtung.

Zwei Stunden später ging eine SMS bei ihr ein, sie saß bereits im Zug nach Hause: „Alles klar bei mir, London ist auch kalt, melde mich bald! M.“


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No, I can't, really... (MMs Antwort auf eine "freche" Frage von mir...)


Zuletzt geändert von doris-anglophil am 13.02.2007, 20:01, insgesamt 2-mal geändert.

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Ohhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh, Doris! Was für ein wunderschönes Ende Deiner Geschichte!
War ja eigentlich schon auf dem Weg ins Bett, als ich sie entdeckt habe.
Wie toll - Buchprojekt eingestielt, Freundschaft mit M und dann auch noch ein Kuss. Wie toll, wie toll, wie toll! :wow:

Und ich bin ja schon lange der Meinung, dass gerade DU es verdient hast, von ihm geküsst zu werden! :zustimm:

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Wow, tolle Story, tolles Ende, wenns doch nur im wahren Leben mal so kommen würde, aber ich bin fast sicher, irgendwann trefft ihr euch mal! :wink:


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Mir gefällt das Ende deiner Geschichte auch sehr gut. :ja:
Gibt es vielleicht mal 'n Fortsetzung?

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Irgendwann bekommst Du bestimmt die Erlaubnis für das Buch - Du wirst sehen.

Das wird kein Traum bleiben.

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Lucas' sugarhorse
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Wunderbar! Ganz, ganz tolle geschichte, das liest sich, als wäre es wirklich passiert! Das ist so realistisch und echt erzählt. Ein sehr schönes Erlebnis für euch beide :D

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:daumen: Toll geschrieben, Doris ! Und gegen diese Art von Real-FF hab ich auch nicht einzuwenden, weil, ich sag mal, "keine Grenzen überschritten werden" !!! :wink:

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BeitragVerfasst: 13.02.2007, 13:31 
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Squirrel's finest hidden treasure

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Liebes ... letzte Nacht war ich einfach zu müde ... aber heute habe ich sie nochmal gelesen, einfach Spitze!!!! ... alles andere hatte ich schon gesagt.
Eine Fortsetzung hätte ich mir auch gewünscht, nur eine ganz kleine??
:roll:

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BeitragVerfasst: 27.02.2007, 00:03 
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Beeinflusst von der Krankenhausatmosphäre hat cunitia wieder FF-mäßig zugeschlagen und eine MM-Story (RL!) zu Blatt gebracht. Bitte:


Notaufnahme


Der Flur war in das typische Licht älterer Krankenhäuser getaucht. Daran würde sie sich wohl nie gewöhnen können. Das kalte Licht der schmucklosen Leuchten ließ das Leid im Gesicht der Kranken und die Verzweiflung der wartenden Angehörigen noch deutlicher werden.

Sarah wartete in der Notaufnahme, um einen Neuzugang nach der Erstversorgung auf Station zu bringen.
Gerade hier sprang ihr die Funktionalität der Einrichtung besonders ins Auge. Breite, sich automatisch öffnende Türen, regelrechte „Rammschutzrahmen“ an allen Stellen und vor allem Kanten, an denen eine eilig durchgeschobene Liege hätte anecken können. Ungemütliche Plastikstühle im Wartebereich vervollständigten das trostlose Bild. Zumindest in einer Nische war ein Sitzecke mit Sessel und Sofa eingerichtet worden, um den länger Wartenden wenigstens ein klein wenig Bequemlichkeit in einer vielleicht sorgenvollen Zeit zu bieten.

Sarah schrak aus ihren Gedanken auf, als durch die sich öffnende Tür ein junges Paar stürzte, das sichtlich aufgeregt schien. Der Mann trug ein Baby auf dem Arm, das schätzungsweise ein halbes Jahr alt war. In den Armen des großen, bebrillten Mannes sah das Kind wirklich winzig aus. Die blonde Frau an seiner Seite wirkte erschöpft und aufgelöst. Hektisch ließ sie ihren Blick durch den breiten Flur schweifen und entdeckte schließlich die einzige Person in Krankenhauskleidung, die weit und breit zu sehen war.

Sofort stürmte das Paar auf Sarah zu. In ihren Blicken lag die Verzweiflung eines hilflosen Elternpaares. Die Frau, offensichtlich die Mutter des Kindes, strich sich ihr leicht strähniges Haar aus dem Gesicht und sprach Sarah mit sich überschlagender Stimme an: „Bitte, können Sie uns helfen? Mein Sohn ist sehr krank!“ Sie zeigte auf das apathisch wirkende Kind, das deutlich sichtbar vor Fieber glühte.

Sarah stand auf und wollte sich auf die Suche nach einem Kollegen aus der Notaufnahme machen, als der große Mann sich mit barscher Stimme an sie wandte: „Bitte keine Ausreden jetzt! Kommen Sie mir nicht mit Dienstschluss, Überlastung des Personals oder fehlender Zuständigkeit! Wir brauchen Hilfe! Jetzt!“

Seine Stimme, obwohl sehr fordernd und bestimmend, klang in ihren Ohren merkwürdig bekannt. Daher warf sie einen genaueren Blick auf sein Äußeres, auf sein Gesicht. Das Erkennen ihrerseits folgte unmittelbar, was aber in dieser Situation überhaupt nichts zur Sache tat. Nun war ihr auch klar, woher sie die Frau kannte!

Sarah antwortete nicht, sondern bedeutete den beiden nur mit einer kurzen Geste, mit ihr in Richtung Notaufnahme zu gehen. Reden würde jetzt nicht helfen, für lange Erklärungen war keine Zeit. Es war bereits kurz vor Mitternacht, was die scheinbare Ruhe in der Abteilung erklärte. Doch die Aufnahme war natürlich immer besetzt. Das besorgte Paar hatte in der Eile nicht auf die klare Beschilderung auf dem Gang geachtet. Verständlich, mit einem kranken Baby auf dem Arm. Die großen, kräftigen Hände des Vaters mit den strahlend blauen Augen hielten das Kind sehr sicher.

Wortlos folgten die Eltern Sarah. Die Schwester und der Arzt hinter der Theke der Anmeldung standen von ihren Stühlen auf und kamen ihnen sofort entgegen. „Hallo Mary, hi Marc! Ein krankes Baby, etwa sechs Monate alt, hohes Fieber, dehydriert.“ Diese schnell hingeworfenen Worte genügten, um beide in Aktion zu versetzen. Der als Marc angesprochene Arzt wies auf eine Tür auf der linken Seite und bat die Eltern in einen Untersuchungsraum.

Langsam fiel die Tür ins Schloss und Sarah blieb zurück. Sie war gut in ihrem Job, aber hier konnte sie nicht helfen. Sie würde nur im Weg sein. Auf dem Rückweg zu ihrem Warteplatz von vorhin warf sie einen kurzen Blick durch das gepanzerte Fenster eines weiteren Untersuchungsraums. Auch hier war schnell und effizient gearbeitet worden. Überall lagen aufgerissene Päckchen und Verpackungen von entsprechendem Material und Medikamenten herum, auf dem Boden sah man etliche Kanülenhülsen und Absaugschläuche.

Doch auch da war nun Ruhe eingekehrt, der Patient auf der Liege war augenscheinlich ansprechbar. Sie würde also nicht mehr allzu lange warten müssen.

Sie setzte sich wieder, streckte die müden Beine von sich und dachte an das Ehepaar mit dem kranken Sohn. Sie wusste, dass es ein Junge war, auch wenn es die Frau vorhin bereits kurz erwähnt hatte. Die Gazetten hatten über das freudige Ereignis seinerzeit berichtet. Sie schloss ihre Augen und sah im Geiste die Fotos des Paares vor sich. Es gelang ihnen gut, das Kind und ihr ganzes Privatleben vor allzu neugierigen Blicken der Öffentlichkeit und Verfolgungen der Klatschpresse zu schützen.

Sarah fand es grauenerregend, mit welcher Impertinenz oftmals bekannten und berühmten Persönlichkeiten nachgestellt wurde. Nun, wenigstens hier waren sie sicher. Zumindest war kein anderer Patient mehr im Haus zu dieser Zeit unterwegs.

Sie war einige Meter von dem Behandlungsraum entfernt, in dem sich die kleine Familie derzeit befand. Trotzdem konnte sie recht gut, wenn auch gedämpft, die aufgeregte Stimme des Vaters vernehmen. Sarah wusste, dass zwei weitere Kinder existierten. Sie fragte sich, wo diese nun wohl waren und wer sich gerade um sie kümmerte.

Sarah gähnte und streckte ihre Glieder aus. Mit den Händen versuchte sie, ihren verspannten Nacken zu lockern. Dabei drehte sie den Kopf zur linken Seite und sah einen Schatten auf ihr Gesicht fallen. Sie blickte auf und sah den großen Mann den Flur entlang kommen. Er schlurfte regelrecht über den grauen Linoleumboden. Seine schlanke Gestalt wirkte schlaksig, fast wie bei einem zu groß geratenen Teenager.

Er kam immer näher und ließ sich erschöpft auf den Stuhl direkt neben ihr sinken. Er atmete schwer und schwitzte aus allen Poren. Seine Haare standen wild vom Kopf ab, auf seinem Gesicht war der dunkle Schimmer des Bartwuchses zu erkennen.

Er sah äußerst mitgenommen aus. Müde lehnte er sich zurück und schloss die blauen Augen. Unter einem Lid quoll eine einzelne Träne hervor, die er mit einer hastigen Handbewegung wegwischte.
„Es tut mir leid“, sagte er mit rauer Stimme und räusperte sich, „ich wollte Sie nicht derart grob anfahren, wirklich nicht.“
„Ist schon in Ordnung“, erwiderte sie leise.
„Die haben mich eben rausgeschmissen“, klagte er.
„Ist sicher besser so.“ Sarah blickte in sein Gesicht.
„Ich wollte nur helfen, wissen Sie, aber ich bin denen wohl ein bisschen zu laut geworden.“
Sie lächelte: „Das habe ich gehört. In so einer Situation können Sie nicht helfen.“
„Wieso denn nicht?“ Seine Stimme klang brüchig. „Wieso kann ich nicht helfen? Es ist doch mein Sohn!“
„Glauben Sie mir. Sie sind dort fehl am Platz.“
„Nein, wieso? Nur weil ich schildern wollte, was mit dem Kleinen passiert ist? Da wird man halt mal laut. Dieser blöde Arzt hat mich völlig ignoriert und ständig nur mit meiner Frau geredet!“

„Was denken Sie wohl warum?“
„Warum, warum! Keinen blassen Schimmer!“
„Ihre Frau habe ich gar nicht gehört, Sie hingegen schon“, sagte sie nachdrücklich.
„Wie kann man nur so ruhig bleiben, wenn es um das Leben eines Kindes, unseres Kindes geht!“
„Mütter können das. Ich habe das schon oft erlebt. Väter flippen aus und Mütter werden umso stiller, je lauter ihre Männer werden. Die Ärzte haben es dann natürlich leichter, den Krankheitsverlauf oder den Unfallhergang zu erfahren, wenn man sich mit dem ruhigeren Elternteil unterhält.“

„Haben Sie auch Kinder?“
„Nein, ich habe keine Kinder.“
„Dann können Sie auch nicht nachvollziehen, wie es mir geht!“
„Das stimmt. Tut mir leid.“
„Ach Quatsch. Hören Sie mir erst gar nicht zu. Sie haben Recht. Ich bin völlig durch den Wind. Mein Gehirn scheint total abgeschaltet zu sein. Dieser kleine Wurm. Es zerreißt mir das Herz, ihn so leiden zu sehen. Und man ist selbst dann so hilflos. Meine Frau hat ihm Waden- und Bauchwickel gemacht und ihm immer wieder Tee angeboten. Doch den hat er gleich wieder erbrochen. Er würgte zum Gotterbarmen. Und so kam auch der fiebersenkende Saft postwendend wieder heraus. Dann kam der Durchfall noch dazu. Wie immer in solchen Situationen, war der Kinderarzt nicht zu erreichen. Ausgerechnet dann, wenn man ihn mal wirklich braucht!“

Er beugte sich nach vorne, stützte sich mit den Ellenbogen auf beiden Knien ab und raufte sich mit den Händen die Haare. Gleichzeitig wippte er nervös mit den Füßen, der ganze Mann eine einzige hektische Bewegung.
„Bitte“, sagte Sarah, „sitzen Sie um Himmels willen still!“
Nun nahm er zwar die Hände aus den Haaren, klopfte sich dafür aber noch mehrere Male unruhig auf die Schenkel. Er wagte es nicht, seine Augen auf die Tür des Behandlungszimmers zu richten. Es war, als erwarte er jederzeit von dort eine Hiobsbotschaft.

„Bitte“, wiederholte Sarah und griff einfach nach der Hand, die ihr am nächsten war. Er stöhnte auf und presste fest seine Finger fest um die ihren. Auch seine andere Hand fand nun den Weg zu ihrer.
Sie erklärte weiter: „Ihr Kinderarzt hätte ihn sowieso hierher geschickt. Er hätte Ihrem Sohn auch nicht so gut helfen können. Hier ist er wirklich am besten aufgehoben.“
„Sind Sie sicher?“ Er drehte sich jetzt vollends zu ihr um. „Was wird man nun mit ihm machen?“ In seiner Frage schwang eine Menge unterschwelliger Angst mit.

„So genau weiß ich das leider auch nicht. Ich arbeite nicht in dieser Abteilung. Ich bin keine Notfallkrankenschwester. Aber ich denke, dass Dr. Wilson ihm eine Infusion anlegen wird. Ihr Sohn war dehydriert. Er hat durch das Fieber, das Erbrechen und den Durchfall viel Flüssigkeit verloren. Das wird dann damit ausgeglichen. Und wahrscheinlich erhält er mit der Infusion ein fiebersenkendes Medikament, eventuell auch ein Antibiotikum, das kommt darauf an.“
„Worauf?“
„Welcher Art der Infekt Ihres Sohnes ist.“

Er hielt noch immer ihre Hände. Sein Gesicht war blass, auf seiner Stirn standen Schweißtropfen. Sarah sah ihn an. Im Falle sie irgendwann einmal Kinder haben sollte, dann wünschte sie sich so einen Vater für sie. Ein Mann, der seine Familie schützte und alles für sie tat. Ein Mann, der seine Gefühle offen darlegen konnte, wenn es darauf ankam, auch Fremden gegenüber. Einer, der ohne Scham Tränen des Kummers oder auch Tränen der Freude vergießen konnte.

Sarah wusste, dass diese Männer rar gesät waren. Was für ein Glück für eine Frau, wenn sie einen solchen Partner gefunden hatte.

Leise war seine Frau näher gekommen, er hatte ihre Schritte nicht gehört. Noch immer hielt er Sarahs Hände umklammert. Erst als er seinen Namen rufen hörte, drehte er sich um und ließ die Hände los, die ihm in den vergangenen Minuten (oder waren es Stunden?) so tröstend Halt geboten hatten.

„Darling, es geht ihm schon etwas besser. Komm mit rein, er ist über den Berg und vermisst seinen Dad!“


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No, I can't, really... (MMs Antwort auf eine "freche" Frage von mir...)


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