Aktuelle Zeit: 25.04.2024, 18:51

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde


Forumsregeln


Die Forumsregeln lesen



Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 36 Beiträge ]  Gehe zu Seite 1, 2, 3  Nächste
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: Mrs.Thornton
BeitragVerfasst: 14.05.2006, 17:20 
Offline
Mill overseer & Thorins Schneewittchen
Benutzeravatar

Registriert: 04.05.2006, 13:06
Beiträge: 21378
Geht es nur mir so, oder glaubt sonst noch jemand, daß Margaret und Mrs.Thornton besser miteinander auskommen werden, als man erwarten würde ?

Mrs.Thornton ist kein alter Drache, sondern eine Löwin, die ihr Junges mit Zähnen und Klauen verteidigt, auch wenn das Junge längst ein ausgewachsener Mann ist. Sie haßt Margaret, weil sie John verletzt hat und, wie sie glaubt, sie sei seiner nicht würdig ist. Aber sie war bereit, Margaret zu mögen, wenn diese ihren Sohn glücklich macht (und das wird sie doch wohl!), der gute Wille war also schonmal vorhanden. Und wenn Margaret ihre eigene Tochter wäre, hätte sie allen Grund, stolz auf sie zu sein, mehr als bei Fanny.

Und Margaret braucht ganz dringend jemanden an ihrer Seite, der stark ist und einen Teil ihrer Last tragen kann. Mrs.Hales Idee, daß Mrs.Thornton diese mütterliche Freundin seinen könnte, ist gar nicht so abwegig.

Ich denke, Margaret und Mrs.Thornton werden sich vielleicht nicht lieben, aber respektieren (Mrs.Thornton verdient jedenfalls mehr Respekt als Margarets Eltern) und um Johns Willen miteinander auskommen. Ich könnte mir sogar vorstellen, daß Mrs.Thornton freiwillig das Feld räumt und darauf verzichtet, sich in alles einzumischen, auch wenn es ihr schwerfällt. Die Geschichte mit den umgeänderten Monogrammen ging ja in die Richtung.

_________________
Bild


Bloody Internet.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
Verfasst: 14.05.2006, 17:20 


Nach oben
  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 14.05.2006, 17:34 
Offline
Mill overseer & zookeeper
Benutzeravatar

Registriert: 01.05.2006, 23:13
Beiträge: 15075
Wohnort: in a dream within a dream within a dream
Ich sehe das ähnlich. Ich glaube, es wurden gerade in der Verfilmung sehr viele Andeutungen gemacht, dass Mrs. Thornton eben nur auf den ersten Blick ein Drache zu sein scheint.
Mrs. T und Margaret sind sich in vielerlei Hinsicht sowieso recht ähnlich, dass muss natürlich nicht heissen, dass sie sich innig lieben werden, aber respektieren werden sie sich auf jeden Fall. Auch von Margarets Seite konnte man gegen Ende des Films schon sehr viel mehr Verständnis für Mrs. T erkennen als vorher.

_________________
BildFor the love of Camelot!!!Bild
Bild


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 15.05.2006, 17:51 
Offline
Mill overseer & Richards Schmusekätzchen
Benutzeravatar

Registriert: 02.05.2006, 16:14
Beiträge: 17470
Wohnort: Mannem
Ja, das glaube ich auch. Sie wird Margaret spätestens dann mögen, wenn sie sieht, daß sie ihren Sohn glücklich macht, weil sein Glück ihr über alles geht. Und wenn sie erst ihre Vorbehalte ihr gegenüber fallenläßt, wird sie sie wahrscheinlich auch als Person mögen, weil die beiden sich charakterlich sehr ähnlich sind.
Im Buch bin ich bei der Szene, wo Margaret sich verabschiedet, gerade auf folgende Stelle gestoßen, die das meines Erachtens auch erwarten läßt:
Margarets voice was so soft, and her eyes so pleading, that Mrs Thornton was for once affected by the charm of manner to which she had hitherto proved herself invulnerable.

Allerdings ist damit zu rechnen, daß sie jedes Mal, wenn John und Margaret sich streiten, Johns Partei ergreift. Das dürfte dem Familienfrieden nicht unbedingt förderlich sein... :wink:

_________________
Bild
I am in the Charybdis of passion, and must perforce circle and circle ever nearer round the fatal centre.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 28.05.2006, 10:56 
Offline
KGB Spionin im RA-Dreamland
Benutzeravatar

Registriert: 03.05.2006, 17:55
Beiträge: 3228
Wohnort: Moskau
Mrs. Thornton ist eigentlich meine heimliche Lieblingsfrauenfigur des Romans - und genial gespielt von Sinead Cusack. Nichts gegen Margaret, aber abgesehn von der Romanze finde ich viele leading Frauenrollen dieser Zeit immer ein wenig over the top...Ich bin kein Literaturspezialist, nur bücherverschlingender Laie, deshalb sei mir dieser Frevel verziehen. Nur kurz noch: ich verstehe natürlich die Selbstverwirklichungswünsche der Autorinnen dieser Zeit und finde das auch ok.
trotzdem ist mir die kantige HT die liebste.

Andromeda hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Allerdings ist damit zu rechnen, daß sie jedes Mal, wenn John und Margaret sich streiten, Johns Partei ergreift.


Da bin ich mir nicht so sicher. Sie ist eine außerdordentlich kluge und gleichzeitig sehr traditionsbewußte Frau. Wenn einmal die Entscheidung gefallen ist, wird sie diese mit allen Konsequenzen akzeptieren.
Das ist ihr Weg, Sympathie zu zeigen.... und sie wird niemals ein ähnlich inniges Verhältnis zu Margaret aufbauen, wie sie es zu ihrem Sohn hat. Das würde Margaret selbst nicht zulassen.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 28.05.2006, 11:25 
Offline
RAddicted
Benutzeravatar

Registriert: 24.05.2006, 19:28
Beiträge: 40
Wohnort: Würzburg
Ich denke auch, dass es keine typische-klischelastige Schwiegermutter-Schwiegertochter-Feindschaft gibt! Sie zeigen ja bereits gegen Ende der Geschichte mehr Verständnis für die andere Person und da beide John über alles liebe, werden sie sich auch repsektieren.
Wie es bei einem Streit zwischen Margaret und John aussehen würde, weiß ich nicht, was ich denken soll...Es kommt wahrscheinlich auf da Thema an!


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 30.05.2006, 17:08 
Offline
Mill overseer & MM ambassador
Benutzeravatar

Registriert: 02.05.2006, 10:58
Beiträge: 24354
Wohnort: zu weit weg von der Glückseligkeit
*schäm* Sehe ja jetzt erst, dass es hier einen Extra-Thread für dieses Thema gibt. Wo das doch meine neue Lieblingsrolle gibt....

Könnte jetzt stundenlang über die komplexe Beziehung von Mrs. T. zu ihren Sohn, ihrer Tochter und Miss Hale mit oder ohne theaterwissenschaftlichen Hintergrund referieren, möchte euch aber nicht langweilen und mir blutige Finger ersparen, daher halte ich mich zurück, hihi!

_________________
No, I can't, really... (MMs Antwort auf eine "freche" Frage von mir...)


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 30.05.2006, 18:20 
Offline
Mill overseer & Richards Schmusekätzchen
Benutzeravatar

Registriert: 02.05.2006, 16:14
Beiträge: 17470
Wohnort: Mannem
doris-anglophil hat geschrieben:
*schäm* Sehe ja jetzt erst, dass es hier einen Extra-Thread für dieses Thema gibt. Wo das doch meine neue Lieblingsrolle gibt....

Könnte jetzt stundenlang über die komplexe Beziehung von Mrs. T. zu ihren Sohn, ihrer Tochter und Miss Hale mit oder ohne theaterwissenschaftlichen Hintergrund referieren, möchte euch aber nicht langweilen und mir blutige Finger ersparen, daher halte ich mich zurück, hihi!


Mach ruhig, Doris, ich bin sicher, das wird sehr interessant!

_________________
Bild
I am in the Charybdis of passion, and must perforce circle and circle ever nearer round the fatal centre.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 30.05.2006, 19:05 
Offline
Mill overseer & zookeeper
Benutzeravatar

Registriert: 01.05.2006, 23:13
Beiträge: 15075
Wohnort: in a dream within a dream within a dream
Och bitte mach das Doris!!!

Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass du hier jemanden mit wie auch immer gearteten Ausführungen zu N+S nervst????Bild
... und solltest du das glauben, versichere ich dir hiermit, dass ich nie so gerne gernervt werden wollteBild

_________________
BildFor the love of Camelot!!!Bild
Bild


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 30.05.2006, 19:26 
Offline
The Piemaker's Sweetest & Mill overseer i. R.
Benutzeravatar

Registriert: 02.05.2006, 06:57
Beiträge: 9405
Doch, mach das mal , Doris. ich, die ich mich bei meiner Beschäftigung mit Stücken so gerne um Persönlichkeitsanalysen drücke und in Filmen immer nur Käse und Blumen identifiziere... :lol: :lol:

Mich würde deine Sicht da sehr interessieren !


Zuletzt geändert von Ella am 30.05.2006, 22:51, insgesamt 1-mal geändert.

Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 30.05.2006, 22:50 
Offline
Mill overseer & MM ambassador
Benutzeravatar

Registriert: 02.05.2006, 10:58
Beiträge: 24354
Wohnort: zu weit weg von der Glückseligkeit
Oh Gott, warum habe ich diesen Thread nur gefunden! Bild

Okay, ich versuche mich dann kurz zu fassen, aber heute geht das leider nicht mehr, Ladies. Ich arbeite es aus, aber das dauert ein bisschen.Bild

_________________
No, I can't, really... (MMs Antwort auf eine "freche" Frage von mir...)


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 30.05.2006, 22:53 
Offline
Mill overseer & zookeeper
Benutzeravatar

Registriert: 01.05.2006, 23:13
Beiträge: 15075
Wohnort: in a dream within a dream within a dream
Freu mich schon auf deine Ausführungen!!! 8)

_________________
BildFor the love of Camelot!!!Bild
Bild


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 31.05.2006, 11:26 
Offline
Devoted EDdict
Benutzeravatar

Registriert: 02.05.2006, 16:20
Beiträge: 10972
Wohnort: In the backseat of a huge white Limo ...
Ich auch :bindafür: !!

_________________
Bild


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 31.05.2006, 13:20 
Offline
Mill overseer & MM ambassador
Benutzeravatar

Registriert: 02.05.2006, 10:58
Beiträge: 24354
Wohnort: zu weit weg von der Glückseligkeit
Wie lange gebt ihr mir Zeit? Habe derzeit viel um die Ohren! Bild

_________________
No, I can't, really... (MMs Antwort auf eine "freche" Frage von mir...)


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 31.05.2006, 14:12 
Offline
Devoted EDdict
Benutzeravatar

Registriert: 02.05.2006, 16:20
Beiträge: 10972
Wohnort: In the backseat of a huge white Limo ...
Ach...NUR KEIN STRESS :brav: !!!
Wenn´s soweit ist, ist´s soweit!!!

_________________
Bild


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 01.06.2006, 22:12 
Offline
Mill overseer & MM ambassador
Benutzeravatar

Registriert: 02.05.2006, 10:58
Beiträge: 24354
Wohnort: zu weit weg von der Glückseligkeit
Es ist soweit, aber bitte nicht schlagen.....Bild

Dann beginne ich mal mit der Analyse der Verhältnisse zwischen Mrs. Thornton und ihren Kindern.
Zuerst zur ihrer Tochter (Fanny?). Eine zunächst mal typische Mutter-Tochter-Beziehung der viktorianischen Epoche. Wenngleich es ungewöhnlich ist (das gilt natürlich für beide Kinder), dass die Mutter wegen ihrer vermutlich frühen Witwenschaft sich einen Wirkungskreis in der Fabrik bzw. deren Leitung gesucht hat. Sie ist also eine der wenigen berufstätigen Frauen der Mittel- und Oberschicht. Dazu fällt mir parallel die Berufstätigkeit (sie arbeitete als Schriftstellerin) aus „The way we live now“ von Lady Carbury ein.
Was Mrs. Thornton jedoch ganz selbstverständlich für sich beansprucht, nämlich in der Fabrik deutlich ein Wort mitreden zu dürfen, kommt für Fanny nun überhaupt nicht in Frage. Sie ist nur Tochter, sonst nichts. Obwohl die Familie Thornton durch die Fabrik zu Geld und Besitz kam, ist das kein Garant für gesellschaftlichen, also sozialen Aufstieg. Darunter leidet sicher auch Fanny, die als Tochter des Fabrikbesitzers bzw. dessen Schwester keine Arbeit in dem Sinne kennt und als „höhere Tochter“ sicher auch erzogen wurde. Aber Anerkennung erfährt sie nur in ihrer eigenen Schicht, also unter den anderen Fabrikanten und Industriellen der Region. Das scheint Fanny eindeutig zu wenig, sie strebt nach höheren Weihen, ohne zu wissen, wie sie diese erreichen kann. Auf Grund dessen ist sie eigentlich sehr unsicher und verfügt über kein großes Selbstbewusstsein, was sie wiederum zu kompensieren versucht, indem sie sich größer darstellt als sie eigentlich ist.
Da ist bestimmt auch der ein oder andere Erziehungsfehler gemacht worden, wohl daraus resultierend, dass Mama Thornton gewiss nicht die Zeit ihrer Tochter gewidmet hat, die sie eigentlich gebraucht hätte. Die ganze Kraft und Energie steckte Mrs. Thornton in die Fabrik, den Rest in die Erziehung des Sohnes. Völlig getreu dem viktorianischen Prinzip (es galt für fast alles, außer für die Königin selbst), dass Mädchen eben so nebenher mitlaufen, die Jungs allerdings sind die Erben und somit wesentlich wichtiger in der Betreuung.

Auffallend ist auch, wie wenig Zärtlichkeit Mrs. Thornton für ihre Tochter aufbringt (= gar keine!) und wie viel hingegen für ihren Sohn. Das kehrt nun wiederum die Regie sehr schön heraus, es wird kaum eine Gelegenheit ausgelassen, diese Diskrepanz im Verhältnis zu Tochter und Sohn zu zeigen.
Sicher ist, dass Mrs. Thornton ihre Kinder liebt, aber sie bringt es nur fertig, dies bei ihrem Sohn zu zeigen. Bei ihrer Tochter schafft sie dies nicht, wahrscheinlich weil Fanny anders ist, als sie selbst, bzw. als sie sie gerne haben möchte. Mrs. Thornton wünscht sich vielleicht, Fanny wäre zupackender, pragmatischer, dann könnte sie sich ihr gegenüber auch so ähnlich wie gegenüber ihrem Sohn verhalten. Und sie sieht nicht, dass die eigenen Erziehungsfehler ihre Tochter so geprägt haben: Vernachlässigt, nicht genügend geführt, im Großen und Ganzen verwöhnt.
Deswegen ist auch das Verhältnis von Fanny zu Margret gestört, da diese alles hat und verkörpert, was Fanny abgeht: Elterliche Liebe, eine sorglose Kindheit, Selbstvertrauen, innere Ruhe und eine große Portion Sinnlichkeit.

Gut, kommen wir zum Mutter-Sohn-Verhältnis. Ich bin mir nicht sicher, ob ich sagen soll, dass diese Frau ihren Sohn fast abgöttisch liebt, aber ich stelle es eben mal so in den Raum. Das entspricht aber wie gesagt, dem damaligen Rollenverständnis absolut, Söhne waren der Stolz einer jeden Familie. Seinetwillen hat sie gearbeitet, um die Fabrik für ihn zu erhalten, bis er alt genug war, die Führung zu übernehmen. Er ist in diese Rolle hineingeboren, war für nichts anderes von vorneherein vorgesehen. Nun, wo er die Leitung innehat, ist die Mutter eher abhängig von ihm. Er ist der Ernährer der Familie. Aber das Familienoberhaupt ist nach wie vor sie. Alle wichtigen Dinge bespricht sie mit ihrem Sohn. Nicht mit der Tochter. Die hat sich (vor allem aus geschäftlichen Dingen) herauszuhalten. Und da er kein Jüngling mehr ist, weiß die Mutter, dass der Tag nicht mehr fern ist, wo er an Heirat denken muss.
Weil es immer mehr und mehr außer Mode kommt, Ehen zu arrangieren, weiß sie auch, dass sie die Wahl ihm überlassen muss. Vielleicht hoffte sie, hie und da ein bisschen manipulieren zu können, aber letztendlich wünscht sie ihm eine Heirat aus Liebe, damit er glücklich wird. Das fällt ihr schwer zuzugeben. Es fällt ihr schwer, ihn gegebenenfalls loszulassen. Da sie aber eine kluge Frau ist, weiß sie, dass es so kommen wird. Sie spürt die „Gefahr“ die von Miss Hale ausgeht, vom ersten Moment an. Sie sieht Margaret an, sie sieht ihren Sohn an, und der Moment des Loslösens ist gekommen. Sie wehrt sich, ein natürlicher Mechanismus – zunächst. Noch will sie ihren geliebten Sohn nicht hergeben. Sie versucht, ihn zu halten. Wenn nicht für immer, dann wenigstens noch für eine bestimmte Zeit. Die überfließenden Zärtlichkeiten (guter Einfall der Regie) markieren dann deutlich den Prozess des Abschiednehmens. Sie blickt als Mutter ins Ungewisse. Was wird mit ihr, mit der Fabrik, mit seiner Arbeit? Wie steht es überhaupt in den unsicheren Zeiten, mit den Forderungen der Bank im Nacken? Viele Probleme stehen im Raum. Und Miss Hale ist davon eines. Mrs. Thornton weiß, dass es für ihren Sohn kein Halten mehr gibt, und sie gibt nach. Sie lässt ihn gewähren, schweren Herzens, aber klug. Für sein Glück hat sie schon oft das ihre aufgegeben und bezüglich Miss Hale tut sie es wieder. Eine bemerkenswerte Frau, in der Tat. Aber leider zu einseitig auf ihren Sohn fixiert, schade.

Die Regie zeichnet das Mutter-Sohn-Bild überwiegend in weich fotografierten Bildern. Dies macht deutlich, dass sich Mrs. Thornton dann von der harten Geschäftsfrau in eine liebende Mutter „verwandelt“. Die Dialoge sind auch eher nachgiebig von ihr gesprochen (weniger die Worte, als die Art der Sprache, die Tonlage) und um einiges härter von ihm, was wiederum kennzeichnet, dass er nun den Abnabelungsprozess voll angeht. Geschickt überlagert wird das ganze von der akuten Problematik um die Baumwollfabrik und die finanziellen Belastung der Familie. Die Dialoge drehen sich immer wie ein Karussell um die Themen „Finanzen, Fabrik, Miss Hale – Miss Hale, Fabrik, Finanzen“. Er strampelt sich nach und nach frei, weiß aber trotz allem, was er an seiner Mutter hat. Schön herausgearbeitet in dem Stück, wo er schon nach dem Steinwurf zu Miss Hale gehen möchte, seiner Mutter aber verspricht, es noch um einen Tag aufzuschieben. Er geht aber trotzdem aus. Ungewiss für die Mutter, ob er sein Versprechen nun hält oder bricht. Bis zu seiner Rückkehr, dann ist alles klar. Die Regie arbeitet da sehr gut und mit äußerst subtilen Mitteln.

John hat im Gegensatz zu seiner Schwester ja deutlich mehr Erziehung genossen und mütterliche Liebe abbekommen. Deswegen ist sein Selbstbewusstsein auch stärker. Es ist allerdings nicht riesengroß. Irgendwo sieht er sich selbst als Versager. Er konnte den Streik nicht verhindern, er fühlt sich gegenüber den Hales ungebildet, er zahlt zwar seinen Arbeitern mehr als üblich, ist aber trotzdem als hart und unnachgiebig verschrien. Und als er Margaret trifft, bekommt er noch mehr das Gefühl, alles falsch zu machen. Einen Arbeiter verprügeln – um Gottes willen, das macht man doch nicht! Lungenkranke Kinder arbeiten zu lassen – nein, wie furchtbar! Einer Dame die Hand schütteln – welch ein Affront! Plato und Aristoteles nicht unterscheiden können – so ein ungebildeter Klotz! Irische Arbeiter einzuschleusen und diese dann in Todesgefahr zu bringen - wie idiotisch! Alle Begegnungen mit Margaret Hale müssen sein Selbstbewusstsein erheblich herabgesetzt haben. Und deswegen ist er auch der Meinung, dass nicht Miss Hale zu gering für ihn ist, sondern er zu gering, viel zu gering für sie und er fürchtet schon (zu Recht, wie sich dann ja herausstellt), dass sie ihn nicht haben möchte. In diesem Punkt gehen die Meinungen von Mutter und Sohn auseinander, denn Mrs. Thornton ist sehr wohl der Meinung, jede Dame müsse froh sein, von ihrem Sohn einen Antrag gemacht zu bekommen. Wobei ich denke, dass sie dies nur als Bewahrung ihres Stolzes in den Raum stellt, in Wirklichkeit jedoch bereits auch die bittere Wahrheit erkannt hat, nämlich, dass ein fast maroder Fabrikbesitzer aus Englands Norden nicht überall als Ehemann und Schwiegersohn angesehen und willkommen sein wird.

Ähm, ich schreibe dies nur unter dem Einfluss der N&S Episoden 1 und 2 (habe auch das Buch nicht gelesen, bitte zu beachten). Falls ich hier also nicht ganz klar sehen sollte, bitte ich um entsprechende konstruktive Kritik. Ihr habt da ja wesentlich mehr „Erfahrung“ zumindest auf dem Spezialgebiet! Also, seid gnädig mit mir!

_________________
No, I can't, really... (MMs Antwort auf eine "freche" Frage von mir...)


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 36 Beiträge ]  Gehe zu Seite 1, 2, 3  Nächste

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde


Wer ist online?

0 Mitglieder


Ähnliche Beiträge

John Thornton in Bildern
Forum: Die Serie (2004)
Autor: Fjella
Antworten: 543
Endlich! Mr. Thornton in deutschsprachigen Medien
Forum: Die Story
Autor: Laudine
Antworten: 43
Mr. Thornton und Kinder?
Forum: Die Story
Autor: Schanita
Antworten: 33
Fanny Thornton
Forum: Die Serie (2004)
Autor: Ella
Antworten: 38

Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.

Suche nach:
cron
Powered by phpBB® Forum Software © phpBB Group



Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Audi, TV, Bild, Erde, NES

Impressum | Datenschutz