Ich hab das Ding jetzt durch und es wird nicht einmal erwähnt, daß Margaret Thornton liebt
obwohl sie so durch den Wind ist, daß man daran kaum zweifeln kann. Es ist wohl eher so, daß sie sich nicht eingestehen will, was ihr aussichtslos erscheint. Sie erlaubt sich nicht, an eine Ehe mit Thornton zu denken, ist aber sicher, daß sie nie heiraten wird, offenbar, weil kein anderer in Frage käme.
Für uns heute ist es schwer nachvollziehbar, warum es sie so sehr belastet, daß sie gelogen hat. In dem Moment hatte sie kaum eine andere Wahl und ich habe sie für ihre Courage bewundert. Sie glaubt ja, daß Thornton sie wegen der Lüge verachtet und auf einmal kommt seine gute Meinung gleich hinter der von Gott. Warum wohl ?
Ironischerweise hat die Verachtung, die Margaret und ihresgleichen Kaufleuten entgegenbringen, unter anderem damit zu tuen, daß sie diese für unehrlich halten. Dann stellt sich aber herraus, daß es Thornton mit der Wahrheit sehr genau nimmt und Margaret als Lügnerin darsteht.
Der Gedanke, daß Thornton Frederick für ihren Liebhaber halten und krank vor Eifersucht sein könnte, kommt ihr gar nicht, bis Mrs.Thornton sie darauf aufmerksam macht. Für Thornton ist die Lüge nur insofern von Bedeutung, weil sie beweißt, daß an ihrer Beziehung zu dem Fremden etwas nicht ganz koscher ist.
Wäre er bloß ein Freund der Familie oder ihr offizieller Verlobter oder sowas, hatte sie nicht verheimlichen müssen, daß sie mit ihm zusammen war.
Aber in diesem Punkt hat sie ein reines Gewissen, während sie sich vom Vorwurf der Lüge nie ganz wird reinwaschen können, sie kann ihre Schuld nur relativieren. Darum sagt sie am Ende wohl auch "I am not good enough!"