Nimue hat geschrieben:
Es gab ja Kulturen, die das Herz von Feinden bzw. auch von geliebten Verstorbenen/ Angehörigen verspeist haben, um so über die Eigenschaften ihrer Lieben zu verfügen. Fühle mich ein bisschen daran erinnert
.
Hannibal, anyone
?!
Ich habe ja oben nicht umsonst von "Inkorporation des Herzens" geschrieben.
So ganz unabhängig von seinen derzeitigen Vorbereitungen ist Richards Gedichtauswahl sicher nicht. Ich musste gleich an das 'Herzmäre' von Konrad von Würzburg denken, in dem ein eifersüchtiger Ehemann seiner Gattin das Herz ihres Geliebten servieren lässt.
Voller Trauer und Verzweiflung stirbt die Arme dem toten Ritter dann nach.
Nimue hat geschrieben:
Für mich ist das Konzept des Herzenstausches nicht so ganz stimmig, auch wenn es natürlich als Metapher gemeint ist. Herz besitzt jeder doch nur eines. Wenn ich mein Herz jemand schenke, habe ich selber keines mehr bzw. wenn ich es mit ihm tausche, bin ich nicht mehr ich selber. Und wenn jemand, wie im Gedicht, das Herz des anderen mitträgt, hat dieser doch gar keines mehr. Geht quasi nur, wenn die / der Geliebte tot ist
.
Fazit für mich: ich kann jemand meine Liebe schenken- die vergrößert sich durch Teilen, aber nie mein Herz,das einmalig ist.
Na ja, wie Du schon sagst - das Herz ist eine Metapher oder genauer ein Symbol. Nicht umsonst sieht das, was wir für unser Gefühl aufmalen, ganz anders aus als die lebenserhaltende Pumpe die tatsächlich in unserem Körper arbeitet.
Auch in diesem übertragenen Verständnis ist das Herz zwar einmalig, aber eben als Sitz des Gefühls und der Liebe als das es entsprechend nur einmal getauscht oder verschenkt werden kann, wie es bis heute im Sprachgebrauch immer noch weiterlebt. Die Persönlichkeit des Einzelnen bleibt nach diesem Verständnis erhalten, denn da sind ja auch noch das Gehirn und die Seele.