Mairenn Fay hat geschrieben:
Damals meinte ich
„ wen man eine Gesellschaftsperson wird und damit ein Teil der Zeitgeschichte (die auf verschiede Ebenen vertreten ist) wird der Akzent nicht mehr nur auf Tätigkeitsbereich gesetzt. Jeder Mensch hat Anrecht auf Privatsphäre klar, aber da RA und ihm Gleichen nicht unter ,,jeder,, fallen, werden die Grenzen dieser Sphäre etwas knapper bemessen.
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Wenn es sich ... um eine absolute Person der Zeitgeschichte (die Aufgrund der Tätigkeit in die Öffentlichkeit gelangen) oder Relative Person der Zeitgeschichte ( zum Beispiel die Begleiter, Partner etc. von a.P.d.Z.) handelt, müssen diese es hinnehmen, dass ein gewisser Grad der Neugier der Medien gestillt werden soll und darf..
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Klar Richard hat alle Rechte darauf, seinem Privatleben so weit Preis zu geben, wie weit er es selbst möchte.
Aber auch der Anderen aus Öffentlichkeit wird dieses Recht eingeräumt, diese Richtung rechschieren zu dürfen“
- So ungefähr sehen es zumindest die Medienrechtler.
Es ist nicht so als ob ich ihn dafür verurteilen täte. Ich gönne ihm alles Glück der Erde vom Herzen.
Tja, und genau da kann ich nur sagen: Medienrechtler, Journalisten und Paparazzi legen sich solche "Rechte" leider auch nur zu gerne so zurecht, wie sie möchten. Das angebliche (und vermutlich leider auch tatsächliche) Interesse (ich bezeichne es als Neugier) von Klatschpresselesern wird über die Wünsche eines Einzelnen gestellt, der in seinem Privatleben gerne einkaufen gehen möchte, ohne ständig über einen Haufen Fotografen zu fallen, der aus einer nahe gelegenen Hecke purzelt.
Zum Job eines Promis oder einer Person, die aufgrund ihres Berufs anderweitig in den Medien auftaucht, gehört es beispielsweise m.E.
nicht, in einer eindeutig privaten Situation (Restaurant- oder Kinobesuch, Warteschlange an der Supermarktkasse o.ä.) Autogramme geben zu müssen oder für ein Foto zu posieren. Als EW und ich letztes Jahr in London Jude Law bei Star Bucks gesehen haben (er war mit seinen drei Kindern dort), waren wir natürlich irgendwie aufgeregt, es stand jedoch völlig außer Frage, ihn in der Situation anzusprechen o.ä., gerade auch, weil seine Kinder dabei waren.
Andere Leute haben diese Höflichkeit leider nicht aufgebracht, ihn angesprochen und um ein Erinnerungsfoto gebeten. Er hat höflich reagiert und alle Wünsche erfüllt, aber ich wette, er hätte auch nix dagegen gehabt, einfach nur mit seinen Kindern Muffins und heiße Schokolade zu verputzen, ohne angequatscht zu werden.
Wenn eine Person des öffentlichen Lebens in ihrer Eigenschaft als Schauspieler, Bürgermeister, Papst o.ä. etwas macht, ist es für mich in Ordnung, wenn Fotos gemacht werden, von mir aus kann auch alles verwurstet werden, was said person in einem Interview an privaten Infos zur Verfügung stellt, wenn Homestories gemacht werden o.ä.
Doch wenn eine solche Person derartige Infos nicht bereit ist von sich aus mit der Öffentlichkeit zu teilen, dann würde ich mir mehr Respekt und Zurückhaltung von Medien (und manchmal auch von Fans...) wünschen. Wie würde unsereins sich fühlen, wenn wir plötzlich auf der "anderen Seite" wären, wenn uns ständig Kameraobjektive verfolgen würden, wenn Helis über unserem Haus kreisen würden, um ein Bikinibild von uns zu bekommen???
Ich kann nur sagen: ich würde es zutiefst verabscheuen und würde versuchen, mir so viel Privatsphäre wie nur irgend möglich zu bewahren.
Ich will nicht in Abrede stellen, dass es auch anders geartete Promis gibt, die ohne zwanzig Meldungen pro Woche in der Klatschpresse in Depressionen verfallen, weil das beweisen würde, dass sie nicht mehr "in" sind. Doch ich wage mal zu behaupten, dass die überwiegende Masse der Promis es lieber etwas dosierter mag.
Ich habe sowohl in Berlin (wenn man in Mitte wohnt, kann man´s gar nicht umgehen), als auch in Hamburg schon viele Promis (Schauspieler, Politiker, Musiker) gesehen, doch ich habe nie einen angesprochen, weil sie immer in offensichtlich privater Absicht unterwegs waren. In dem Fall Abstand zu wahren und nicht ständig zu starren gebietet für mich ebenso die Höflichkeit, wie ich ab einer bestimmten Uhrzeit nicht mehr irgendwo anrufe, Leuten die Tür aufhalte oder für einen älteren Menschen im Bus aufstehe.
In London einige unserer Jungs nach dem Theater an der stage door abzupassen gehört für mich durchaus noch zu deren Job, wobei ich bspw. für MM vollstes Verständnis hatte, der sich nicht so viel Zeit nehmen konnte, wie wir es uns vielleicht gewünscht hätten, aber der war nach zwei anstrengenden Vorstellungen an dem Tag total groggy und wollte einfach nur nach Hause. Ich fand´s supersüß von ihm, dass er dennoch ein paar Minuten für uns Zeit hatte, war ihm aber auch nicht eine Sekunde gram, weil er dann schnell verschwand. Genau so hätte ich für jeden anderen Schauspieler Verständnis, der nach einer Theatervorstellung kein meet & greet mit Fans machen möchte, weil er nach getaner Arbeit (und die endet in dem Fall nun mal mit dem Ende des Stücks) lieber zu Frau und Kind fährt.
Denn nur, weil ich sein Gesicht aus dem Fernsehen oder einer Zeitschrift kenne, gibt mir das nicht das Recht, jemandem über seine eigentliche Arbeit hinaus, auf den Keks zu gehen.
Wenn RA also sein Privatleben komplett unter Verschluss hält, kann ich ihn dazu nur beglückwünschen und sagen, dass ich es ganz genauso tun würde.