Nimue hat geschrieben:
Proctor lässt doch seine Mitstreiter nicht sterben- sie haben die Option, ihre eigene Einscheidung zu treffen.
Aufrecht zu sein, für das hehre Konzept der Wahrheit und den eigenen Glauben einstehen klingt wunderbar in der Theorie- aber dafür die Familie zu opfern und die eigenen Kinder leiden zu lassen...
Dafür - als Theorie sozusagen - ist ja so ein Stück da, weshalb auch die Personen (Alter) und ihre Beziehungen (Abigail - Proctor) überformt und nicht realitätsnah abgebildet sind.
Abgesehen davon finde ich die Opferung des eigenen Lebens in jedem Lebensalter einen hohen Preis.
Und natürlich ist Proctor nicht für die Entscheidung der anderen verantwortlich, aber er hat einen Teil von ihnen durchaus aktiv in die Entscheidungssituation gebracht, indem er sie davon überzeugt hat, vor Gericht zu erscheinen, um gegen Abigail und die Mädchen auszusagen. Insofern trägt er schon eine gewisse Verantwortung für ihr Schicksal, z. B. das von Giles.
Ich persönlich hatte im ersten Moment übrigens mehr Probleme damit, dass die reale Elizabeth Proctor relativ schnell wieder geheiratet hat, aber auch da spielt mein Denken als Unbeteiligte und im 20. Jahrhundert sozialisierte Person wohl eine Rolle, die sich dann fragt, ob Elizabeth wirklich so sehr unter der Hinrichtung ihres Mannes leidet und um ihn trauert. Im Sinne Deiner Erinnerung an die Familie ist die Wiederheirat aber in einer Zeit, in der es mehr um Versorgungsehen als Liebesheiraten geht, sicher ein Ausweg und eine Absicherung.